Navigieren auf Kantonsschule Zug KSZ

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
05.11.2020

Kantilehrer sehen einen IT-Notstand

05.11.2020
Lehrer an der Kantonsschule Zug sprechen von einem desolaten Zustand der IT. Das stimme nicht, sagt die Regierung - Beitrag in der Zuger Zeitung vom 5. November 2020
Bild Legende:
Bild: Stefan Kaiser (Zug, 19. August 2020)

Lehrer an der Kantonsschule Zug sprechen von einem desolaten Zustand der IT. Das stimme nicht, sagt die Regierung.

Es ist an der Kanti Zug spür- und erlebbar: Der Leserbrief von Jeannette Baumann und Richard Schicker zur «desolaten IT-Situation an der KSZ» spricht den Lehrpersonen aus dem Herzen und verschafft ihnen Gehör im Bemühen um bessere Rahmenbedingungen im Prozess der schulischen Digitalisierung. Im Gespräch erörtern Vertreter der Lehrerschaft das Problem vertieft. Wahrgenommen und gehört fühlen sich die Lehrer der KSZ mit ihren Problemen im IT-Bereich nämlich nicht. «Ganz im Gegenteil. Seit der vom Kanton beschlossenen Sparmassnahmen fühlen wir uns alleine gelassen. Uns fehlt es massiv an technischer Unterstützung », schildert Baumann, langjährige Wirtschafts- und Rechtslehrerin an der KSZ. Das bezeugen auch die beiden KSZ-Lehrer André Stäger, Co-Präsident des Lehrerkonvents, und Annatina Plattner, Mitglied der Arbeitsgruppe AG ICT.

Zur Einordnung: Vor knapp drei Jahren entschied der Regierungsrat, in Anbetracht der knappen finanziellen Ressourcen und aufgrund einer neuen IT-Strategie bei den kantonalen Schulen im Bereich der IT 1,1 Millionen einzusparen. Den Löwenanteil dieser Sparmassnahme, konkret rund 0,9 Millionen, hatte die Kanti Zug zu tragen.

Nur eine IT-Fachperson für die ganze Kantonsschule
Die drei Lehrpersonen führen die Probleme aus. So haben aufgrund des IT-Abbauprozesses langjährige, äusserst wertvolle KSZ-Informatiker ihren Posten geräumt. Die Folge: Aktuell ist nur ein IT-Fachkundiger vor Ort, wenn Schüler oder Lehrer mit technischen Problemen zu kämpfen haben. «Was nicht zu stemmen ist. Deshalb wird ein Grossteil dieser Probleme auf uns Lehrer abgewälzt», beschreibt André Stäger. Jeannette Baumann schiebt nach: «Mit dem Lösen technischer Probleme sind wir Lehrerinnen und Lehrer einerseits überfordert, andererseits leidet der Unterricht darunter.» Kernaufgabe der Lehrer sei schliesslich der Unterricht, die Ausbildung der Schülerinnen und Schüler. Die technischen Schwierigkeiten häufen sich gemäss den Lehrern auch deshalb, weil an der Kantonsschule auf Bring Your Own Device (BYOD) umgestellt wurde. Die Schüler bringen ihren eigenen Laptop mit in den Unterricht. «Das da nicht immer alles auf Anhieb funktioniert, ist klar», ist sich Plattner sicher, «aber genau deshalb wären genügend Fachkräfte so wichtig.»

«Die KSZ verfügt nach wie vor über die Mittel für eine gute und verlässliche IT.»

Stephan Schleiss
Bildungsdirektor

Die Lehrer müssten ihr eigenes Gerät mitbringen, um Unterricht halten zu können. «Das ist nicht haltbar. Immerhin ist das unser Arbeitsgerät und sollte deshalb auch vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden», findet Baumann. Für die IT Geräte stehen einem Lehrer im Vollzeitpensum 750 Franken pro drei Jahre zur Verfügung – wer weniger als 80 Prozent arbeitet, bekommt nur einen Teil des Betrags. Die Coronapandemie und das Homeschooling im Frühling haben die Situation nicht entschärft. «In jener Zeit wurde deutlich, dass seitens der Lehrerschaft grosse Bereitschaft herrscht, sich auf die Digitalisierung einzulassen, aber Unterstützung von Seiten des Arbeitgebers fehlt», erinnert sich Stäger vom Lehrerkonvent zurück.

Gemäss den Lehrpersonen gibt es also an allen Ecken Baustellen im IT-Bereich wegen der Sparmassnahmen. So seien sie zudem angehalten, möglichst kostenlose Programme zu nutzen, nur Office365 und Adobe sowie die Lernplattform Moodle werden zur Verfügung gestellt. «Für fachspezifische Programme steht aber anders als früher kein IT-Budget mehr zur Verfügung», so Baumann. «Es ist schade, denn vor zehn Jahren hatte die Kantonsschule Zug eine Vorreiterrolle im IT-Bereich. Aufgrund der Sparmassnahmen ist das weggebrochen», bedauert Plattner.

Bis heute sei beispielsweise auch ungeklärt, wie Prüfungen auf den eigenen Geräten durchgeführt werden sollen, ohne dass für die Schüler eine Möglichkeit zu schummeln besteht. «Natürlich gibt es Programme, die einen Prüfungsmodus ermöglichen. Aber jene probieren wir in der AG ICT erst aus», so Plattner. «Hier spinnt sich das Muster weiter: Die Lehrer testen Programme aus, obgleich das eindeutig in die Hände von IT-Spezialisten gehört», kommentiert Baumann. «Dadurch fehlt uns Lehrpersonen die dringend notwendige Zeit für die methodisch-didaktische und pädagogische Umsetzung von BYOD im Unterrichtsalltag.»

Regierung sieht in der IT-Situation keinen Notstand
Der Unmut ist spürbar gross, das politische Entgegenkommen gering. Das jedenfalls sagen die Lehrpersonen. Wie steht die Zuger Regierung zu den Vorwürfen? Bildungsdirektor Stephan Schleiss schiebt vorneweg, dass die strategischen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Schul-IT für alle kantonalen Schulen dieselben seien. «Das ist der Kerngedanke der gemeinsamen IT-Strategie», führt er auf Anfrage aus. Auf die Frage, weshalb der Kanton den Lehrpersonen keine Laptops zur Verfügung stellt, verweist er darauf, dass BYOD ebenfalls auf die gemeinsame IT-Strategie der kantonalen Schulen zurückgehe. Den Vorwurf, dass der Kanton mit BYOD grundsätzlich Ressourcen sparen wolle, da Lehrer und Schüler ihre eigenen Geräte mitbringen müssen, weist Schleiss zurück: «Die heutigen Entschädigungen für die Lehrpersonen sind angemessen und interessant, weil die Geräte privat sind und voll genutzt werden können, inklusive Software.» Die Lernkurve der Schüler und Lehrerschaft sei bei der Umstellung auf BYOD sicher steil, was auch die Erfahrungen von BYOD-Pionierschulen im Kanton Zug, des KBZ und LBBZ, zeige. «Der Kurswechsel verlief auch dort nicht ohne Rumpler, aber man hat rasch und geführt einen guten Umfang gefunden.»

In Bezug auf die Abgänge der IT-Fachkräfte räumt er ein: «Der Umbau ist aufgrund dieser Abgänge und der Grösse der Schule eine Herausforderung für die Schulleitung und die Lehrpersonen. Die KSZ verfügt nach wie vor über die Mittel für eine gute und verlässliche IT.» Das gelte auch für die Programme, so seien Opensource- Programme pädagogisch nicht falsch und finanziell attraktiv. «Zudem: Wenn mit elektronischen Lehrmitteln gearbeitet wird, wird das nicht an die IT-Kosten angerechnet», betont Schleiss. Abschliessend sagt er: «Es geht nicht um Prestige, sondern um eine gute und verlässliche Schul-IT.» Gegenüber den hohen Kosten habe es seitens Kantons-IT immer ein Unbehagen gegeben. «Von dort kam auch der Sparvorschlag. Eine vertiefte externe Analyse zeigte anschliessend das Sparpotenzial auf.»

Thema wird im Kantonsrat aufgegriffen
Politisch dürfte die IT-Situation an den kantonalen Schulen noch ein Thema bleiben. So reichten die drei CVP-Kantonsräte Thomas Meierhans (Steinhausen), Heinz Achermann (Hünenberg) und Anna Bieri (Hünenberg) ein Postulat ein mit der Forderung, «Massnahmen zu ergreifen und die finanziellen Mittel zu sprechen, dass die IT an den kantonalen Schulen wieder auf ein zu erwartendes Niveau ausgebaut wird.» Ähnlich wie die Lehrpersonen fordern sie, dass die Lehrer mit Geräten auszurüsten seinen und weitere Stellen im IT-Support zu bewilligen seien.

Auch die ALG-Fraktion zeigt Interesse an der IT-Situation kantonaler Schulen und hat deshalb eine Interpellation eingereicht, in welcher sie Fragen zu Unterschieden bei kantonalen Schulen, dem Budget für die IT an kantonalen Schulen und der Weiterentwicklung stellen. Insbesondere auch die Erkenntnisse aus dem Lockdown interessiert die Interpellanten.

Text: Vanessa Varisco

Weitere Informationen

hidden placeholder

hidden placeholder

Lehrer beschweren sich über IT-Situation

Zufrieden sind die Lehrer an der Kantonsschule Zug mit einer Sache überhaupt nicht, nämlich der IT-Situation an ihrem Arbeitsplatz. Vertreter der  Lehrerschaft beschweren sich im Gespräch mit unserer Zeitung insbesondere darüber, dass sie für den Unterricht ihre eigenen Laptops mitbringen müssen. Auch ein Mangel an Unterstützung sei spürbar: So gibt es für die ganze Schule nur einen IT-Spezialisten im Hause. Was zur Folge hat, dass die Lehrpersonen sich selber an neuen Programmen versuchen sowie die technischen Probleme lösen, die zeitweise auftreten. Der Zustand sei «desolat», Grund dafür seien insbesondere die Sparmassnahmen. Dem widerspricht der Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss. Die Kantonsschule verfüge nach wie vor über genügend Mittel für eine gute und verlässliche IT. Die Situation dürfte auch im Kantonsrat Thema werden wegen eines Postulats der CVP.

Fusszeile

Deutsch