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01.03.2022

Welche Bildung für die Zuger Jugend?

01.03.2022
Eva Maurenbrecher über Bildungslandschaften, ihre Akteure und das Ziel von Bildung
EM
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Lehrerinnen, Lehrer und Schulleitungen engagieren sich für die guten Zuger Schulen. Aber nicht nur. Auf anderen Ebenen finden sich andere Akteure mit anderen Zuständigkeiten. Wie wird die Jugend bestmöglich auf die Zukunft vorbereitet? Um diese Frage wird nicht nur im Schulzimmer und im Schulhaus, sondern auch politisch gerungen. Im Beitrag geht es um Akteure, Zuger Antworten und um die antike Botschaft, welche der Schule auch heute noch den Weg in die Zukunft weisen kann.

Von Eva Maurenbrecher*

Unsere nächste Generation bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten, das ist das oberste Ziel der ganzen Bildungslandschaft. Aber was «bestmöglich» bedeutet und wie wir dieses Gebot aktiv umsetzen, ist je nach Gesinnung und Rolle, die wir haben, unterschiedlich. Die Lehrpersonen sind tagtäglich mit den Schülerinnen und Schülern am Arbeiten. Hier werden Schritt für Schritt Lerninhalte vermittelt, Regeln der Gemeinschaft geübt und die Persönlichkeitsbildung unterstützt. Das Klassenzimmer mit den Kindern und Jugendlichen ist das Zentrum des Bildungsuniversums.

Die Schulleitung stellt, etwas aus Distanz, sicher, dass die Rahmenbedingungen gut organisiert sind, und dass im Klassenzimmer keine organisatorischen Stolpersteine gute Arbeit verhindern. Auf anderen Flughöhen sind weitere Akteure mit dem gleichen Ziel am Werk: übergeordnete Behörden und die strategischen Gremien, wie hier im Kanton Zug die gemeindlichen Schulkommissionen, der kantonalen Bildungsrat, die Mittelschulkommission und der Kantonsrat.

Die Behörden der Gemeinde (Gemeinderat, Schulkommission) sind verantwortlich für die strategisch-politische Führung der Schulen und für die Aufsicht über die Schulen. Sie definieren den kommunalen Rahmen, innerhalb dessen die Schulen im Dienste der Förderung der Schülerinnen und Schüler arbeiten können. Die Mitglieder der Schulkommission (SK) arbeiten gemeinsam mit den Schulleitungen. Sie sind über den Schulbetrieb vor Ort bestens informiert und können praxisbezogen die Umsetzung der Vorgaben, seien diese vom Kanton oder in den gemeindlichen Zielen definiert, fördern und sicherstellen. Die Stärken der SK sind ihre Verankerung in der Gemeinde und ihre Nähe zu den einzelnen Schulbetrieben. Im besten Fall haben die Mitglieder dieser Kommission selbst Kinder in den Schulen und haben so den direkten Bezug zu den lokalen Gegebenheiten und Bedürfnissen. Ihre Inputs, aus diesem Mix von Nähe und unbefangener Aussensicht, sind wertvoll für die Schulführung, und es gilt sie klug zu nutzen. Die SK ist als strategische Behörde ein Laiengremium. Damit die SK als strategische Ebene etwas zur guten Schulentwicklung beitragen kann, ist sie auf einen transparenten Austausch mit der operativen Ebene angewiesen.

Im Bildungsrat (BIRA) werden für die obligatorische Schulzeit strategische Entscheide des Kantons getroffen. Um die Schulbildung zukunftsgerecht zu gestalten, muss der Bogen weiter gespannt werden und die gesellschaftlichen Veränderungen sowie die neuen Errungenschaften aus der Forschung berücksichtigt werden («über den Tellerrand hinausschauen»). Der BIRA legt pädagogische Ziele und Entwicklungsprojekte fest und soll Drehscheibe zwischen Schule/Pädagogik, Politik und Verwaltung sein. Beispielsweise werden im Moment die Abschlussarbeiten für die Strategischen Entwicklungslinien und Massnahmen 2023-2026, die Anpassung der künftigen Beobachtungs- und Beurteilungsunterlagen an den Lehrplan 21, die Anpassung des Sek 1 Plus-Teilkonzepts «Neugestaltung des 9. Schuljahrs» und neue Instrumente zur Leistungsmessung ausgearbeitet.

Der Kantonsrat beschliesst über die gemeinschaftlichen Aufgaben im Kanton, darunter die legislativen Bestimmungen der Schulen. In politischer Auseinandersetzung werden die gesetzlichen Regeln für die Arbeit in den Schulen festgelegt. Im laufenden Jahr werden voraussichtlich einige Gesetze revidiert, wie das Schul-, Stipendien- und PH-Gesetz und das Projekt «Schulergänzende Betreuung» geht in die Vernehmlassung.

Alle die oben erwähnten Akteure haben das gemeinsame Ziel, unsere nächste Generation bestmöglich auf ihre Zukunft vorzubereiten. Aber was bedeutet «bestmöglich»? Und wie wird die Zukunft gestaltet?

EM
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Welche Bildung für die bestmögliche Zukunft?

Antworten dazu liefern das Schulgesetz und der Lehrplan 21. Die folgenden Aussagen sind mir wichtig. Ich erachte sie als zentral für die Frage nach dem Bildungsauftrag:

  • Schulgesetz: Die Schule vermittelt den Schülern Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten sowie Werthaltungen für ihre persönliche und berufliche Zukunft; sie fördert deren Fachkompetenzen sowie deren Lern-, Selbst- und Sozialkompetenzen.
  • Lehrplan 21: Bildung ermöglicht dem Einzelnen, seine Potenziale in geistiger, kultureller und lebenspraktischer Hinsicht zu erkunden, sie zu entfalten und über die Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt eine eigene Identität zu entwickeln. Bildung befähigt zu einer eigenständigen und selbstverantwortlichen Lebensführung, die zu verantwortungsbewusster und selbstständiger Teilhabe und Mitwirkung im gesellschaftlichen Leben in sozialer, kultureller, beruflicher und politischer Hinsicht führt.

Meiner Ansicht nach sind folgende Überlegungen für unsere Schulen von Bedeutung:

Die Schule soll jedem Kind das nötige Wissen vermitteln, um sich in der Welt zurechtzufinden und seine Pflichten und Rechte als selbstbestimmter Teil der Gesellschaft wahrzunehmen. In den letzten Jahren wurden mit dem Lehrplan 21 nebst Fachwissen auch die Kompetenzen in den Bereichen Lernen, Selbsterkennung und im Sozialen Umgang stärker gefördert. Die Pandemie hat das bereits deklarierte Vorhaben, E-Learning und das Lernen im digitalen Umfeld auszubauen, beschleunigt. Haben wir in dieser Zeit etwas vernachlässigt? Wo braucht es jetzt mehr Fokus? Wie gelingt es den zukünftigen Generationen, in der schnelllebigen Multioptionsgesellschaft, mit der zunehmenden Komplexität und Informationsdichte umzugehen und ein gutes Leben zu führen?

Bereits im antiken Griechenland standen am Eingang des Tempels von Delphi folgende mahnende Inschriften: «Erkenne dich selbst» und «Alles in Massen». Beide Aufforderungen sind sehr aktuell. Sie sind die Voraussetzung für das Wohlbefinden unserer Kinder und Jugendlichen.

  • «Erkenne dich selbst»: Selbstkenntnis, die Beziehung zu sich selbst und die Entwicklung des Selbstwertgefühls müssen in der Schule Platz bekommen und gefördert werden. Nur so können die jungen Menschen Sicherheit gewinnen, ihre Stärken bewusst einsetzen und sich mit Zuversicht weiterentwickeln.
  • «Alles in Massen»: Die Balance im Leben finden. Geben wir den Kindern Ausgleichsmöglichkeiten, zwischen Kreativität und reinem Sachverstand, zwischen dem Surfen in der digitalen Welt und der Bodenhaftung im Wald nebenan, zwischen Ausdauer und Loslassen.

Dies gilt ebenfalls für die Akteure aller Ebenen der Bildungspolitik und in den Schulbetrieben. Eine Balance zwischen Neuem und Bewährtem muss gewahrt werden. Geben wir Veränderungen genügend Zeit auszureifen. Genügend Zeit, um während des Veränderungsprozesses dazuzulernen und damit massvoll und in einer gesunden Balance die Kinder zu fordern und zu fördern. Ihre Bedürfnisse zu erkennen und sie auf ihrem Weg zur eigenen Identität und zur Teilhabe in der Gesellschaft altersgerecht und wertschätzend zu begleiten.

Wir müssen im Schulentwicklungsprozess die Verfassung unserer Schülerinnen und Schüler im Auge behalten. Die Pisa-Studien sind vor allem für die Ergebnisse in den Fächern Muttersprache, Mathematik und Naturwissenschaften bekannt. Was viele nicht wissen, ist die Tatsache, dass auch andere Aspekte untersucht werden, wie Bewusstsein für globale Themen oder das Wohlbefinden. Im Jahr 2018 sagten rund 78 % der 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in der Schweiz, dass ihre Lehrpersonen Freude am Unterrichten zeigten. 85 % der Schüler meinten, dass sie normalerweise einen Ausweg aus schwierigen Situationen finden können und 73 % gaben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Diese Aussagen geben uns wichtige Hinweise darauf, ob uns die bestmögliche Vorbereitung für ihre Zukunft gelingt.

Die verschiedenen Ebenen der Bildungslandschaft sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Sie leisten wertvolle Beiträge für die Bildungslaufbahn unserer Kinder und Jugendlichen, für den Weg zu einem selbstbestimmten Leben. Sei dies als kritische und konstruktive Bürger, als unternehmenslustige und kreative Unternehmerinnen, als ehrgeizige und innovative Handwerker, als empathisches Pflegepersonal, als neugierige Forscher und Forscherinnen.

Ich danke alle Menschen, die dazu ihren Teil beitragen und schätze es sehr, dass ich mich diesen erfüllenden Aufgaben auf vielen Ebenen widmen darf.

 


* Eva Maurenbrecher ist Lehrerin für Chemie, langjähriges Mitglied der Hünenberger Schulkommission, Mitglied des Bildungsrats und seit 2021 Kantonsrätin. Eine menschliche und leistungsstarke Zuger Schule liegt ihr auf allen Ebenen am Herzen.

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