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10.03.2017

Schule und Führung — Frauen fördern!

10.03.2017
Sollen Frauen Schulleitungsaufgaben übernehmen, müssen sie früh und systematisch gefördert werden — auch weil sich ihre typische Berufsbiographie von jener der Männer unterscheidet. Die Schule ist ...
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Sollen Frauen Schulleitungsaufgaben übernehmen, müssen sie früh und systematisch gefördert werden — auch weil sich ihre typische Berufsbiographie von jener der Männer unterscheidet. Die Schule ist der richtige Ort, um hier eine Vorbildrolle zu übernehmen.

Von Claudia Benninger Brun*

Führungsnachwuchs bekommt man nicht in neun Monaten – erst recht nicht, wenn er weiblich ist. Jedoch: Kinder bekommt man in neun Monaten und sie verändern mit ihrer Ankunft das Leben der Eltern. Im Speziellen das der Mutter.

Als Schulleiterin werde ich regelmässig vor die Tatsache gestellt, dass ich mich von guten Lehrerinnen verabschieden muss, weil sie Mutter werden und dadurch eine prägnante Veränderung in ihrer Berufsbiographie erleben. Wie viel die Frauen nach der Geburt weiter arbeiten können, ist sehr individuell und hängt auch davon ab, wie stark ihr Umfeld sie unterstützen kann. Die meisten haben den Wunsch, nach dem Mutterschaftsurlaub in einem kleinen Pensum wieder einzusteigen. Weil die Schule als Organisation nicht unzählig viele Kleinstpensen verkraftet, erhalten die jungen Mütter teilweise befristete Arbeitsverträge oder sie müssen gar kündigen, weil wir ihnen nur hohe Pensen anbieten können.

Neue Berufsbiographien zulassen
Ich selber habe drei Kinder (unterdessen 12, 16 und 19 Jahre alt) und hatte das Glück, dass ich daneben stetig weiter arbeiten durfte. Nach dem ersten Kind unterrichtete ich zu 80 Prozent als Primarlehrerin. Danach habe ich das Pensum innerhalb von sieben Jahren sukzessive auf 20 Prozent reduziert. Nach der Geburt des zweiten Kindes habe ich die Schulleiterausbildung begonnen und konnte daneben erste Erfahrungen als Schulentwicklerin sammeln. Unterdessen bin ich wieder bei einem Arbeitspenusm von 80 Prozent angelangt. Seit 2008 arbeite ich als Schulleiterin. Weshalb erzähle ich das so detailliert? Weil ich der festen Überzeugung bin, dass – wenn die Arbeitswelt mehr Frauen in Führungspositionen will - sie neue Bilder an Berufsbiographien zulassen muss. Doch dazu mehr etwas später in meinem Erfahrungsbericht.

Mut, Kraft und das richtige Umfeld
Die Beschreibung meines beruflichen Weges erweckt vielleicht den Eindruck, als ob das immer locker vom Hocker von sich gegangen wäre. Doch dem war nicht so. Diesen Weg zu gehen hat immer wieder Mut und viel Kraft gebraucht. Regelmässig mussten mein Mann und ich Standortbestimmungen vornehmen und die Familienorganisation anpassen. Meine Erfahrung ist, dass es einen grossen Strauss an unterstützenden Mitteln braucht, damit Frauen berufstätig bleiben können. Als junge Mutter haben mir dabei Vorbilder geholfen. Das waren zwei, drei Frauen, welche bereits vor 20 Jahren auch als Familienfrauen in einem grösseren Pensum weiter unterrichteten. Da war mein Mann, für den von Anfang klar war, dass er einen Teil der Erziehungs- und Hausarbeit übernimmt und mich immer wieder auf meinem Weg bestärkt hat. Da waren unsere Eltern, welche uns bei der Kinderbetreuung halfen sowie gute Familien ergänzende Betreuungsstrukturen in unserer Wohngemeinde und eine Reinigungshilfe. Und ganz wichtig: meine innere Überzeugung und Sicherheit, dass es mich erfüllt neben der Familie berufstätig zu sein und eine Führungsposition anzustreben.

Hürden überwinden
Ich habe vorhin neue Bilder von Berufsbiographien erwähnt. Noch immer sind es in den allermeisten Fällen die Frauen, welche den grösseren Teil der Familienarbeit übernehmen und sie haben deswegen unregelmässig verlaufende Arbeitsanstellungen. Männer hingegen haben häufig ununterbrochene Berufsbioraphien und permanente Vollzeittätigkeit. Mit ihren persönlichen und männlichen Bildern von Lebensverläufen wählen die Männer, die Wahlgremien von Führungspositionen sind mehrheitlich männlich zusammengesetzt, die Schulleitergremien. Geprägt durch ihre eigenen Berufsbiographien grenzen sie einen grossen Teil des Schulleiterinnennachwuchses aus. Denn, die wenigsten an Führung interessierten Lehrerinnen können auf einen so umfassenden Strauss an unterstützenden Mitteln bauen, dass sie neben der Familienarbeit und der Unterrichtstätigkeit auch noch die Schulleitungsausbildung machen oder gar in einem hohen Pensum weiter arbeiten können. Das finde ich bedauernswert.
Erstens gehen uns sowohl als Organisation als auch uns als Gesellschaft fähige und motivierte Mitglieder in der Arbeitswelt abhanden. Zweitens hat die Organisation Schule eine besonders wichtige Vorbildfunktion. Hier machen Kinder ihre ersten Erfahrungen mit der Gesellschaft und werden in ihren Werten mitgeprägt. Wenn die Schulleitungsgremien gendermässig ausgeglichen wären, würden Kinder hier erleben, „dass Frauen nicht nur äusserst kompetent in Familien- und Schulklassenmanagement, sondern auch im Führen grösserer Organisationen sind" (Christine Hofer).

"Herr"kömmliche Bilder weiterentwickeln
Der Regierungsrat des Kantons Zug hat im Dezember 2016 verschiedene Massnahmen zur Gleichstellung verabschiedet. Zum Massnahmenkatalog gehören die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Förderung von Teilzeitpensen und Frauen in Führungspositionen. Wenn man diese Massnahmen ernst nehmen will, muss es möglich werden, die „herr"kömmlichen Bilder und Verläufe von Karrieren weiter zu entwickeln. Z.B. könnte man Lehrpersonen, welche im Teilpensum arbeiten, die Ausbildungszeit als Arbeitszeit anrechnen und den Nutzen für die Gemeinde mit geeigneten Weiterbildungsverträgen absichern. An manchen Orten wird dies für Lehrpersonen im Vollpensum so gehandhabt.

Leiterinnen fördern und unterstützen
"Führungsnachwuchs bekommt man nicht in neun Monaten", sagt der deutsche Manager Hans Merkle. Richtig! Lehrerinnen, welche Führungstalent zeigen, sollten früh systematisch gefördert und unterstützt werden - trotz Mutterschaftsurlaub und reduziertem Pensum. Denn den meisten Frauen ist es unmöglich, eine männliche Berufsbiographie hinzulegen. Und ja – das geht nicht zum gleichen Preis wie dies bei männlichen Talenten geht. Die Schule sollte den Mut haben, hier eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Denn: "Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben" (Viktor Frankl) ... und wo geht das nachhaltiger als in der Schule?

*Claudia Benninger Brun ist Schulleiterin in Hünenberg und Leiterin gemeindliche Steuergruppe Schulentwicklung.

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