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24.09.2021

Problemverhalten & psychische Erkrankungen

24.09.2021
Problemverhalten und psychische Erkrankungen
FH
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Verhaltensauffälligkeiten, welche im Rahmen einer psychischen Störung auftreten, können enorme Auswirkungen im Schulalltag haben und den Unterricht beeinträchtigen. Gründe für Verhaltensauffälligkeiten sind jedoch vielschichtig und dürfen nicht nur auf eine Erkrankung beim Kind zurückgeführt werden. Die Umwelt spielt dabei eine wichtige Rolle.

Von Franziska Hotz*

Die letzte repräsentative Datenerhebung zur Prävalenz1 von psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in der Schweiz liegt schon einige Jahre zurück. Mittels Eltern-Interview wurden psychische Störung bei 6 bis 17-Jährigen erhoben.

Die Zahlen sind beeindruckend: Am häufigsten kommen Angststörungen (11,4 %), gefolgt von Ticstörungen (6,0 %), ADHS (5,3 %) und oppositionellem Trotzverhalten (2,1 %) vor. Affektive Störungen (0,7 %) und Substanzstörungen (0,3 %) werden weniger häufig diagnostiziert. Die Gesamtprävalenz (Rate der Betroffenen) ist bei den 6 bis 9-jährigen (31,3 %) und den 10 bis 13-jährigen Kindern (25,4 %) höher als bei den 14 bis 17-jährigen Jugendlichen (12,8 %). Die Häufigkeit der auch für die Schule besonders herausfordernden Gruppe der Kinder- und Jugendlichen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) liegt gemäss epidemiologischen Forschungen in verschiedenen Ländern bei 0,6 bis 1 Prozent. Generell sind in der schweizerischen Studie psychische Störungen bei Jungen (28,5 %) häufiger als bei Mädchen (15,6 %). Dieser Geschlechterunterschied über alle psychischen Störungen hinweg fand sich auch in aktuelleren internationalen Studien. Jungen zeigen vermehrt externalisierende Störungen, wie z.  B. ADHS oder Störungen des Sozialverhaltens, während bei Mädchen eher internalisierende Probleme auftreten, z.  B. Affektive Störungen und Angst.

Es ist davon auszugehen, dass externalisierende psychische Erkrankungen häufiger zu verstärkten Massnahmen führen, da die damit zusammenhängenden Verhaltensauffälligkeiten im Schulunterricht als besonders belastend wahrgenommen werden. Die überproportional hohe Vertretung von Knaben mit Sonderschulmassnahmen bei schweren Verhaltensstörungen kann unter anderem dadurch erklärt werden, dass psychische Störungen, insbesondere die externalisierenden Auffälligkeiten, bei Jungen deutlich häufiger vorkommen als bei Mädchen.

Die Gründe von Problemverhalten, schwere Verhaltensstörungen miteingeschlossen, sind jedoch komplexer, als dass sie sich auf eine psychische Erkrankung beim Kind reduzieren lassen. Nebst genetischen, biologischen, psychologischen und sozialen Ursachen spielt die familiäre sowie schulische Situation eine zentrale Rolle. Verhaltensauffälligkeiten können als Folge einer fehlende Passung von individuellen Bedürfnissen sowie Entwicklungseigenheiten des Kindes und seiner Umwelt verstanden werden. So erschweren z. B. eine generelle Ängstlichkeit, erhöhte Impulsivität, Armut oder belastende Familienverhältnisse die Bedürfnisbefriedigung. In der Schule kann das Kind Über- oder Unterforderung erfahren. Auch im Umgang mit Gleichaltrigen entstehen möglicherweise Schwierigkeiten, welche wiederum die Entwicklung beeinflussen. Längerfristig entsteht ein «Miss-fit» mit beeinträchtigtem Wohlbefinden, fehlangepasstem Verhalten bzw. Auffälligkeiten in der Entwicklung. Gerade Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen anders als «die Norm» sind, erleben immer wieder eine mangelnde Passung zwischen sich und ihrer Umwelt.

Bei der Bedarfseinschätzung von verstärkten Massnahmen berücksichtigt der SPD, dass Behinderungen komplexe Phänomene sind, die sich in der Interaktion zwischen Menschen und ihrer Umwelt zeigen. Dabei beurteilen wir mittels standardisiertem Abklärungsverfahren SAV den professionellen und familiären Kontext sowie die Funktionseinschränkungen des Kindes. Der tatsächliche Bedarf ergibt sich aus den Entwicklungs- und Bildungszielen. Ein einzelnes Merkmal alleine, beispielsweise eine psychiatrische Diagnose, löst noch keine bestimmte Massnahme aus. Der Anspruch auf verstärkte Massnahmen können wir dann prüfen, wenn die getroffenen Massnahmen der besonderen Förderung deutlich und über einen längeren Zeitraum nicht mehr ausreichen (siehe auch Stufenmodell).


Mathematik
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Die Schule leistet einen wesentlichen Beitrag zur Förderung der emotionalen Gesundheit der Kinder und Jugendlichen. Indem sie ihre Schülerinnen und Schüler ihren Bedürfnissen entsprechend unterstützt, fördert sie die Passung zwischen Kind und Umwelt.
Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten, welche tagtäglich diese herausfordernde Verantwortung wahrnehmen!


* Franziska Hotz ist Schulpsychologin und seit Sommer 2017 beim Schulpsychologischen Dienst Zug.

1Rate der zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitabschnitt an einer bestimmten Krankheit Erkrankten (im Vergleich zur Zahl der Untersuchten).

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