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07.11.2018

Dokumentarfilmerin

07.11.2018
Claudia Van Wezemael, Bildnerisches Gestalten Traum Dokumentarfilmerin - doch das Leben kam anders Lange Zeit kannte ich von Claudia Van Wezemael nur ihre dezente, leicht distanzierte Eleganz, ...
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Claudia Van Wezemael, Bildnerisches Gestalten

Traum Dokumentarfilmerin - doch das Leben kam anders

Lange Zeit kannte ich von Claudia Van Wezemael nur ihre dezente, leicht distanzierte Eleganz, bis ich einmal, eher zufällig, in ihrem Schulzimmer war. In ihrem Reich ist sie eine genaue Beobachterin, die ermutigt, zuweilen auch eine strenge und fordernde Lehrerin. Eine, die auch das Unmoderne, Undigitale noch wagt. Sie sei aber lockerer als früher, könne mehr zulassen, reflektiert sie. In der Fachschaft und an der Schule habe sie sich immer wohl gefühlt, Arbeit und Privates aber klar getrennt.
Seit 25 Jahren unterrichtet Claudia an der Kanti. Die Institution, der ganze Betrieb habe sich beschleunigt, es fehle an Ruhe. Der Beruf sei immer noch toll. Wenn er nicht vom Computer gefressen wird, würde sie ihn wieder wählen. Das war nicht immer klar: Eigentlich wollte sie Dokumentarfilmerin werden, war an den Solothurner Filmtagen zusammen mit ihrer Kollegin Vreny Van Shipley prämiert worden und hat sich daraufhin in München an der Filmschule angemeldet. Dann wurde sie schwanger mit Zwillingen, und alles kam anders. Aber gut, schmunzelt sie. Im Gespräch zeigt sie sich, diskret und bescheiden bleibend, als sozial sehr engagierte, grosszügige und grossherzige Person, eingebunden in einer riesigen Familie, mittlerweile Grossmutter von acht Enkeln. Durch die Kinder und deren Berufe habe sie eine Horizonterweiterung erfahren. Immer berufstätig, hat sie eine Patchworkfamilie grossgezogen, mit Kindern, die zum Teil spezielle Bedürfnisse hatten. Ein Rollenspagat, der ihr auch im Rückblick noch anstrengend vorkommt. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie bleibe noch eine wichtige Aufgabe für die Gesellschaft – unsere Schule nicht ausgenommen.
Bitter? Nein, dankbar, wie gut sie es habe: Seit bald vier Jahren ist Claudia Asylbegleiterin von drei Frauen aus Togo, Afghanistan und Eritrea. Angefangen hat es mit ein bisschen Deutschunterricht, unterdessen hilft sie beim Arbeitsuchen, im Umgang mit den Behörden, in Krisenmomenten. Diese Aufgabe möchte sie beibehalten, sie sei menschlich so reich. Und die eigene Familie und der Ehemann sind ja auch noch da! Claudia freut sich nun auf die neue Freiheit, die gemeinsame Zeit und endlich nur ein Ding aufs Mal zu machen, statt ständig mehrspurig zu fahren. Sie möchte den Kopf frei halten, nicht organisiert werden und spontan entscheiden loszufahren - zum Beispiel nach Antwerpen zu ihrem „Pied à terre" - oder mehr Zeit zum Lesen haben. Oder wer weiss, vielleicht beginnt sie wieder zu malen, wenn das Atelier entrümpelt ist.

Text: Esther Hasler

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