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16.05.2020

Corona – ein bunter Strauss an Unerwartetem!

16.05.2020
Sind Online-Coachings kürzer, oberflächlicher und flüchtiger in ihrer Wirkung? Christine Hofer, Leiterin der Beratungsstelle für Bildungsfachleute, ist vom Gegenteil überzeugt.
CH
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Sind Online-Coachings kürzer, oberflächlicher und flüchtiger in ihrer Wirkung? Christine Hofer, Leiterin der Beratungsstelle für Bildungsfachleute, ist vom Gegenteil überzeugt.

 *von Christine Hofer

Wir alle sind Mitte März ins kalte «Lockdown-Wasser» geworfen worden – auch die PH Zug, auch die Beratungsstelle für Bildungsfachleute. Nichts wie ran an die digitalen Medien/Plattformen, sagte ich mir, hatte ich doch bereits vor meinem Stellenantritt in Zug im 2016 reiche Erfahrungen mit Telefon- und Skype-Coachings gesammelt, die ich gerne auch in meiner Beratungsarbeit in Zug einbringen wollte.

Doch die Realität sah bis Mitte März 2020 anders aus. Fast jedes Mal, wenn ich in schwierigen Terminfindungsprozessen ein Telefon-/Skype-Coaching an einem meiner Home-Office-Tage anbot, kamen Antworten wie: «Ja, dann warte ich und komme doch lieber später zu einen Face-to-Face-Termin nach Zug; ich kann nicht am Telefon über meine individuellen Anliegen/Herausforderungen sprechen, wenn ich dich nicht sehe; ich bin mit Skype nicht so vertraut; es ist doch viel persönlicher, wenn ich dich sehe…» etc.

Und siehe da: Ab Mitte März stiess ich auf offene Ohren, wenn ich vorschlug, das Experiment «Online-Coaching» zu wagen. Zugegebenermassen musste ich hie und da zu Beginn Überzeugungsarbeit leisten. Aber schliesslich kann man/frau das Online-Gespräch ja jederzeit beenden, wenn es nicht funktionieren sollte.

Nur vereinzelte bereits früher vereinbarte Coaching-Termine wurden abgesagt. Offenbar braucht es manchmal eine «höhere Gewalt», damit wir bereit sind, zu «experimentieren» (sowohl, was die technischen Voraussetzungen anbelangt wie auch inhaltlich).

Das Experiment hat sehr gut funktioniert – und es tut dies noch immer, zunehmend. Das Feedback einer Lehrperson (nach mehreren Online-Gesprächen) zeigt, dass der Damm nun gebrochen ist und die Chancen erkannt werden:

«Dir nochmals herzlichen Dank für die guten horizonterweiternden Gespräche. Was ich noch sagen möchte: Die Möglichkeit, per Videokonferenz eine Beratung zu bekommen, fände ich auch nach Corona für Teilzeitlehrkräfte wie mich, mit engen Zeitfenstern, ein super Angebot!»

Es sei hier erwähnt, dass ich diese Lehrperson vorher nicht gekannt habe, wir also direkt in eine «Online-Beziehung» eingestiegen sind.

Warum funktionieren Online-Gespräche? Gerne möchte ich dazu einige forschende Gedankengänge teilen. Folgende drei Fragen habe ich mir bezüglich Face-to face- versus Online-Coaching gestellt (u. a. auch aufgrund der oben erwähnten abschlägigen Argumente, die früher immer wieder ins Spiel gebracht wurden):

  • Zeit-Budget: Sind Online-Coachings kürzer?
  • Tiefendimension: Sind Online-Coachings oberflächlicher?
  • Nachhaltigkeit: Sind Online-Coachings flüchtiger in ihrer Wirkung?
Frau am Laptop Foto ohne Copyright
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  1. Zeit-Budget

Ich habe für die Online-Termine dieselbe Zeitspanne reserviert wie für Präsenztermine in Zug. Erstaunlicherweise haben wir die Online-Sitzungen kaum je früher beendet, einige wurden sogar spontan verlängert. Die Konzentration blieb hoch – bis am Schluss, mehrere Feedbacks drückten dies am Schluss des Gesprächs oder im Nachhinein aus;

«Erstaunlich, dass das so gut geklappt hat, hätte ich nie gedacht, dass wir uns so intensiv über den Computer austauschen können!»

«Herzlichen Dank nochmals für das gute Gespräch. Einzelne Dinge sind mir noch lange im Kopf geblieben und mir sind neue Sachen auch klar geworden.»

  1. Tiefen-Dimension

Die Feedbacks oben deuten es an: Die Gespräche waren ohne Ausnahme intensiv, persönlich, äusserst fokussiert! Die Fokussierung und Konzentration habe ich meist sogar stärker und höher erlebt als in einzelnen Präsenzcoachings vor Ort. Warum ist das so? Die Gesprächspartner*innen sassen allesamt an ihrem Schreibtisch zu Hause oder in der Schule, sie hatten Schreibutensilien bereit und begannen meist sofort, sich spontan Notizen zu machen.

Dies ist bei Face-to face-Coachings nicht immer der Fall – oder es ist dann eher so, dass ich, als Coach, am Flipchart Notizen/Visualisierungen anbringe, die am Schluss per Fotoprotokoll festgehalten werden. Bei Online-Coachings verzichte ich bis anhin auf solche Visualisierungen, auch wenn es da auch Whiteboard-Tools gäbe.

Die stärkere Fokussierung bei Online-Gesprächen berichteten mir auch zwei Schulische Heilpädagog*innen (SHP) aufgrund ihrer Erfahrungen in den Chats mit einzelnen Schülerinnen und Schülern:

SHP 1: «Ein Schüler mit Autismus-Spektrum, der normalerweise kaum mit mir kommuniziert, hört nun nicht mehr auf zu reden. Offenbar ist es für ihn einfacher, mit einer ’Maschine’ online zu kommunizieren, als mit einem physisch präsenten Menschen.»

SHP 2: «Ein ADHS-Schüler ist in den Online-Gefässen konzentrierter. Offenbar gelingt es ihm besser, sich zu fokussieren als normalerweise im Klassenzimmer, wenn so viele Ablenkungsgeräusche und -Perspektiven da sind.»

 

  1. Nachhaltigkeit

Die hohe Konzentration, die starke Fokussierung führte in den Online-Gesprächen dazu, dass Gesprächspartner*innen wiederholt zurückfragten: «Was hast du vorhin gesagt, Christine? Kannst du den Satz nochmals formulieren? Ich möchte mir das gerne aufschreiben!»

Eine Coaching-Kundin hielt mir im zweiten Gespräch einen Spick-Zettel vor die Kamera: «Schau, das hatte ich mir letztes Mal notiert, das war meine Unterstützung für das anspruchsvolle Elterngespräch…und es hat funktioniert.»

2005 Ohne Copyright
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Résumée

Online-Coachings sind aus meiner Sicht aufgrund all dieser (quantitativ nicht repräsentativen) Erfahrungen qualitativ kaum weniger wirkungsvoll als Face-to face-Coachings! Im Gegenteil: Könnte es sein, dass die Vor-Ort-Coachings manchmal sogar zu «kuschelig» sind? Gemütliche Sitzgruppe im heimeligen «Beratungshüsli», Kaffee und Wasser im Angebot, etc.

Könnte es sein, dass die «Schreibtisch-Atmosphäre» den professionellen Fokus stärkt, der ja in unseren Coachings im Zentrum steht? Für mich sind dies jedenfalls spannende Fragen, die ich weiterverfolgen möchte. Ich hoffe, dass der bunte Überraschungs-Strauss des Online-Coachings auch über die Coronazeit hinaus bestehen bleibt!

Und: Übung macht die Meisterin/den Meister: Haben Sie ein Anliegen, das Sie in einer individuellen Weiterbildungsform/einem professionellen Coaching vertieft bearbeiten wollen? Sind Ihre Zeitressourcen begrenzt, möchten Sie deshalb auf Reisezeiten verzichten und von einem Online-Coaching profitieren? Dann melden Sie sich….

 
*Christine Hofer, Dr. phil., Leiterin der Beratungsstelle für Bildungsfachleute der PH Zug


Beratungsangebot

Die Beratungsstelle für Bildungsfachleute der Pädagogischen Hochschule Zug bietet prozessorientierte Begleitungen an – sowohl in pädagogischen, psychologischen Belangen wie auch in Fragen des Managements, der Zusammenarbeit und der Personalentwicklung.

Mehr Infos und Kontakt: www.beratung.phzg.ch

 

 

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