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24.01.2022

Do you «like» me?

24.01.2022
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 24. Januar 2022

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 24. Januar 2022

Es ist Donnerstagmorgen 11 Uhr, und ich habe bereits meinen fünfunddreissigsten Like von heute vergeben. Kurz nachdem mein Wecker geklingelt hat, checke ich mein Handy. Was ist auf Social Media passiert? Wer hat etwas Neues gepostet? Und schon beginnt es. Ich scrolle völlig automatisch durch Instagram und Tiktok. Einen Like hier und einen Like da. Wieso? Weshalb habe ich dieses Bedürfnis? Like ich den Post, weil er mir gefällt oder nur weil ihm bereits tausende andere Menschen einen Daumen nach oben gegeben haben?

Jeder mag es, Likes zu erhalten. Das Handy wird deshalb, nachdem man etwas gepostet hat, im Minutentakt gecheckt. Die Aufmerksamkeit tut gut, obwohl sie nur sehr kurzfristig ist. Wenn ich einen Like erhalte oder vergebe, wird das Belohnungszentrum meines Gehirns aktiviert. Dies geschieht sonst etwa bei Gedanken an Geld, bei Glücksspielen oder beim Konsumieren von Alkohol. So entsteht fast schon eine Sucht, ein Verlangen nach der ständigen Bestätigung unserer «Freunde», und wir können uns eine Welt ohne sie kaum mehr vorstellen. Doch wie problematisch das System ist, zeigt sich, wenn wir uns überlegen, was wäre, wenn es Likes auch im echten Leben gäbe. Ich würde durch die Zuger Strassen spazieren, während mein persönlicher «Likecount» über meinem Kopf schwebt. Jeder, der an mir vorbeigeht, kann mir einen Daumen nach oben geben und mich liken. Auf Social Media kann jeder meine Beiträge sehen und weiterscrollen, ohne diese zu liken. Ich werde nie etwas davon erfahren. In der Zuger Altstadt wären «Liker» nicht mehr anonym und hinter dem Screen versteckt. Geht jemand an mir vorbei und gibt mir keinen Like, merke ich das sofort. Dies hätte möglicherweise einen prägnanten Einfluss auf meine Gefühle und im Extremfall auf meine mentale Gesundheit.

Wäre eine Welt ganz ohne Likes nicht die sinnvollere und angenehmere Lösung? Die oberflächliche Beurteilung würde an Wert verlieren, und der enorme Druck der heutigen Gesellschaft fiele von uns ab. Zudem würde der teils herrschende Konkurrenzkampf in den Sozialen Medien wegfallen. Wer würde diese Idee nicht «liken»?

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen.

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