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07.11.2018

Bruchstellen und Unsicherheiten

07.11.2018
Heiner Weidmann, Deutsch, Philosophie «Wenn ich gewusst hätte, dass ich 33 Jahre lang bleibe, wäre ich sofort weggerannt», sagt Heiner Weidmann rückblickend, «doch in diesem Beruf kannst du nicht ...
Heiner Weidmann
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Heiner Weidmann, Deutsch, Philosophie

«Wenn ich gewusst hätte, dass ich 33 Jahre lang bleibe, wäre ich sofort weggerannt», sagt Heiner Weidmann rückblickend, «doch in diesem Beruf kannst du nicht wählen, wo du landest.» Heiners Sätze sind prägnant, pointiert, gewählt, man möchte fast sagen: geschliffen, doch das wäre zu abgewetzt für jemanden, der sich wie er so intensiv mit Sprache, Literatur und Philosophie beschäftigt hat.

Bevor er 1985 aus dem noch leicht lodernden Zürich an die Kantonsschule kam, war er lange in den USA und in Paris, wohin es ihn aus Interesse an der Philosophie gezogen hatte und wo er fortan forschte und seine Habilitationsschrift schrieb. Zurück in der Schweiz publizierte er weiter als Wissenschaftler und war Privatdozent an der Universität St. Gallen – wohlgemerkt neben seiner Tätigkeit als Deutschlehrer an der Kantonsschule Zug.

Die Kantonsschule Zug, das war eine spannende, neue Schule, erinnert sich Heiner. Es herrschte Umbruchstimmung, Zukunft lag in der Luft. Und so blieb er – nicht, weil er mit der Schule einverstanden war, sondern weil er sie mitprägen, ändern wollte. Denn Schule sollte aus seiner Sicht etwas Gestaltbares sein. In der Folge engagierte er sich in diversen Kommissionen und amtierte zehn Jahre lang als Fachvorstand. Es war eine herausfordernde, eine gute Zeit.

So wie Zürich nun nicht mehr brennt, so gibt es an der Schule heute, wie Heiner findet, zu wenige, die von einer Idee von «Bildung» geleitet werden. Die Institution Schule sei nun vielmehr ein «Verwaltungsapparat» und damit kann er nicht mehr viel anfangen. Dafür ist er umso dankbarer, dass er als Lehrperson immer sehr grosse Gestaltungsfreiheiten hatte. Oder sich diese einfach nahm. Denn für ihn ist die Routine eine Last, etwas Gefährliches. Sein Unterricht ist darum von viel Freiheit und Offenheit geprägt. Ihn interessieren die Bruchstellen, die Zwischenräume und Unsicherheiten, nicht das Offensichtliche, das Kontrollier- oder Abrufbare. Nur wenn man Fragen stellt, auf die man noch keine Antwort weiss, erfährt man Neues, sagt er. Aus diesem Grunde ist er auch Lehrer geblieben – und froh darüber.

Das Prinzip der grösstmöglichen Freiheit gilt auch im Hinblick auf seine Pensionierung: Er will die Dinge einfach mal auf sich zukommen lassen. Wieder eine Sprache lernen, wieder schreiben und malen und Zeit haben für sein Enkelkind. Die (de-)konstruktiven Gespräche und Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern werden ihm jedenfalls fehlen.

Text: Simona Skrout

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