Coronabedingte Bildungsnachteile: Studierende der PH Zug engagieren sich

Im Projekt «Chancen trotz Corona» der Pädagogischen Hochschule Zug unterstützen PH-Studierende Primarschüler/innen beim Ausgleichen von Bildungsnachteilen, die sich durch den Fernunterricht verschärft haben. Das Mentoringprogramm ist auf grosses Interesse gestossen und nicht nur für die Schüler/innen ein Gewinn.
Als «Win-win-Situation» beschreibt Carola Mantel, Leiterin des Instituts für internationale Zusammenarbeit in Bildungsfragen (IZB), das Projekt «Chancen trotz Corona». Seit Ende April unterstützen Studierende der PH Zug Primarschüler/innen im individuellen Lernprozess und beim Aufarbeiten von Lernlücken. Weil nicht alle Schüler/innen während des Fernunterrichtes die gleichen Lernbedingungen hatten, haben sich die Bildungsunterschiede zwischen den Kindern verschärft. «Mit der Wiederöffnung der Schulen werden sich nun die unterschiedlichen Lernstände erst richtig zeigen und auch viele Belastungen auf Seiten der Eltern und Lehrpersonen bleiben nach der Schulöffnung bestehen», vermutet Carola Mantel.
Vom Mentoringprogramm können alle Beteiligten profitieren und es entlastet sowohl Eltern als auch Lehrpersonen. Die positiven Rückmeldungen von den Beteiligten, das Interesse von Fachstellen und dass das IZB doppelt so viele Anfragen erhalten hat, als das Projekt bedienen kann, unterstreichen die Wichtigkeit des Engagements der Studierenden. Für diese ist das Projekt nicht zuletzt ebenfalls eine wertvolle Erfahrung, bei der sie ihre Kompetenzen erweitern können. «Die Studierenden müssen flexibel auf die unterschiedlichen Bedürfnisse des Kindes reagieren und sie erhalten Einblick in Lebensverhältnisse, die ihnen vielleicht nicht vertraut sind», erklärt die IZB-Leiterin.
In Absprache mit den Lehrpersonen begleiten die Studierenden die Kinder bedürfnisorientiert zum Beispiel bei der Vermittlung von konkretem Schulstoff, helfen bei der Arbeitsorganisation oder besprechen erbrachte Leistungen. Ziel ist es, dass die Schüler/innen das Schuljahr möglichst erfolgreich abschliessen können. Der Austausch zwischen Studierenden und Schüler/innen findet mindestens zweimal pro Woche statt, wobei sich die «Lerntandems» selbstständig und insbesondere über den digitalen Weg organisieren. «Dies verlangt den Studierenden teilweise einiges an Improvisationstalent ab. Aber sie haben uns berichtet, dass sie gemeinsam mit den Schüler/innen immer wieder kreative Wege finden», erzählt Carola Mantel.
Chancengerechtigkeit benötigt mehr als punktuelle Kompensation
Die Studierenden engagieren sich im Rahmen ihres Studiums oder freiwillig im Mentoringprojekt. Während ihres Engagements stehen den 22 Studierenden Dozierende des IZB beratend zur Seite und die angehenden Lehrpersonen erhalten in regelmässigen Online-Seminaren vertiefende Informationen zu Themen wie Bildungsgerechtigkeit, dem Umgang mit Heterogenität oder Stereotypisierung.
Das Commitment der Studierenden sei sehr gross und der regelmässige Erfahrungsaustausch spannend. «Durch ihr Engagement lernen die Studierenden besser zu verstehen, was alles einen Einfluss auf den Lernprozess eines Kindes haben kann und sie setzen sich mit der Frage der Chancengerechtigkeit auseinander», schildert Carola Mantel und weist weiter darauf hin, dass gerade die Sensibilisierung für das Thema Chancengerechtigkeit bei angehenden Lehrpersonen essenziell sei. «Projekte wie ‘Chancen trotz Corona’ können zwar punktuelle Kompensation bieten, effektive Chancengerechtigkeit ist aber letztlich eine strukturelle und institutionelle Frage, die auf unterschiedlichen Ebenen angegangen werden sollte.»