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30.10.2018

Nationalheld Wilhelm Tell

30.10.2018
Beitrag von Elias Gysi in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 30. Oktober 2018
Elias Gysi
Bild Legende:

Tell. Ein Name, der bei mir sofort das Bild eines grossen, bärtigen Armbrustschützen heraufbeschwört, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schiesst. Ein wahrer schweizerischer Patriot, der sich gegen die unendlich bösen Habsburger zur Wehr setzt und dabei Mut, Tapferkeit und Stärke zeigt. Ganz nebenbei ist er auch noch Nationalheld der Schweiz.

Doch ist der Titel des Nationalhelden überhaupt verdient? Wilhelm Tell entspringt doch eh nur einer uralten Sage und es ist extrem unwahrscheinlich, dass der Tell tatsächlich als Person existiert hat. In Dramenform wurde unser Nationalmythos gar von einem Deutschen niedergeschrieben, und das ist noch nicht alles!

Der Ursprung der Tell-Geschichte wurde vermutlich von irgendwelchen dänischen Mythen einfach übernommen. Das ist fast so, als würde ich einen Schulkameraden nach seinen Hausaufgaben fragen, um diese abzuschreiben (natürlich würde ich dies niemals wirklich tun), und er würde erwidern: «Klar, mach's einfach nicht zu offensichtlich.»

Vielleicht ist die Tell-Geschichte ja tatsächlich so entstanden, wer weiss. Ich schätze, das war den damaligen Eidgenossen wohl einfach egal. Erzählungen wie die des Tells waren wichtig für unsere Vorfahren. Es gab ihnen ein Einheitsgefühl, wo doch alle so verschieden waren. Bei manchen handelte es sich um Katholiken, bei anderen um Reformierte. Die einen sprachen Deutsch, andere Französisch oder Italienisch. Also ist Wilhelm Tell wohl trotz seiner ausländischen Wurzeln und seiner fragwürdigen Existenz verdient zum Nationalhelden geworden. Mir soll's recht sein.

Wenn ich nun etwas auf die Geschichte der Schweiz zurückblicke, fällt mir auf, dass Personen aus anderen Ländern immer wieder eine zentrale Bedeutung darin wahrnahmen. Wilhelm Tell, der ursprüngliche Däne, gab den Schweizern das Einheitsgefühl. Napoleon, der Franzose, führte das heutige Regierungssystem ein.

Tja. Mir ist es eigentlich egal, ob ein Däne den Schweizern zum Einheitsgefühl verhalf oder ein Franzose unser modernes Regierungssystem einführte. Ich bin einfach froh, dass es jemand getan hat!

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