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14.11.2018

Schlusspunkt

14.11.2018
Vielleicht waren sie schlicht zu langweilig, die Schwerpunkte, wer weiss. Zu absehbar, zu brav, zu befangen. Vielleicht genügten sie ihrem eigenen Anspruch nicht. Brachten nicht genug Gewicht auf ...
Boden- und Lichtplatten
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Vielleicht waren sie schlicht zu langweilig, die Schwerpunkte, wer weiss. Zu absehbar, zu brav, zu befangen. Vielleicht genügten sie ihrem eigenen Anspruch nicht. Brachten nicht genug Gewicht auf die Waage. Flatterten ungelesen ins Altpapier. Jedenfalls will man sie nicht mehr. Sie gehören zum Unwichtigen, man hat sie gewogen und für zu leicht befunden. Um den Inhalt ging es dabei kaum.

Dabei gehören Publikationen wie der Falter sehr wohl zum Kerngeschäft, dem Unterricht. Dieser kann nicht funktionieren ohne jene Ebene, auf der man nachdenkt über das eigene Tun. Eine Schule ist nur dann gut, wenn sie ihre Arbeit laufend überprüft und weiterentwickelt. Sonst wird Unterricht zum Blindflug. Die Publikation der Kantonsschule Zug war immer auch eine öffentliche Reflexion dieses Tuns. Wer den Schwerpunkt las, bekam mit, wie sich Lehrpersonen und Schulleitung Gedanken machten über die Jugendlichen, zu den Fächern, zur Institution Gymnasium. Natürlich geschah das nicht nur im Falter, aber dort auch.

Schwerpunkte setzen war nicht nur ein Anliegen des Falters, es ist auch ein Strukturmerkmal gymnasialen Unterrichts. Vertiefen, differenzieren und hinterfragen erfordert eine bestimmte Haltung:
den Wechsel vom Surfen zum Forschen, vom Konsumieren zur Eigenleistung. An die Stelle von Informationsflut treten Langsamkeit und Gründlichkeit. Das braucht Zeit und gezieltes Weglassen. Lernen, das in die Tiefe geht, ist exemplarisches Lernen. Es braucht den anschliessenden Transfer, die Übertragung von Gelerntem auf andere Gebiete. Dabei entsteht auch ein Bewusstsein für die Grenzen dieses Übertragens, für die Singularität der historischen Situation, des Ökosystems, des Kunstwerks.

Zu einem echten Schwerpunkt gehört Selbstkritik. Am Gymnasium steht vieles dem schwerpunktorientierten Lernen entgegen. Man kann nicht einfach die Schuld auf die schnelllebige Zeit schieben. Die Gegenwart, das lernt man am Gymi, wurde zu jeder Zeit als schnell empfunden. Deshalb sind Schwerpunkte von jeher eine Bildungsaufgabe. Es bringt auch nichts, die angebliche Oberflächlichkeit der Jugendlichen zu geisseln, solange Schulstrukturen solches Lernverhalten begünstigen. Hier gibt es noch viel Entwicklungspotential. Es geht um bewusste Konzentration. Dabei zeigt sich: Vertiefung bedeutet Anstrengung.
Nicht selten stöhnen die Lernenden, wenn sie angehalten werden zu hartnäckigem Fragen, zu Präzision im schriftlichen  Ausdruck, zu sportlichem Durchhaltevermögen. Aber nie wirkt Lernen befriedigender als in solcher Vertiefung.

Ein letzter Schwerpunkt zum Schwerpunktbilden – das also ist der Schlusspunkt. Bisherige Themen reichten von der Studienreife bis zu den Naturwissenschaften, vom Maturitätsniveau bis zum Berufseinstieg. Unsere Schwerpunkte boten aus erster Hand Einblick in den gymnasialen Schulalltag und in den Unterricht. Doch diese Perspektive ist kein Selbstzweck. Der Falter fehlt erst dann, wenn ihn jemand vermisst.

Text: Andreas Pfister

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