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27.04.2020

Ausser Kontrolle

27.04.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 27. April 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 27. April 2020

Konzentriert löse ich eine Aufgabe nach der anderen, um für die Mathematikprüfung gut vorbereitet zu sein. Der abschweifende Blick zu meinem iPhone erfolgte bereits nach wenigen Minuten das erste Mal. Nach einer halben Stunde kann ich beim besten Willen nicht mehr widerstehen. Mit einem schlechten Gewissen scrolle und like ich mich durch die Social Media. Es interessiert mich nicht im Geringsten, ob Katrin mit ihrem Hund spazieren war, Roman seit drei Monaten den Vegi-Lifestyle lebt oder ob Bernd an einer Klimademo war. Dennoch ist es unerklärlich verlockend, die Zeit so vergehen zu lassen.

Der unbewusste Griff zum Handy kommt immer öfter. Man sitzt alleine im Bus, ist von den vielen «Franzwörtli» überlastet, wartet auf das Essen im Restaurant oder geduldet sich, bis der Tatort nach all den Werbesequenzen anfängt. Dies alles sind verführerische Gelegenheiten, um das «Zücken» geschehen zu lassen. Wenn ich Sie frage, wie oft Sie täglich auf Ihr Handy schauen, würden viele von Ihnen wahrscheinlich sagen, dies geschehe ab und zu, vielleicht 15- bis 20-, höchstens 30-mal pro Tag. Ein deutscher Forscher fand heraus, dass wir unser Handy durchschnittlich 88-mal pro Tag aktivieren. Ausgehend davon, dass ein Mensch acht Stunden schläft, würde man alle elf Minuten aufs Handy schauen. Wann und wieso geschehen die 58 von Ihnen nicht erwähnten Aktivierungen?

Der unbewusste Drang, einen kurzen Blick auf sein Smartphone zu werfen, findet seinen Ursprung in ausgeklügelten Algorithmen, die das Fundament für den unermesslichen Erfolg der zahlreichen Apps bilden, die man auf dem Handy hat. Um diesen Drang so häufig wie möglich zu befriedigen, ist es zur Gewohnheit geworden, sein Mobilgerät immer und überall mit sich zu tragen. Von der Digitalisierung zunächst aufgebaut und später vorangetrieben, ist dieses Verlangen zu einem omnipräsenten, gesellschaftlichen Problem herangewachsen. Abschliessend behaupte ich darum, dass dies die aktuell meist verbreitete Sucht des 21. Jahrhunderts ist.

Hinweis
In der Kolumne U20 äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema.

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