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13.01.2020

Ordnung: Das halbe Leben

13.01.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 13. Januar 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 13. Januar 2020

Sorgfältig ordne ich meine Blätter und räume herumliegende Stifte weg. Die Kleider, die sich chaotisch auf dem Boden stapeln, werfe ich in den Waschkorb. Mein Zimmer ist nun perfekt aufgeräumt, denn Ordnung muss sein, richtig? Irgendwann kommt es immer, dieses schlechte Gewissen: «Mein Zimmer sieht wieder einmal aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.»

Täglich verbringen wir viel Zeit damit, Unordnung in Ordnung umzuwandeln. Mit dem Velo fahre ich auf sauberen Strassen, unsere Häuser sind gepflegt. Die Felder und Wälder werden sorgfältig bewirtschaftet. Sogar unsere Art zu kommunizieren folgt strikten Mustern. Wir müssen uns angebracht verhalten und ordentlich kleiden. Was nicht in unseren organisierten und geordneten Alltag passt, wird ausgegrenzt. Doch ist ein Leben, wo alles seine Ordnung hat, wirklich erstrebenswert? Es ist doch das Unperfekte, das Individuelle, das uns menschlich und sympathisch macht.

Gerade für viele Jugendliche ist Ordnung ein Feindbild. Kein Kind mehr, aber auch noch nicht ganz erwachsen, versucht man, sich abzugrenzen. Das Zimmer versinkt im Chaos, Regeln werden missachtet, Schulstunden geschwänzt und am Abend zu lange gefeiert. Wortwendungen wie «Keine Angst, es ist alles in Ordnung», schenken uns Sicherheit und das Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben. Was passiert, wenn diese Ordnung auseinanderbricht und sich Chaos einstellt?

Wieder einmal zu spät aufgestanden, die Schulsachen nicht gepackt und den letzten Zug zur Schule verpasst! Wir fühlen uns angespannt und gestresst und versuchen sofort wieder Ordnung im Chaos aufzubauen. Aber genau solche Chaosmomente bringen uns weiter. Man wird kreativ, weicht auf das Velo aus und plant am nächsten Morgen die Zeit besser ein. Die eigene Komfortzone immer wieder verlassen, sich mutig ins Chaosstürzen, sich weiterentwickeln. Um schlussendlich die Balance zwischen Ordnung und Chaos zu finden. Zurück zu meinem aufgeräumten Zimmer: Ich suche seit Tagen meinen Lieblingsstift. Wohin habe ich den bloss verstaut?

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema

 

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