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05.05.2020

Viermal Zuger Bildungspolitik, Teil 3

05.05.2020
Zuger Politiker stellen sich persönlichen und politischen Bildungsfragen.
Zuger Fraktionschefs
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Politik ist nicht. Politik wird gemacht. Das gilt auch für die Zuger Bildungspolitik. Die Fraktionschefs von CVP, SVP, FDP und ALG geben Einblick in Politisches und Privates rund ums Thema Schule. Eine Serie in vier Teilen. Hier der dritteTeil. Es geht um Schlagworte aus dem Schulwesen: Noten, Verhaltensauffälligkeit und «Lesen, rechnen, schreiben».

Karen Umbach (FDP)

Noten: Ein zweischneidiges Schwert – wir brauchen Noten um Leistung zu honorieren und zwischen Spreu und Weizen zu unterscheiden. Das Dilemma mit Noten ist, dass sie einerseits als Anreiz und Belohnung wirken sollen.  Andererseits können sie sehr schnell als Druck, Stressfaktor oder gar Bestrafung wirken. Gleichzeitig läuft das Bildungssystem Gefahr, nur noch für Prüfungen z. B. Punktesysteme auszubilden statt Inhalte zu lehren.

Verhaltensauffälligkeit: Wir bewegen uns gesellschaftlich in einem Rahmen mit recht strikten Normen – wer links und rechts aus diesen Normen fällt, gilt gleich als verhaltensauffällig.  Der Umgang mit Individuen, die nicht der Norm entsprechen oder aus dem Rahmen fallen, ist eine grosse Herausforderung und bedingt ein flexibleres Bildungssytem mit zusätzlichen Betreuungskapazitäten. Gleichzeitig beobachte ich mit Sorge, wie tendenziell einige Eltern die Erziehungsaufgaben wie das Beibringen eines Verhaltensrahmen und Spielregeln im zwischenmenschlichen Zusammenspiel an die Schule delegieren.

Lesen, Rechnen, Schreiben: Das A und O einer schulischen Ausbildung.  Nur wer bereits in jungen Jahren richtig Lesen, Schreiben und Rechnen kann, verfügt über das Handwerkszeug, welches er für den Rest des Lebens bzw. für das lebenslange Lernen benötigt.  Darüber hinaus dürfen Musik, Kunst, Sport und Handarbeit nicht zu kurz kommen. Die Kombination all dieser Fächer ermöglicht es am ehesten, dass man frühzeitig seine eigenen Fähigkeiten und Präferenzen entdecken kann. Entscheidend für unsere Gesellschaft und Wirtschaft ist letztendlich die Kreativität jedes Individuums – die erlernt man nicht durch Lesen, Schreiben und Rechnen.

Anastas Odermatt (ALG)

Noten: Die Bewertung und Beurteilung sollte ja eine Rückmeldung auf den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler geben und sie dazu motivieren, weiter zu lernen. Da die Noten heute aber allzu häufig nur der Sozialnorm entsprechen (es geht nur um den Vergleich untereinander) und nicht den Lernprozess der einzelnen Schülerinnen und Schüler an sich bewerten, verhindern sie mehr als dass sie nützen. In diesem Sinne müsste man die Noten abschaffen.

Verhaltensauffälligkeit: Auffällig ist immer das, was nicht der «Norm» entspricht. Diese Normen sind von «uns» geschaffene Konstrukte, die sich stetig verändern. Wenn also ein Kind aufgrund seines Verhaltens auffällt und dafür «sanktioniert» oder sogar «exkludiert» wird, dann sagen wir damit nur, dass es nicht zu «uns» passt. Damit ist also «uns», aber nicht dem Kind geholfen. Es ist die Aufgabe des Schulsystems, entsprechende Gefässe, und Aufgabe der Bildungspolitik, die dafür nötigen Mittel zu Verfügung zu stellen.

Lesen, Rechnen, Schreiben: Es sind zentrale Kulturkompetenzen, zu denen wir Sorge tragen müssen.

Zuger Fraktionschefs
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Von links oben im Uhrzeigersinn: Karen Umbach, Thomas Meierhans, Anastas Odermatt, Manuel Brandenberg

Thomas Meierhans (CVP)

Noten: Schulische Leistungen sollen heute nicht nur mit abstrakten Ziffern von 1 bis 6 bewertet werden. Ich begrüsse es, den Lernfortschritt auch mit einem Kompetenzraster zu erkennen, zu dokumentieren und zu bewerten. Denn heute ist nicht nur Wissen, sondern Kompetenz gefragt. Leider wird immer gleich die Schwarz-Weiss-Frage gestellt: Gibt es eine Schule ganz ohne Noten? Für mich sind Noten immer noch die grösste mögliche Verdichtung, um Ergebnisse rasch zu erfassen. Parallel sollen aber auch erarbeitete Kompetenzen der Schüler dokumentiert werden.

Verhaltensauffälligkeit: In Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeit geht mir das integrative Schulsystem durch den Kopf.  Wenn in einer Umfrage unter 10 000 Lehrerinnen und Lehrern mehr als die Hälfte angibt, dass sie die integrative Schulung als Zusatzbelastung wahrnehmen, dann ist der Handlungsbedarf gross. Es gibt Situationen, in denen eine Integration schlicht keinen Sinn macht. Dann etwa, wenn ein Schüler den Unterricht dermassen stört, dass seine Klassenkameraden abgelenkt und die Lehrpersonen total absorbiert sind. Anstelle von noch mehr Lehrpersonen im Klassenzimmer sind Sonderschulen und Kleinklassen die besseren Mittel.

Lesen, Rechnen, Schreiben: Lesen, Schreiben und Rechnen sind Kompetenzen der Grundbildung, ohne die heute eine weitergehende Allgemeinbildung gar nicht möglich ist. Diese Grundkompetenzen jungen Menschen zu vermitteln, soll die wichtigste Mission der Schule bleiben.

Manuel Brandenberg (SVP)

Noten: Eine notwendige, weil verständliche und überprüfbare Sache, zudem vom Volk gewünscht. Sie helfen zu wissen, wo ein Kind im Moment in etwa steht. Dass man aus einer Note kein Drama machen muss, ist Sache der Eltern und des Lehrers.

Verhaltensauffälligkeit: Wo eine Gesellschaft krank ist, wird ein Gesunder verhaltensauffällig. Verhaltensauffällige müssen nicht pathologisiert, sondern je nach Person für eine gewisse Zeit separiert werden, etwa an einem Ort, wo sie zur Ruhe kommen können. Das Stichwort lautet Schulinseln. Einige Gemeinden machen es vor, wie das gehen kann und sind sehr zufrieden damit. Warum machen das nicht alle?

Lesen, Rechnen, Schreiben: Es sind die wichtigsten Schulfächer. Wer sie nicht lernt, hat Nachteile und ist zwangsläufig disponibler für jede Art der kollektiven Zumutung (Robert Spaemann), etwa durch den Staat. Man vernimmt auch vermehrt von Arbeitgebern, welche sich über Mängel in den genannten Kernfächern beklagen. Ich glaube ihnen. Die Sprache ist die Ausdrucksform unseres Denkens. Wo das Denken zufolge von Standardisierung verflacht, verflacht auch die Sprache. Hier schliesst sich womöglich der Kreis zur staatlich gepredigten und zunehmend erzwungenen Digitalisierung.

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