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18.03.2015

Hausaufgaben – Pantoffeltierchen in der Nacht

18.03.2015
Denk ich an Husi in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht ... oder nicht? Sabine Windlin hat für www.schulinfozug.ch fünf Eltern zum Thema Hausaufgaben befragt und aufschlussreiche Antworten ...
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Denk ich an Husi in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht ... oder nicht? Sabine Windlin hat für www.schulinfozug.ch fünf Eltern zum Thema Hausaufgaben befragt und aufschlussreiche Antworten erhalten. Zuerst folgt ihr persönlicher Einstieg ins Thema, die ersten zwei Porträts finden sich gleich darunter.

Von Sabine Windlin

Tag für Tag, Abend für Abend sitzen Eltern mit ihrem Nachwuchs am Tisch und büffeln: Kommaregeln, Zahlenbrüche, Kantonswappen, verbale Wortketten, die Entstehung der Sonnenfinsternis, die Konjugation von unregelmässigen Französischverben, die Hügelketten und Pässe der Schweiz, die Ursprünge der Fasnacht, den Aufbau von Blütenpflanzen, die Bildung des Subjonctif, die Stände im Mittelalter.

Doch was heißt hier büffeln? Meist endet die Lernerei zu Hause einfach nur im Streit und lauter werdenden Ausrufen der Hilflosigkeit und Verzweiflung: „Max, bitte! Nun kapier das doch endlich: „staying up" heisst aufbleiben und nicht aufstehen." „Sara, zum hundertsten Mal: der Umfang eines Rechtecks ist nicht identisch mit dessen Fläche. Wie oft muss ich Dir das noch sagen?" „Paula, ich erklär's Dir jetzt zum letzten Mal: „de" und „le" gibt es nacheinander nicht. Es muss „du" heissen!"

Vor allem berufstätige Mütter und Väter, so geht die Klage, gelangen mit dem Husi-Stress an ihre Grenzen und bereuen es schon mal, ihre Kinder zur Wahrung des Familienfriedens nicht an einer Tagesschule angemeldet zu haben, wo die Hausaufgaben entweder in der Schule oder im Studium unter Aufsicht eines Lehrers erledigt werden . Nach einem strengen Arbeitstag verspüren die wenigsten Eltern noch Lust, sich mit ihren Kindern hinzusetzten und ihnen den Unterschied zwischen Personal-, Relativ-, Reflexiv-, Demonstrativ-, -Interrogativ, Possessiv- und Indefinitpronomen zu erläutern. Abgesehen davon: ist dies nun wirklich relevant, um später im Leben bestehen können? Zum Teufel mit diesen Lernzielen, mit dieser semantisch, morphologisch und syntaktischen Haarspalterei, mit diesem Umwandeln von Milligramm in Tonnen, von Liter in Kubikmeter, mit der Division durch Dezimalzahlen und diesen elenden Prozentrechnungen. Man will jetzt endlich Feierabend!

Mitunter kommt es zu skurrilen Situationen. Gestandene Väter, die spät abends eine Internetrecherche per Google starten, um zu erfahren wie sich Pantoffeltierchen fortbewegen und ernähren, weil die Tochter anderntags einen „M & U"-Test zu bewältigen hat und die zur Verfügung stehenden Arbeitsblätter nicht versteht. Ratlose Mütter, die nachts um halb elf den 80-jährigen Schwiegervater anrufen, um von ihm zu erfahren, was es mit den Wirren um die Nachfolge vom deutschen König Rudolf dem Ersten in Zusammenhang mit den Schweizer Habsburgerkriege auf sich hatte, um zwar mit einer hochkompetenten und äusserst ausführlichen, aber für den 12-jährigen Sohn völlig unnützen Antwort konfrontiert zu werden. Einfach nur Frust!

Warum eigentlich tun sich Eltern diesen Stress an? Aus Pflichtbewusstsein? Aus Angst, die Kinder würden den Schulstoff sonst nicht verstehen oder aus Sorge, in der Schule bleibe zu wenig Zeit für ausführliche Erklärungen? Zeitigt das gemeinsame Lernen von Kindern und Eltern wenigstens Erfolge oder ist es schlicht kontraproduktiv und der Selbstständigkeit der Kinder gar hinderlich, wenn sich die Alten einmischen? Sollten sie sich ganz raushalten?

www.schulinfozug.ch hat fünf Eltern zu den eigenen Erfahrungen mit Hausaufgaben befragt. An dieser Stelle folgen die ersten zwei Beiträge, die weiteren drei werden anfangs April publiziert.

 


Georg Langhans, Zug (zwei Söhne: 6. Klasse und 1. Kanti)

Meine Söhne erledigen die Hausaufgaben selbständig. Wenn aber eine Prüfung ansteht, frage ich sie ab. Meist ist das in den Fächern Biologie oder Geographie der Fall. Auf diese Weise bekomme ich mit, welcher Stoff gerade behandelt wird. Oft staune ich über das hohe Niveau. Neulich galt es, in Erdkunde den Verlauf des Nils und die Lage des Baikalsees zu kennen. Als ich mich selber auf der Landkarte in der Region Südsibirien vergewissern wollte, scherzte mein Sohn: «Papa, als Pilot, müsstest Du das doch eigentlich wissen!» Ich versuche, das Lernen spielerisch zu gestalten und sehe meine Funktion in der eines Sparringpartners. Schulisch haben meine Söhne keine Probleme. Die Noten sind entsprechend gut. Für Eltern ist das natürlich ein Segen, auch wenn es nicht unser Verdienst ist. Beim Grösseren, der jetzt in die Kanti geht, gab es allerdings seit dem Übertritt schon den einen oder anderen Taucher im Bereich 3,5. Daraufhin erinnerte ich meinen Sohn vermehrt ans Lernen und mahnte ihn, die Schule nicht allzu locker zu nehmen. Der Jüngere ist in der 6. Klasse und bringt eigentlich kaum «Ufzgi» nach Hause. Die hat er meist schon in der Schule erledigt. Hätte eines meiner Kinder wirklich Mühe in einem bestimmten Fach, hätte ich keine Hemmungen eine professionelle Nachhilfe zu organisieren. Wenn man sich als Eltern nämlich zu stark einschaltet, wird es schnell emotional und kontraproduktiv.

 

 
Regula Iten, Risch (zwei Söhne, zwei Töchter: 1. Sek, 5. Klasse, 4. Klasse, 2. Klasse)

Bei vier Kindern ist man ziemlich eingespannt. Fast täglich helfe ich irgendwo unterstützend oder kontrolliere, ob bestimmte Lese- und Matheaufgaben, die gegenüber dem Lehrer dokumentiert und von den Eltern unterschrieben werden müssen, auch tatsächlich erledigt wurden. Von der Schule wird die Mitarbeit der Eltern ein Stück weit ja auch erwartet. Zudem kann in Doppelklassen, in denen bei uns in Risch manchmal bis zu 20 Kinder sitzen, die Lehrperson nicht immer individuell auf jedes einzelne Kind eingehen, wenn eines irgendwo einen «Chnopf» hat. Da nehme ich mir eben Zeit, wenn es zu Hause heisst: «Mami, ich chume nid drus!» Je jünger die Kinder sind, desto mehr bin ich als Mutter bei den «Husi» involviert. So ist es jedenfalls bei uns. Der Älteste, der in die Sek geht, braucht kaum noch Unterstützung. Zum Glück: denn was auf diesem Niveau in Mathe, Französisch oder Englisch gefordert wird, ist ziemlich anspruchsvoll und ich bin teilweise selber überfordert oder «schnalle» es nicht. Zum Glück ist mein Mann noch da, der am Feierabend auch hin und wieder im «Einsatz» ist, etwa dann, wenn ich im Gastgewerbe arbeite. Schön ist es, zu sehen, wie der ältere Sohn den jüngeren Geschwistern hilft. Diese nehmen die Hilfe des grossen Bruders immer dankend an und sind froh, dass der schon so viel weiss. Vor allem in den Fremdsprachen. Denn da müssen mein Mann und ich passen.

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