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30.03.2020

Älter werden – Fluch und Segen

30.03.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 30. März 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 30. März 2020

Vor zehn Jahren konnte ich eine Woche vor meinem Geburtstag kaum mehr schlafen. Ich brannte regelrecht auf den Tag, an dem ich offiziell ein Jahr älter wurde. Als der Tag endlich da war, war es eines der besten Gefühle, die ich je erlebt hatte. Für mich war jeder Geburtstag ein Schritt Richtung Erwachsensein.

Ich bin das älteste Kind der Familie und von Jahr zu Jahr durfte ich immer mehr, darauf war ich unglaublich stolz. Mit jedem Jahr wurde ich reifer. Leider erlosch damit auch die Vorfreude auf den Geburtstag und auf das Älterwerden, was ich sehr schade finde. Ich würde viel dafür geben, ein paar Jahre zurückreisen zu können, um noch einmal einen solchen Tag zu erleben.

Mit dem Älterwerden kamen zwar neue Möglichkeiten und angenehme Privilegien dazu, aber auch Erwartungen. Dadurch wurde ich immer mehr gestresst und hatte gar keine Zeit mehr, um mich so auf meinen Geburtstag zu freuen wie früher. Dieses Jahr hatte ich schon Geburtstag und der Tag hat sich zu einem grossen Teil angefühlt wie jeder andere. Ich musste in die Schule und hatte sogar eine Mathematikprüfung, was hiess, dass ich auch keine Zeit hatte, um mich am Wochenende zu freuen. Das Leben ging ganz normal weiter, bis ich am Abend mit meiner Familie feiern konnte. Je älter man wird, desto weniger Zeit hat man also, um sich darauf zu freuen. Zudem fühlt sich ein einzelnes Jahr mit zunehmendem Alter auch immer kürzer an.

Ich habe das Glück, noch jung genug zu sein, um mich darauf zu freuen, älter zu werden. Das hält sicher noch an, bis ich volljährig bin, denn dann ist mir nichts mehr verboten aufgrund meines Alters. Vielleicht hält es auch noch etwas länger an, nämlich bis die ersten körperlichen Beschwerden auftreten, was hoffentlich noch ein Weilchen dauert. Ich denke, die meisten Leute wollen nicht alt sein, weil man nur noch älter und schwächer wird. Auf der anderen Seite heisst das auch, dass man heute so jung ist, wie man es nie mehr sein wird. Wenn man also noch etwas ausprobieren will – und dazu ist es nie zu spät – ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.

Hinweis
In der Kolumne U20 äussern sich die Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule zu einem frei gewählten Thema.

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