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27.05.2019

Langeweile tut gut

27.05.2019
Beitrag von Sophia Engeli in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 27. Mai 2019
Sophia Engeli
Bild Legende:

Einfach mal nichts tun? Heute unvorstellbar! Den Umgang mit Langeweile haben wir durch die digitalisierte Welt, in der wir leben, verlernt. Früher hiess es schlicht, Langeweile muss man aushalten. Heute reicht beim ersten Anzeichen von toter Zeit ein reflexartiger, meist unbewusster Griff zum Handy, zur Fernbedienung oder zum Controller. Das Problem ist durch den konstant verfügbaren Informationsfluss nur scheinbar behoben und Ablenkung garantiert.

Hinzu kommt, dass unsere komplett durchstrukturierten Tage keinen Platz für Langeweile lassen. Die Terminkalender von Jung und Alt sind heute mit unzähligen Aktivitäten gefüllt, manchmal sogar überfüllt. Schule, Arbeit, Sport und Hobbys, all diese Dinge füllen den Tag von früh bis spät. Für so etwas wie Langeweile gibt es da keinen Platz mehr. Und wenn sie, selten genug, doch einmal eintritt, bekämpft man dieses unangenehme, ja sogar verhasste Gefühl wie eine Krankheit.

Dabei ist das eigentliche Problem doch das Fehlen der Langeweile, das Zuwenig und nicht das Zuviel an unverplanter Zeit! Stress bei der Arbeit, ins Fitnessstudio gehen und gleichzeitig den Haushalt schmeissen. Momente, in denen man einfach mal nichts tut, sind selten. Viele Menschen definieren sich heute über ihre Leistung. Sie verfolgen eine Zeit-ist-Geld-Philosophie, sodass scheinbar leere Zeit als unproduktiv und zwecklos empfunden wird. Dieses Verhalten im Umgang mit Langeweile wird uns vorgelebt und ist schon tief in uns verankert.

Doch Langeweile ist weit mehr als unproduktive Zeit: Es ist erwiesen, dass sie die Kreativität fördert und einen die eigenen Interessen besser wahrnehmen lässt. «Nichts tun» senkt den Blutdruck, verbessert Verknüpfungen im Gehirn und führt zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit.

Also halten wir doch einmal inne und fragen uns: Wann bin ich eigentlich das letzte Mal spazieren gegangen? Wann habe ich das letzte Mal allein in einem Café gesessen und einfach nur die Leute beobachtet? Oder wann habe ich mich das letzte Mal so richtig gelangweilt und Löcher in die Luft gestarrt?

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