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30.10.2020

KSM-Schülerinnen erfolgreich am Luzerner Poetry Slams WOERDZ 2020

30.10.2020
KSM-Schülerinnen erfolgreich am Luzerner Poetry Slams WOERDZ 2020
Poetry-Slam Halbfinal, Siegerehrung
Bild Legende:
Poetry-Slam Halbfinal, Siegerehrung

Elyne Diener (L5b) und Ghada Mehila (L5b) haben erfolgreich am Luzerner Poetry Slams WOERZ 2020 teilgenommen.

Beim Wort „Literatur“ denken viele zuerst an den Roman und an die entspannte Lektüre auf dem Sofa, am Strand oder an jedem anderen Ort, an dem es ruhig und bequem ist. Zu einer ganz anderen Form der Literatur gehört die Slam Poetry, die nicht für die private Lektüre gedacht ist, sondern an eigens dafür ausgetragenen Wettbewerben, sogenannten Poetry Slams, vorgetragen wird. Die meist jungen Dichterinnen und Dichter erwecken ihre Texte an solchen Veranstaltungen mit ihrem Körper und ihrer Stimme richtiggehend zum Leben: Mit Gestik, Mimik und ihrer Stimme verstärken sie die Bedeutung ihres Textes und versuchen, das Publikum zu fesseln und herauszufordern. Das Publikum hat am Poetry Slam eine ganz eigene Bedeutung. Es klatscht am Ende nicht nur höflich, wie es für andere Veranstaltungen üblich ist, sondern es vergibt an jeden, der vorträgt, Punkte und kürt so einen Sieger des Abends.

Wie schaffe ich es aber, mit meinen Texten das Publikum zu gewinnen? Der bekannte Schriftsteller und Spoken-Word-Künstler Guy Krneta besuchte an zwei Tagen unsere Schule, um mit der Klasse L5b in zwei Doppelstunden genau an dieser Frage zu arbeiten. Im Zentrum des Workshops stand die Produktion eigener Texte. Vielleicht stimmt es, dass ein spannender Text nicht unbedingt ein spannendes Thema und ein witziger Text, nicht unbedingt ein witziges Thema braucht; aber die kreativen, spannenden und witzigen Schreibaufträge von Guy Krneta haben die Texte der Schülerinnen und Schüler richtig beflügelt. Guy Krneta stellte am Anfang folgende Aufgabe: Suchen Sie ein Wort, das Sie in diesem Jahr neu gelernt haben. Notieren Sie fünf Wörter, die zu diesem neuen Wort passen. Schreiben Sie dann fünf Zeilen zu diesen fünf Wörtern.

Dies ist für mich die inspirierendste Form eines Auftrags für kreatives Schreiben: nicht zu offen, aber auch nicht zu einengend; originell, aber von einer persönlichen Erfahrung ausgehend. Ich erwartete in unserem Pandemie-Jahr übrigens eine Fülle von Texten zu Coronaviren, FFP2-Masken usw., aber die vielen neuen Wörter aus dem Chemie- und Biologieunterricht waren den Schülerinnen und Schülern viel näher. Elyne Diener schrieb zum „chemischen Gleichgewicht“: „Wie en Mischig, / us Essig un Öl. / Es wird mir schwindlig, / tanzendes Lichtermeer / reflektiert im Chilegeld.“

Diesen ersten, kurzen Text – einen Fünfzeiler – bauten die Schülerinnen und Schüler zu einem grösseren Text aus. Sie sollten in der Sprache schreiben, die ihnen am nächsten war, und so kamen Texte auf Schweizerdeutsch, Hochdeutsch, Englisch und ein Text sogar auf Arabisch zustande. Guy Krneta stellte ihnen die Wahl der Sprache zum einen frei, weil die Slam-Texte mündliche, für die Aufführung bestimmte Texte sind. Zum anderen stellte er so sicher, dass möglichst nichts das Schreiben behinderte. Gegen mögliche Schreib-Blockaden führte er ausserdem das Prinzip des „automatischen Schreibens“ ein: Die Schülerinnen und Schüler sollten bei ihrem zweiten Text Schreibpausen mit dem Wort füllen, über das sie schrieben (z. B. „chemisches Glichgwicht“).
Die Schülerinnen und Schüler trugen alle Texte in der Klasse vor, und Guy Krneta gab jeder und jedem Tipps nach dem Vortrag: z. B. Pausen zu machen, die die Hörer entlasten oder in Spannung halten; zur besonderen Betonung zu beschleunigen oder zu verzögern.

Die zweiten, längeren Texte fielen durch zwei ganz unterschiedliche Kompositionsprinzipien auf: Die einen erwähnten das Wort, das sie beschrieben, erst am Schluss; die anderen wiederholten das Wort sehr häufig und an prominenter Stelle. Guy Krneta bemerkte, dass Wiederholen und Verschweigen eine ganz andere Wirkung auf das Publikum haben: Ein Wort häufig zu wiederholen, entwertet seinen Gehalt, aber es macht die Hörer aufmerksam auf seinen Klang, die Laute, mit denen Slam-Texte häufig spielen. Indem man einen Begriff nur umschreibt oder nur einmal an prominenter Stelle erwähnt, betont man dagegen seine inhaltliche Bedeutung.

Wichtig ist bei Slam-Texten der Bezug zu einer persönlichen Erfahrung, zum eigenen Ich. Gute Slam-Texte sind persönliche Texte. Für den dritten und letzten Schreibauftrag sollten die Schülerinnen und Schüler über ihren Grossvater, ihre Grossmutter oder einen anderen älteren Verwandten schreiben, und Guy Krneta gab vor, dass sie am Ende einen persönlichen Bezug herstellen: Was bedeutet mir diese Person? Warum mag ich sie, warum bewundere ich sie?

Für den Vortrag dieser dritten Texte simulierte die Klasse einen richtigen Poetry-Slam-Wettbewerb mit Jury und Akklamation. Es gab Applaus, und die Texte wurden benotet wie an einem richtigen Slam, nur mit einem kleinen Unterschied: Jury und Vortragende waren alle natürlich gut miteinander bekannt, und die Note drückte häufig mehr aus als nur die Qualität und Popularität eines Textes.

Zwei Schülerinnen hatten Lust auf mehr und nahmen am Halbfinal des Luzerner Poetry Slams WOERDZ 2020 (www.woerdz.ch) teil, von dem die Fotos stammen.

Text: Peter Dürmüller
Foto: Stefan Graber

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