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05.05.2020

«Wir kannten die Lausbuben genau»

05.05.2020
Beat Wyss hat in seinen 21 Jahren als Betriebschef der Kantonsschule Zug einiges erlebt. Beitrag in der Zuger Zeitung vom 5. Mai 2020.
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Beat Wyss hat in seinen 21 Jahren als Betriebschef der Kantonsschule Zug einiges erlebt. Anlässlich
seiner bevorstehenden Pension erzählt er von Schülerstreichen und der veränderten Dynamik an der Schule.

An der Kanti Zug ist es ungewöhnlich ruhig. Nach den Ferien hätte Ende April wieder der Schulunterricht beginnen sollen, doch wegen der Coronapandemie ist alles anders. Beat Wyss geht durch die menschenleeren Schulgänge. Derzeit könne er mehr handwerkliche Pendenzen vorantreiben, wie etwa Malerarbeiten und kleinere Sanierungen, erzählt er. «Aber die Schüler fehlen mir. Sie hauchen dem Haus erst Leben ein.»

Beat Wyss amtet seit 1. Mai 1999 und noch bis zu seiner Pensionierung Anfang August als Betriebschef der Kantonsschule und ist als solcher für den Hausdienst zuständig. Er führt ein Team von vier Hauswarten, verwaltet die Aula mit vielen internen und externen Veranstaltungen und koordiniert die Reinigungsarbeiten eines 35-köpfigen Putzteams. In seinen 21 Jahren als Betriebschef habe ihm vor allem die Zusammenarbeit mit den Lehrern und Schülern gefallen. «Da gab es einige Schlawiner», erzählt der gebürtige Rotkreuzer.

Schlangen, Mehl und Alpaufzug
Im Biologietrakt stand früher ein Terrarium mit zwei Boas. Wegen seiner Schlangenphobie machte Wyss stets einen grossen Bogen darum. Doch er hatte nicht mit den findigen Schülern gerechnet, die das Terrarium regelmässig putzten. «Einmal liessen sie eine Schlange frei, ich erschrak fürchterlich. Ob das Absicht war, weiss ich bis heute nicht», erzählt Wyss lachend. Besonders kreativ seien die Maturanden jeweils vor dem letzten Schultag, dem sogenannten LSD, geworden. «Wir hatten schon viele Farbschlachten, Mistkarren und einen Alpaufzug mit Kühen durch die Schule. Ein richtiges Spektakel.»

Als weniger lustig hat der Betriebschef einen LSD um das Jahr 2010 in Erinnerung. Damals warf ein Schüler einen 15-Kilosack Mehl vom obersten Stock das Treppenhaus hinab. «Es gab eine riesige Staubwolke. Das mögen einige amüsant gefunden haben, aber die mussten das ja nicht putzen. Wir fanden Jahre später noch Mehlreste in den Schlüssellöchern.» Die Kreativität der Maturanden am letzten Schultag habe in den letzten Jahren etwas abgenommen. Zudem sei die Schule infolge des Wachstums anonymer geworden. «Früher kannten wir die Lausbuben genau und konnten uns bei gewissen Streichen auch denken, wer dahinter steckt.» Noch heute müssen die Unruhestifter – falls sie erwischt werden – beim Hausdienst zu «Ströfzgi» antraben, oft in Form von Putzarbeiten. Natürlich seien gewisse Streiche oder liegen gelassener Güsel mühsam, räumt Wyss ein. «Unser Credo war aber immer: Lieber Konsens suchen, statt auf Konfrontation gehen. Wir waren ja auch mal jung», sagt der Rotkreuzer gelassen.

Als Betriebschef ist der gelernte Maurer, der jahrelang als Bauführer tätig war, auch das Bindeglied zum kantonalen Hochbauamt. Alles, was an der Kantonsschule saniert werden muss, landet auf seinem Tisch. Entsprechend war Beat Wyss in die Entstehung der neuen Gebäude – darunter Schulbauten, Provisorien und Sportanlagen – eingebunden. «Die Aufgaben des Hausdienstes wuchsen mit den Neubauten und wurden über die Jahre viel technischer», sagt Wyss. Wo heute ein komplexer IT-Serverraum steht, gab es 1999 ein kleines Zimmer mit gerade einmal drei Computern.

Er hat die Werdegänge mancher Schüler verfolgt
Per 31. Juli wird Beat Wyss pensioniert und sein Nachfolger Reto Lehmann übernimmt als Betriebschef. Seinem Ruhestand blickt Wyss mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Er freue sich darauf, mehr Zeit für die Familie und fürs Reisen zu haben. Mit seiner Frau, der früheren Rischer Gemeindepräsidentin Maria Wyss, möchte der 65-Jährige ein halbes Jahr per Wohnmobil durch Kanada fahren. Auch Italienisch lernen in Kalabrien und mit dem Kanu auf der Reuss bis zum Meer paddeln, wolle er noch. «Ich habe viele Pläne und bald noch mehr Zeit», sagt Beat Wyss augenzwinkernd. Die Kanti zu verlassen, sei aber schon speziell. Er werde sein Team und alle Angestellten, die Lehrpersonen sowie die Schüler vermissen. «Es war spannend, die kleinen verschüchterten ‹Häfelischüeler› anfangs in der Aula zu sehen und dann ihren Werdegang über die Jahre mitzuverfolgen. Auch aus den Lausbuben wurden meist stattliche Maturanden.»

Text: Laura Sibold

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