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19.10.2020

Heimat(en)

19.10.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 19. Oktober 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 19. Oktober 2020

Als ich vor vielen Jahren mit meinen Eltern in die Schweiz zog, war mir sonnenklar, dass ich hier nicht lange bleiben und so schnell wie möglich zurück nach Österreich ziehen würde. Zumindest war das meine Antwort auf die Frage, «wo ich denn später leben möchte». Damals war ich der festen Überzeugung, dass man nur einen Ort sein Zuhause nennen kann, und dass man den Begriff Heimat nicht im Plural verwenden darf.

Sich an eine neue Umgebung zu gewöhnen, kann anfangs für jeden schwer sein. Zumindest traf das auf mich zu. Obwohl ich die Sprache schon früh beherrschte und schnell Freunde fand, dauerte es doch eine Weile, bis ich mich hier zu Hause fühlte. Alles war anders. Nicht einmal das Essen schmeckte gleich.

Ich fing an, mich zu verändern. Auch wenn dieser Prozess unbewusst passierte, hatte er einen enormen Einfluss auf die Entwicklung meiner Persönlichkeit. Eine Zeit lang hatte ich das Gefühl, an keinen der Orte zu passen. Denn obwohl ich Österreicherin bin, hat mich die Schweiz geprägt und verändert, wodurch ich – eben unbewusst – eine neue Identität annahm, ohne wirklich Schweizerin zu werden und ohne meine österreichischen Wurzeln zu verlieren.

Mit der Zeit entwickelte ich neue Gewohnheiten, wurde mit der Kultur vertraut und begann, das neue Land zu lieben und schätzen. Ich entdeckte die guten Seiten der Schweiz. Angefangen bei der viel besseren Infrastruktur bis hin zur Bildung, durch die man unglaublich viele Möglichkeiten im späteren Leben hat. Zwar behauptet man von den Schweizern, sie seien viel zu strikt und überpünktlich, ich finde aber die Ordnung, die in diesem Land herrscht, sehr lobenswert.

An zwei Orten aufzuwachsen und verstanden zu werden, ist heutzutage für viele normal und doch besonders. Man bekommt als Kind die Möglichkeit, sich in eine ganz eigene Richtung zu entwickeln und Einblicke in verschiedene Kulturen und Länder zu bekommen. Die Heimat beschreibt den Ort, an dem man sich sicher fühlt. Er gibt das Gefühl von Beständigkeit und Anerkennung. Es ist der Ort, zu dem man immer wieder zurückkehren kann.


Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema. 

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