Navigieren auf Kantonsschule Zug KSZ

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
13.12.2016

Klub der jungen Dichter - Hallo Lindsey

13.12.2016
Artikel in der Zuger Zeitung vom 7. Dezember 2016

Hallo Lindsey - Klub der jungen Dichter

.
Bild Legende:
.

Wir hatten uns seit der Sache von damals nicht mehr gesehen. Und plötzlich sassen wir uns im Zug gegenüber. Ich blickte geradeaus und sah ihm in die Augen. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. «Hallo Lindsey.»

24 Stunden früher:

«Lauf!», schrie mir Samuel entgegen. Ich rannte, so schnell ich konnte. Was schwer war, denn durch den schweren Rucksack, den ich auf dem Rücken trug, sackte ich bei jedem Schritt in die Knie. Ich blickte zurück. Alles schien ruhig. Die Stadt lag in der Dunkelheit hinter uns, und die kleinen Schneeflocken nieselten vom Himmel. Doch auf einmal störte ein Geräusch das friedliche Bild der im Schnee liegenden Stadt. Es war eine Sirene. Sie schien ganz weit weg zu sein, doch mit jeder Sekunde wurde das Heulen lauter. Ich erstarrte. In meinem Magen rumorte alles, ich hatte das Gefühl, jeden Moment zu einer Salzsäule zu erstarren. «Lindsey, lauf weiter!», rief Samuel mir ins Ohr. Er packte mich am Arm und zog mich weiter. Ich zog meinen Schal über Nase und Mund und hechtete los. Zu schnell hat die Polizei uns eingeholt, zu schnell sind sie aus dem Auto gesprungen. Zu schnell hatten sie uns umzingelt und gepackt. Samuel versuchte zu entkommen, doch eine dicke, zwei Meter grosse Polizistin packte ihn an den Haaren. Er verzog sein Gesicht, es sah aus, als hätte er Schmerzen. Doch als ich in Samuels Augen blickte, konnte ich seine Angst erkennen. Er sah zu mir rüber und versuchte, mir Mut zu machen. Doch erst jetzt merkte ich, dass es aus war. Wir hatten verloren. Ich wollte aber nicht aufgeben! Ein kleines bisschen Hoffnung hatte ich noch. Ich könnte entkommen. Ich riss mich los, holte aus und trat dem kleinen Polizisten, der mich festgehalten hatte, in den Bauch und rannte los. Er versuchte mich zu packen, doch ich schlug um mich und rannte weiter. Doch schon bald hatte mich eine Polizistin eingeholt und schlug mir ins Gesicht. Ich taumelte zu Boden und schrie auf. Meine Nase pulsierte, und das Blut tropfte in den Schnee. Als Samuel sah, wie ich behandelt wurde, versuchte er mir zu helfen. Er trat um sich, doch ein weiterer Polizist eilte seiner Kollegin zu Hilfe und legte Samuel Handschellen an. Er wurde zu einem Auto gebracht. Als sie ihn ins Auto setzen wollten, verdrehte er seinen Kopf und versuchte, mir in die Augen zu sehen. Doch vor Schmerz sah ich alles verschwommen, und heisse Tränen rollten über mein Gesicht. Ich wurde hochgerissen, zum Auto geschleift und reingeschmissen. Ich kam mir vor wie ein Stück Müll, das man wegwarf. «Ihr zwei seid vorläufig festgenommen. Euch wird vorgeworfen, in eine Fabrik eingebrochen zu sein. Alles, was ihr jetzt sagt, kann gegen euch verwendet werden.» Der Kommissar warf mir einen müden Blick zu. Ich blickte weg. Die Autotüren wurden geschlossen, und wir fuhren los.

«Und Cut», erklang die Stimme des Regisseurs Leo. Mein Blick entspannte sich, und ich stieg aus dem Auto. Leo kam zu mir und Tom (alias Samuel) herüber und reichte uns die Hand. «Vielen Dank, ihr wart unglaublich!» Leo lächelte uns zu. «Eine kleine Pause von 10 Minuten, Luna, Tom, esst etwas und kommt dann wieder, wir wiederholen die Szene gleich noch mal. Danach machen wir Schluss. Morgen treffen wir uns um 10 Uhr, dann drehen wir die Szene im Zug ...» Langsam drehte ich mich um und machte mich auf den Weg zur Cafeteria.

Ich sass im Zug, meine Knie berührten die seinen, und die Haare fielen mir ins Gesicht. «Sind alle auf Position?», donnerte die Stimme des Regisseurs über den Drehort.

«Licht?» – «Check!» – «Kamera?» – «Check!» –

«Und Action!»

Weitere Informationen

hidden placeholder

hidden placeholder

Fusszeile

Deutsch