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31.03.2020

Viermal Zuger Bildungspolitik, Teil 2

31.03.2020
Die Zuger Fraktionschefs von CVP, SVP, FDP und ALG beantworten persönliche und politische Fragen zur Schule.
Zuger Fraktionschefs
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Politik ist nicht. Politik wird gemacht. Das gilt auch für die Zuger Bildungspolitik. Die Fraktionschefs von CVP, SVP, FDP und ALG (Reihenfolge aufgrund Fraktionsstärke) geben Einblick in Politisches und Privates rund ums Thema Schule. Eine Serie in vier Teilen. Hier der zweite Teil. Wo orten die Fraktionschefs DIE Herausforderung oder auch die Herausforderungen für die Zuger Bildungspolitik?

Manuel Brandenberg (SVP): DIE Herausforderung generell ist die vom Staat fatalerweise geförderte Digitalisierung. Sie geht nicht nur in die Kosten, sondern auch auf Kosten des gründlichen und vertieften Denkens und schwächt den Menschen damit dort, wo er sich von anderen Lebewesen unterscheidet. Standardisierung, notgedrungen ungenau, da die Feinheiten des Einzelfalls übergehend, Effekte, Schnelligkeit und eine oberflächliche Rechthaberei kommen einer vertieften Auseinandersetzung zuvor. Statt von der Sache und vom Inhalt wird von der Technik geredet. Daher bin ich nicht dafür, dass wir das Langzeitgymnasium abschaffen. Es soll und muss der Ort bleiben, wo wissenschaftliches Denken und Reflektieren gelernt und grundgelegt wird. Indes ich bin für die Wiedereinführung der Übertrittsprüfung. Eine Übertrittsprüfung ist demokratischer und gerechter, weil Kinder von bessergestellten Eltern bei einem prüfungsfreien Übertritt tendenziell bevorzugt werden.

Karen Umbach (FDP): Die grösste Herausforderung ist die Beibehaltung unseres Erfolgsrezeptes mit dem Dualen Bildungssystem. Made in Switzerland heisst, dass vom Handwerker bis zum Professor alle eine hervorragende Ausbildung haben. Unser System ist flexibel und durchlässig. Ein Spätzünder kann immer noch eine höhere Ausbildung nachholen und Korrekturen oder Alternativen nach unten funktionieren ebenfalls. Gesellschaftlich verliert die klassische Lehre aber an Attraktivität, in Mode sind Bachelor und Masterabschlüsse. Hinzu kommt, dass die Bildungswelt komplexer wird. Neben den klassischen Fächern, die auch schon unserer Grosseltern gelernt haben, müssen wir heute Informatik, Wirtschaft und Sprachen beherrschen. All dies als Bildungssystem «unter einen Hut zu kriegen» und als Lernender «in einen Kopf zu kriegen», wird immer anspruchsvoller.

Zuger Fraktionschefs
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Von links oben im Uhrzeigersinn: Karen Umbach, Thomas Meierhans, Anastas Odermatt, Manuel Brandenberg

Anastas Odermatt (ALG): Heterogenität und Inklusion: Ziel dabei ist ja, die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler anzuerkennen und mit dieser Vielfalt (und nicht gegen sie) zu arbeiten. Da braucht es erstens den Willen, das wirklich zu tun. Zweitens sind genügend Mittel nötig, um verschiedene bedürfnisorientierte Gefässe zu Verfügung zu stellen. Und drittens braucht es genügend ausgebildete Fachpersonen. Bei allen drei Punkten besteht Handlungsbedarf.

Der schnelle Wandel der Gesellschaft: Es ist eine Herkulesaufgabe, in diesem Umfeld die Schülerinnen und Schüler für die Zukunft und nicht für die Vergangenheit auszubilden. Die Bildung müsste eigentlich der Zeit voraus sein. Dabei stellt die Digitalisierung eine besondere Herausforderung dar – Stichwort Medienkompetenz.

Umgang mit dem Leistungsdruck: Schülerinnen und Schüler müssen lernen, mit diesem Druck positiv umzugehen – gleichzeitig dürfen sie daran nicht kaputt gehen. Den Lehrpersonen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu – denn sie haben die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern und erkennen, wann etwas nicht mehr geht und was es dann braucht.

Unter dem Strich: Die einzelnen Lehrpersonen müssen so gestärkt und auch entlastet werden, dass sie Zeit und Ressourcen für die Schülerinnen und Schüler haben.

Thomas Meierhans (CVP): Die grössten Herausforderungen in der Bildungspolitik entstehen seit je her durch den gesellschaftlichen Wandel. In unserer Leistungsgesellschaft hat sich der Druck der Eltern auf die Schule massiv erhöht. Nur der höchste Schulabschluss ist für unsere Kinder genügend. Unsere Familienstrukturen habe sich markant verändert. Kleinfamilien und Patchworkfamilien gehören heute zum Alltag. Unterschiedliche Kulturen im Klassenzimmer zu unterrichten kann spannend, aber auch herausfordernd sein. Die Arbeitswelt verändert sind laufend im internationalen Wettbewerb. Es wird zunehmend schwieriger, die Schüler auf einen oft noch nicht einmal bekannten Beruf vorzubereiten. All diese Herausforderungen haben in den letzten Jahren zu unzähligen Schulreformen geführt. Hier sollte die Zuger Bildungspolitik darauf hinarbeiten, dass die Schule entgegen dem gesellschaftlichen Wandel wieder zu einer gewissen Konstanz zurückfindet. Eine Konstanz könnte auch mit der Einführung von Tagesschulen entstehen. Hier wünsche ich mir mehr Regelmässigkeit, zusammen mit engagierten Lehrerinnen und hoffentlich wieder viel mehr männlichen Lehrpersonen.  Wir sollten weniger Bildungsausgaben in unzählige Reformen des Schulinhaltes, sondern mehr für deren Strukturen verwenden.



  • Thomas Meierhans (verheiratet, drei Kinder) leitet die Abteilung Gartenbau und Kompostieranlage Allmig der Alfred Müller AG in Baar. Der ausgebildete Gärtnermeister und Betriebswirtschafter HF ist seit 2015 Kantonsrat und führt die CVP Fraktion seit 2018. Sein Hobby ist das Saxophon.
  • Manuel Brandenberg (verheiratet, eine Tochter) ist Rechtsanwalt und Notar. In der Armee war er Hauptmann und Kompaniekommandant. Nach seiner Promotion und einem Einsatz auf dem Generalsekretariat der SVP Schweiz führt er heute die Kanzlei Brandenberg Advokatur und Notariat in der Stadt Zug.
  • Karen Umbach (verheiratet, zwei Kinder) hat in Cardiff/GB Französisch studiert und war fünf Jahre im Innenministerium in London tätig. Nach ihrer Heirat führte sie bei Siemens in München vier Jahre ein Marktforschungsteam.1999 kam die Familie nach Zug. Sie sitzt für die FDP sowohl im Grossen Gemeinderat der Stadt Zug als auch im Kantonsrat. Neben anderen Mandaten ist Karen Umbach seit 2007 Präsidentin von KiBiZ (Kinderbetreuung Zug).
  • Anastas Odermatt (verheiratet, zwei Kinder) studierte Religions- und Umweltwissenschaften, Philosophie und Ethik in Luzern, Zürich und Wien. Nach Lehraufträgen an Gymnasien und einem langjährigen privatwirtschaftlichem Engagement in einer Umweltkommunikationsagentur ist er seit 2015 Forschungsmitarbeiter am Zentrum für Religion, Wirtschaft und Politik an der Universität Luzern.

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