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04.03.2015

Zugang zur Kunst — 7 Fragen an Sandra Winiger

Die "7 Fragen" gehen diesmal an Sandra Winiger, Kunstvermittlerin am Kunsthaus Zug. Für Zuger Schulen ist die Kunstvermittlung kostenlos und sehr zu empfehlen. Sandra Winiger bietet einen spannenden ...
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Die "7 Fragen" gehen diesmal an Sandra Winiger, Kunstvermittlerin am Kunsthaus Zug. Für Zuger Schulen ist die Kunstvermittlung kostenlos und sehr zu empfehlen. Sandra Winiger bietet einen spannenden Zugang zu spannenden Themen.

Von Lukas Fürrer

Frau Winiger, wie wurden Sie Kunstvermittlerin und warum?
Schon im Lehrerinnenseminar interessierte ich mich für Kunst und deren Vermittlung. Bereits als Lehrerin realisierte ich zahlreiche Kunst- und Theaterprojekte. Ich kündigte meine Anstellung mit dem Ziel, mit Kindern und Kunst vertiefter arbeiten zu können. Der Beruf hatte damals für mich noch keinen Namen. In den 1980er Jahren gab es in der Schweiz erst wenige Museen mit einer Abteilung "Museumspädagogik", wie man sie damals nannte. Auch gab es keine Ausbildung "Kunstvermittlerin im Museum". Ich machte mich daher auf den Weg, mir das notwenige Rüstzeug selber anzueignen. Während eines längeren Parisaufenthaltes verbrachte ich Stunden in Museen und zeichnete. Oft war ich im "Atelier des Enfants" im Centre Georges Pompidou, besuchte da später auch Weiterbildungskurse. In verschiedensten Stellvertretungen auf unterschiedlichsten Schulstufen realisierte ich zahlreiche Kunstvermittlungsprojekte und sammelte dabei wertvolle praktische Erfahrungen. Ich studierte „Bildnerisches Gestalten" am Sekundarlehramt der Uni Bern, bildete mich im Rahmen von GAF (Gruppe autodidaktischer FotografInnen) in Fotografie weiter und besuchte immer wieder Veranstaltungen für Schulen, Kinder und Jugendliche in den Kunstmuseen Bern, Zürich und Basel. Bevor ich im April 1998 die Leitung der Kunstvermittlung im Kunsthaus in Zug übernahm, arbeitete ich als freie Mitarbeiterin im Kunstmuseum Bern. Berufsbegleitend studierte ich an der Uni Zürich Kunstgeschichte, Sprachwissenschaft mit Schwerpunkt Kunstkommunikation und Filmwissenschaft und komplettierte so meine Kompetenzen in Bildung und Kunst mit Wissenschaft — drei Bereiche, die für die Arbeit als Kunstvermittlerin zentral sind. Heute engagiere ich mich zudem als Dozentin für „Kulturvermittlung und Museum" an der ZHdK (Zürcher Hochschule der Künste).

Gibt es Kunst, die schwierig zu vermitteln ist?
Ich möchte der Kunst auf allen Ebenen offen begegnen. Kunst zu zensurieren steht mir nicht zu. So ist es immer wieder eine Herausforderung, die heute noch als provokativ empfundenen Akt-Zeichnungen von Egon Schiele auch an jüngere Schulkinder zu vermitteln. Hier ist ein sensibles Vorgehen gefragt. Ich stelle immer wieder fest, dass nur diejenigen Themen im Gespräch bearbeitet werden, welche die Kinder beschäftigen. Ziel ist es, genau hinzusehen und hinzuhören, die Kinder in ihrer Wahrnehmung ernst zu nehmen und ihre Selbstkompetenz zu stärken. Oft machen wir Bilder im Kopf, die gar nicht dargestellt sind. „Schwierige" Werke bieten meist einen guten Anlass, um über Angst, Einsamkeit, Trauer, Wut, Schmerz oder auch Sexualität zu reden, ernste Themen, die im Alltag wenig Platz haben. In solchen Gesprächen spüre ich jeweils eine grosse Verantwortung.

Foto: Raphael Good

Welche drei Begriffe beschreiben Sie am besten?
Ich höre immer wieder, dass es mir gelingt mit Einfühlungsvermögen, Engagement und Begeisterungsfähigkeit Kindern und Erwachsenen auf unterschiedlichste Art und Weise einen Zugang zur Kunst zu ermöglichen, Wahrnehmungen zu reflektieren und gepaart mit einem breiten Hintergrundwisssen daraus Erkenntnisse zu generieren, welche für die Gruppe nachvollziehbar sind.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?
Als Kind konnte ich mich nie recht entscheiden, ob ich Lehrerin oder Künstlerin werden wollte. Schliesslich wurde ich beides und heute vermittle ich im Dazwischen.

Mit wem würden Sie gerne einen Monat tauschen?
In der Kindheit beschäftigte ich mich mit der Frage, warum ich nur aus meinen Augen blicken kann und so in meiner Sichtweise gefangen bin. Ich stellte mir jeweils vor, wie ich in die Augen von anderen Menschen schlüpfte, um die Welt aus deren Sicht wahrzunehmen. Das tue ich noch heute – nur auf eine andere Art und Weise. In meinem beruflichen Alltag geht es mir darum, die Sichtweisen von unterschiedlichsten Menschen auf die Kunst zu sammeln. Seit jüngster Zeit bieten wir auch Workshops für Kinderkrippen für 3-5 jährige Kinder an. Gerne würde ich mal erleben, wie Kleinkinder die Welt wahrnehmen.

An welche Lehrperson erinnern Sie sich gerne und warum?
Ich erinnere mich an viele Lehrpersonen sehr gerne. Es stellt sich jeweils eine besondere Verbundenheit ein, wenn wir gemeinsam Projekte realisiert haben oder etwas Spezielles passiert ist. Sie alle aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Vielleicht ein Beispiel, über das wir erst kürzlich wieder schmunzelnd gesprochen haben: Ich lernte in meinen Anfängen eine Lehrperson kennen, die bei der Vorbesprechung mit ihrem kleinen Hund in die Ausstellung wollte. Das ging nicht. Wir gerieten aneineinander. Inzwischen aber habe ich mit diesem tollen Lehrer viele wunderbare und unvergessliche Projekte realisiert.

Warum soll ich mit meiner Schulklasse die Ausstellung "Use of Time" besuchen?
Wir leben in einer bilderreichen Zeit. Wir wissen, dass Bilder eine enorme Kraft besitzen und eine gewaltige Macht ausüben können. In der Schule lernen wir vorwiegend, uns in verbaler Sprache zu verständigen. "Dass" und "wie" Bilder kommunizieren, ist seltener ein Thema. In der Auseinandersetzung mit Kunst geht es genau darum, Bilder wahrzunehmen, über Form und Inhalt und deren Wirkung nachzudenken und mögliche Sinngehalte zu generieren. Im Reden über Kunst lerne ich etwas über meine Wahrnehmung und über die Wahrnehmung von andern — und natürlich betrachte ich die Kunst dabei immer wieder neu. Was wir im Umgang mit Kunst lernen, können wir auch im Alltag anwenden.
So sollten Sie mit Ihrer Schulklasse nicht nur „Use of Time" besuchen, sondern regelmässig einen Kunsthausbesuch einplanen, wie das viele Lehrpersonen tun. Für Zuger Schulklassen sind die Angebote kostenlos. In den Veranstaltungen für Schulklassen in der Ausstellung „Use of Time" geht es aktuell darum, unterschiedliche Aspekte von Zeitlichkeit in den ausgestellten Kunstwerken zu entdecken und herauszuarbeiten.

Aktuell sind wir mitten in den Planungen der Vermittlungsangebote für Schulen für die nächste Ausstellung „Zug-Wien-Budapest". Auch darauf dürfen Sie sich freuen. Ende Mai gibt es zu den Jubiläen „25 Jahre Kunsthaus Zug/ 20 Jahre Kunstvermittlung" eine Ausstellung „Sammlung auf Wunsch", in der BesucherInnen mitmachen können. Vielleicht haben auch Sie mit Ihrer Schulklasse Interesse, aus unserer Sammlung persönliche Lieblingswerke auszuwählen, die wir dann zeigen werden. Wir wünschen uns zudem, dass Sie uns auf je individuelle Weise erzählen, was Sie mit dem Werk verbindet. Ich freue mich, wenn Sie Ihr Interesse bald möglichst mitteilen, damit wir gemeinsam das weitere Vorgehen planen können.

Kunsthaus Zug
Kunstvermittlung
sandra.winiger@kunsthauszug.ch
Friederike Balke, Kunstvermittlerin
friederike.balke@kunsthauszug.ch
041 725 33 40, Mo - Do

 

 

 

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