Navigieren auf Kantonsschule Zug KSZ

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
17.12.2018

"Klub der jungen Dichter: Die Mutprobe

17.12.2018
Noelia Krull aus aus Baar erzählt im "Klub der jungen Dichter", wie aus einer gewonnenen Wette auch eine Lehre fürs Leben resultiert - Beitrag in der Luzerner Zeitung vom 17.12.2018
Noelia Krull
Bild Legende:

Noelia Krull aus aus Baar erzählt im "Klub der jungen Dichter", wie aus einer gewonnenen Wette auch eine Lehre fürs Leben resultiert.

Nachts um halb vier schreckte ich hoch. Und mir wurde klar, dass ich tief im Schlamassel steckte. Ich hatte gestern mit Max und seiner Clique eine Wette abgeschlossen: Wenn ich mich traue, von einem fünf Meter hohen Felsen zu springen, werde ich in seiner Clique aufgenommen und nicht mehr «die kleine Ronja» genannt. Springe ich nicht, muss ich weiterhin mit den «tussigen» Mädchen aus meiner Klasse spielen. Aber ich musste mich beeilen, denn um halb sechs sollte ich beim grossen Felsen sein.

Ich stehe jetzt mit Max und seiner Clique vor der Felswand. Max sagt herausfordernd: «Hey, kleine Ronja, traust du dich, den fünf Meter hohen Felsen hinaufzuklettern und danach hinunter in den See zu springen? Oder willst du einen Rückzieher machen? » – «Ähm ..., ja klar schaffe ich das», antworte ich kleinlaut. «Dann los! Auf was wartest du noch?», drängelt nun der Junge im roten T-Shirt. Ich gehe mit zitternden Beinen an die steile Felswand. «Was habe ich mir da nur eingebrockt?!», frage ich mich leise. Ich spreche mir Mut zu und fange an zu klettern. Nach zwei Metern rutsche ich an einem lockeren Stein aus und falle zurück auf den Boden. «Oh, hat sich Ronjalein wehgetan?», hänselt Max und alle lachen. «Nicht weinen, ich schaffe das!», probiere ich mir zuzureden. Ich klettere trotz aufgeschürftem Knie weiter und probiere den Schmerz zu ignorieren. Wie durch ein Wunder schaffe ich die ersten vier Meter ohne Unterbruch. Aber dann verlässt mich plötzlich meine Kraft. Ich zittere vor Erschöpfung am ganzen Körper. Meine Hände sind feucht. Ich hoffe, dass ich trotzdem an den Steinen den nötigen Halt finde. Ich probiere meine Tränen so gut wie es geht zurückzuhalten. «Jetzt bin ich schon so weit gekommen. Ich darf nicht aufgeben», rede ich mir beruhigend zu. Ich schaffe weitere drei Kletterzüge.

Endlich bin ich oben angekommen. Puh, ich habe es doch noch mit letzter Kraft geschafft! Stolz stehe ich auf. Aber da holt mich die Realität ein. Jetzt wartet ja schon die zweite Herausforderung: der Sprung ins Wasser. Immer wieder frage ich mich: Wie habe ich mich auf diese Wette einlassen können? Eine Pause wäre ganz nett gewesen. Aber am besten bringe ich es gleich hinter mich. Bevor mich meine Kraft und mein Mut noch ganz verlassen. Ja, nicht so lange nachdenken und einfach springen. Ich wage mich an den Abgrund heran. «Ich schaffe das. Dies haben auch schon andere gewagt und überlebt. Also ist es machbar», beruhige ich mich. Nun nehme ich das letzte Mal einen tiefen Atemzug, schliesse die Augen und springe!

Weitere Informationen

hidden placeholder

hidden placeholder

Fusszeile

Deutsch