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14.11.2020

Schüler haben neue Bedürfnisse

14.11.2020
Damit sie vom Umgang mit älteren Schülern profitieren können, überlegen die Lehrer der Kantonsschule Zug, die jüngeren Schüler nicht mehr in einem gesonderten Trakt zu unterrichten - Beitrag in der Zuger Zeitung vom 14. November 2020
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Damit sie vom Umgang mit älteren Schülern profitieren können, überlegen die Lehrer der Kantonsschule Zug, die jüngeren Schüler nicht mehr in einem gesonderten Trakt zu unterrichten - Beitrag in der Zuger Zeitung vom 14. November 2020.

Sie sind jung, verspielt, wild, stehen kurz vor der Adoleszenz: Darin unterscheiden sich die heutigen Erstklässler an der Kantonsschule Zug kaum von ihren Vorjahrgängen. Es sind jedoch auch Kinder, die während der Primarschule mit dem Lehrplan 21 und der damit verbundenen digitalen Ausbildung in Berührung gekommen sind.

Diese und andere Einflüsse verändern ihre Bedürfnisse und Erwartungen ans Gymnasium. «Die rasante Entwicklung neuer Technologien greift in die Schule ein», betont Direktor Peter Hörler. «Die neuen Schüler bringen andere Grundlagen mit, sind ein höheres Mass an Individualisierung, an neue Unterrichtsformen, oft auch an Unterstützung, zum Beispiel integrierte Förderung, gewohnt. Darauf wollen wir reagieren.»

Das Thema stand auf der Traktandenliste der Herbstkonferenz, zu der sich jeweils sämtliche 180 Lehrpersonen der Kantonsschule Zug versammeln. Die Coronapandemie machte der Versammlung einen Strich durch die Rechnung. «Wir haben diesen Entwicklungsprozess im vergangenen Frühjahr angestossen und wurden nun durch Corona etwas gebremst», gesteht Hörler. «Aber wir gehen trotzdem Schritt für Schritt vorwärts.»

Ältere Schüler könnten Vorbild sein
Die erste und zweite Stufe der Kantonsschule werden heute mehrheitlich im Trakt fünf, dem Untergymnasium, unterrichtet. «Dort haben die Schüler wie in der Primarschule eigene Klassenzimmer und müssen nicht nach jeder Lektion den Raum wechseln.» Stattdessen kämen die Lehrpersonen zu ihnen. Auch über Mittag könnten sie die Klassenzimmer als Aufenthaltsräume zum Lernen nutzen. «Das gibt ihnen ein Stück Heimat und erleichtert ihnen die Umstellung. » Dieses System der Konzentration von rund 500 Kindern in einem Trakt habe aber auch Nachteile. «Es ist ein ziemlicher Flohhaufen. Manchmal geht’s recht wild zu und her in den Räumen. Es können Konflikte entstehen oder Dinge kaputtgehen.» Man denke über eine Auflösung dieses Systems nach.

Der Raum- und Hauswechsel zwischen den Lektionen gäbe den jüngeren Gelegenheit, älteren Schülern zu begegnen, nach draussen zu gehen und frische Luft zu schnappen. «Die älteren Jugendlichen könnten eine Vorbildfunktion für die jüngeren einnehmen.» Denn oft seien ältere Schüler ruhiger, würden nicht mehr gleich viel herumalbern oder herumrennen und seien nicht mehr so stark auf ihre Handys fixiert.

«Viele der Erstklässler sind bereits an ihr eigenes Handy gewöhnt, während früher erst beim Übertritt in die Oberstufe ein solches angeschafft wurde», beobachtet der Direktor. «Sie lieben ihre Geräte.» Kaum sei die Stunde aus, vertieften sie sich in ein Spiel oder einen Chat, sodass das eben Gelernte kaum hängen bleibe. «Ausserdem müssen wir uns bei diesem Thema fragen, wie wir mit Cybermobbing umgehen, was wir zur Prävention beitragen und welche Sanktionen wir verhängen wollen.»

Begrenzte Aufmerksamkeitsspanne
Eine weitere Beobachtung der Lehrpersonen sei die tendenzielle Abnahme der Aufmerksamkeitsspanne der Schüler. «Schule ist langsamer als Handyunterhaltung. Das macht manchen Schülern Mühe.» Es komme auch vereinzelt vor, dass Kinder kein Bewusstsein hätten für angemessenes Benehmen in der Klasse. «Diese verstehen dann nicht, warum sie für ein Fehlverhalten kritisiert werden. » Früher seien die Klassen eher homogener gewesen. Heute gebe es auch Kinder mit spezifischen Beeinträchtigungen und besonderen Bedürfnissen. «Das ist an sich kein Problem», betont Hörler. «Aber wir wollen angemessen darauf reagieren.»

Kein eigener Trakt mehr
Denkbar wäre nun, den Trakt für die Kantineulinge aufzuheben und sie direkt ab der sechsten Klasse mit dem Betrieb des Fachunterrichts in wechselnden Zimmern bekannt zu machen. «Die Schliessung der Räume über Mittag wäre eine andere Massnahme.»

Auf welche Weise man künftig die Dreizehnjährigen in den ersten Wochen ihrer Schulzeit an der Kanti begleiten werde, wolle man ebenfalls überdenken. «Wir überlegen uns, in welche Richtung unsere Schule grundsätzlich gehen soll, welche Grundhaltung wir einnehmen, welchen gemeinsamen verbindlichen pädagogischen Rahmen wir entwerfen möchten. Wir wollen uns neu eichen.»

Ziel der Ausbildung am Gymnasium sei es, die Schüler gesellschaftsreif und studierfähig zu machen, sie also auf ein Studium vorzubereiten. «Mit den Universitäten und Hochschulen stehen wir im Dialog. Wir wissen, was von uns erwartet wird.» Man wolle aber auch den Austausch mit den gemeindlichen Primarschulen vertiefen, um die neuen Schüler möglichst bedürfnisgerecht abholen zu können.

Auch die Zusammenarbeit mit den Eltern sei in diesem Zusammenhang sehr wichtig. «Das sind grosse Themen. Für den Meinungsbildungsprozess ist der gegenseitige Austausch deshalb sehr wichtig», ist Peter Hörler überzeugt.

Es sei sicher schade, dass die Herbstkonferenz nicht habe stattfinden können. «Aber mit 180 Teilnehmern über Teams zu diskutieren, ist nicht zielführend. Wir versuchen nun, in kleineren Gremien Lösungswege zu finden. Auf jeden Fall bleiben wir dran.»

Text: Cornelia Bisch

 

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