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29.03.2018

Zusammenarbeiten – gemeinsam weiterkommen

Kooperation zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler. Ein Blick hinter die Kulissen der Schulen Baar. Von Urban Bossard und Raphael Arnet* Unser Leben besteht aus Übergängen. Diese ...
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Kooperation zum Wohle unserer Schülerinnen und Schüler. Ein Blick hinter die Kulissen der Schulen Baar.

Von Urban Bossard und Raphael Arnet*

Unser Leben besteht aus Übergängen. Diese sorgfältig zu gestalten, darauf kommt es an. Und auf die Verknüpfung der Vergangenheit, woher ich komme, mit der Gegenwart, wer ich bin. Und der Zukunft, wohin ich gehen möchte.
Die Lehrpersonen stehen Tag für Tag mitten in diesem Prozess. Es gilt, Übergänge der Schülerinnen und Schüler sorgfältig und zum Guten zu gestalten. Dabei stehen sie, die Kolleginnen und Kollegen, zwischen nachdenklichem Fragen und raschem Handeln, zwischen Erziehungswissenschaft und Schulalltag, zwischen den Fähigkeiten des Kindes und elterlichen Erwartungen, zwischen Gegenwart und Zukunft. Sie, die Lehrpersonen, regen das Lernen an, steuern, begleiten, coachen, dokumentieren, intervenieren, halten Talente wach, sehen den eigenen Unterricht aus den Augen der Schülerin und des Schülers, stimmen sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen über die Lernprozesse der Kinder und Jugendlichen ab und fördern so deren Leistungsbereitschaft.

Unterwegs im suchenden Dialog
Um dieser Aufgabe gewachsen zu sein, verstehen wir uns an den Baarer Schulen als kooperierende Lerngemeinschaft, die im suchenden Dialog und in einer gewinnbringenden Zusammenarbeit als Lernende unterwegs ist. Mit Fehlern und dem nötigen Entwicklungspotential! Und dem Ziel, gemeinsam und abgestimmt die komplexen Aufgaben und Herausforderungen des schulischen Alltags zu bewältigen. Dies mit und im Rahmen unserer Ressourcen. Und im Bewusstsein, dass wir nur mit Kooperation in den verschiedensten Facetten mehr Tiefe erreichen und unser professionelles Handlungswissen gegenseitig bereichern und weiterentwickeln können.

Zum Verständnis unseres kooperativen Wirkens wollen wir mit den folgenden Überlegungen in Skizzen aufzeigen, wie wir letztes Jahr gemeinsam mit den Lehrpersonen der Kindergarten- und Primarstufe an einem Weiterbildungstag einen mehrjährigen Unterrichtsentwicklungsschwerpunkt mit dem Fokus von 'Lehrpersonen für Lehrpersonen als Fachexperten' abgeschlossen haben.

Den eigenen Lernbedarf ermitteln
Sie kennen die Frage und ebenso Ihr stilles Unbehagen: Was kocht man einem Sternekoch zum Abendessen? Erzähle ich meinen Lieblingswitz einem Komiker? Schenke ich einer Floristin einen Blumenstrauss?
Sich mit Experten auf ihrem jeweiligen Fachgebiet zu bewegen, ist immer beides, Wagnis und Herausforderung zugleich. Wenden wir uns den Experten fürs Lernen zu – den Lehrpersonen. Mit abgestimmten, wohl vorbereiteten und durchdachten pädagogischen, didaktischen Massnahmen und Instrumenten sind sie täglich rund ums Lernen mit Schülerinnen und Schülern unterwegs.

In den letzten Jahren haben wir uns an den Baarer Schulen rund ums Thema 'Selbstgesteuertes Lernen – Lernen steuern und begleiten' intensiv mit den drei Navigationshilfen Lernreflexion, Lerndokumentation und Lerngespräche/Lerncoaching-Gespräche beschäftigt. Dies in der Absicht, die Schülerinnen und Schüler ab Kindergarten bis zur Oberstufe auf ihrem Lernweg individuell zu begleiten und sie Schritt für Schritt zum selbstverantwortlichen Lernen zu führen.

Mit dem Weiterbildungstag wollten wir den Unterrichtsentwicklungsfokus der vergangenen Jahre abrunden. Gelerntes sollte vertieft, Offenes geklärt werden. Dass über 200 Lehrpersonen der Kindergarten- und Primarstufe dabei ebenso heterogen und individuell wie die über 1'500 Schülerinnen und Schüler der Kindergarten- und Primarstufe sind, ist selbstverständlich. Herausfordernd und ambitiös daher die berechtigte Erwartung, allen Lehrpersonen an diesem Weiterbildungstag ein bedarfsorientiertes Lernen zu ermöglichen.

Daher wurde in jeder der sieben Baarer Primarschulen im Voraus über die Steuergruppe vor Ort der konkrete Weiterbildungsbedarf ermittelt. Die Lehrpersonen machten sich dabei Gedanken, wo sie persönlich bei der Begleitung der Schülerinnen und Schüler beim 'Selbstgesteuerten Lernen' ganz konkret unterwegs sind und welche Fragestellungen sie vertieft haben möchten. Entscheidend dabei die Frage, bei welchen Themengebieten sie anderen Kolleginnen und Kolleginnen ihre Fachexpertise oder ihr Handlungswissen mittels selbst entwickelten Praxisinstrumenten weitergeben könnten.

Lernangebote abstimmen und nutzen
Aus den Rückmeldungen der einzelnen Schulen entstand ein bedarfsorientiertes Weiterbildungsangebot. Dieses beinhaltete Kurse, stufenbezogene und stufenübergreifende Unterrichtsbesuche und bot die Möglichkeit, sich über konkrete Praxisbeispiele austauschen (Beispiel: Das goldene Buch – eine Lerndokumentation für 1. Klässler) oder eigene Zielvorhaben mit einer konkreten Fragestellung im Team weiterentwickeln zu können.

Die damit vorhandenen Lernangebote wurden von den Lehrpersonen in gegenseitiger Absprache belegt. Neben eigenen Präferenzen wurden sie ermutigt, sich auf die einzelnen Angebote zu verteilen, damit ein breit gefächerter Rückfluss der erworbenen Erkenntnisse und Erfahrungen in die Unterrichtsteams gewährleistet war.

Von der Vielfalt am Weiterbildungstag
Die Plätze waren verteilt, die Kursleiterinnen und Kursleiter vor Ort, die Schulzimmer mit diversen praxiserprobten Unterrichtsmaterialien anschaulich eingerichtet. Nun lag es an den Lehrpersonen, nochmals in die Thematik des 'Selbstgesteuerten Lernens' in Theorie und Praxis einzutauchen. Hoch motiviert und aufs praktische Tun fokussiert, so das Feedback am Ende des Tages, schufen sie beste Voraussetzungen für einen gelungenen Weiterbildungstag.

Besonders motivierend zu erleben, wie die Lehrpersonen einen Teil des Programms und damit ihr eigenes Lernen persönlich mitsteuern konnten. Sie bestimmten ihre Rolle selber, sei es als Kursteilnehmer, als Expertin oder eigenständig Lernende. Die Kooperation, der Austausch untereinander und der suchende Dialog waren zentrale Instrumente dieses Weiterbildungstages. Jede Lehrperson konnte eigene Fragen, Anregungen, Impulse und Erfahrungen einbringen und still für sich das Gehörte in Resonanz mit dem eigenen pädagogischen Methodenkoffer bringen. Der Blick in ein anderes Klassenzimmer umliegender Gemeinden und auch der Baarer Oberstufenschulen boten weitere Anregung, das eigene pädagogische Tun und Handeln zu reflektieren und sich über die aktuelle Praxis auszutauschen.

Der spätere Austausch im eigenen Unterrichtsteam über das Gesehene und Erlebte machte es deutlich: Es gibt verschiedene Möglichkeiten und Variationen des 'Selbstgesteuerten Lernens'. Das wissen die Lehrpersonen. Und doch tat es gut, dies selber zu sehen, zu erfahren und gemeinsam darüber nachzudenken. Dabei haben Lehrpersonen ihre eigenen Stärken erkannt, sich auch mit ihrem Wissen und Können exponiert und zusammen nach Lösungsansätzen für die Herausforderungen im Alltag gesucht.

Ermutigende Zeichen
Die Lehrpersonen haben viel zum Gelingen dieses Weiterbildungstages beigetragen. Sie machten sich aktiv zu Beteiligten, legten ihr Können offen, bestimmten und steuerten mit, haben Erfahrungen ausgetauscht und eigene Ziele im Dialog verfolgt. Und – sie wurden durch Inputs von Kolleginnen und weiteren Experten angeregt und haben dabei Neues im gemeinsamen Dialog erfahren und gelernt.

Der Psychologe und vormalige Leiter der Fachstelle für Schulevaluation im Kt. Luzern, Jo Kramis, hat aufgrund eines Werteentscheids drei grundlegende Gütekriterien im Unterricht skizziert: Bedeutsamkeit, Effizienz und Lernklima. Wenn Schülerinnen und Schüler in ihrem Lernen einen Sinn sehen, motiviert sind und sich das Lernen auf ihre Lebenswelt bezieht, dann ist das Lernen für sie bedeutsam. Verfolgen die Lernenden erreichbare Ziele, erwerben sie Strategien, nutzen sie ebenso das Von- und Miteinander im Austausch und werden sie von der Lehrperson individuell und gezielt unterstützt, dann lernen sie effizient. Und wenn sie sich von Mitschülerinnen und Mitschülern und den Lehrpersonen „wahrgenommen" und geachtet fühlen, dann lernen sie nachhaltig und mit hoher Zufriedenheit.

Dies trifft gleichermassen auf Lehrpersonen als Lernende in ihrem Berufsalltag und ebenso bei der Teilnahme am Weiterbildungstag zu. Bedeutsam wurde dieser durch die Praxisnähe, effizient durch den fachlichen Austausch von Berufskollegin zu Berufskollege als Fachexperten. Dass an solchen Tagen auch der Austausch während der Pausen gepflegt wurde, kritische Fragen Platz hatten, herzhaftes Lachen aus Kursräumen oder Schulzimmern tönte, war selbstverständlich und beschreibt das Klima.

Übergänge zwischen Familie, Schule und Berufsalltag unserer Schülerinnen und Schüler zum Guten und auf ihre Biografie abgestimmt zu gestalten, bleibt die Herausforderung des Alltags. Diese zu meistern, dabei fit und gesund zu bleiben, ist nur möglich in abgestimmter Kooperation aller Akteure. Dies in Offenheit und der nötigen professionellen Bescheidenheit. Die Ressourcen der einen ergänzen dabei die Ressourcen des andern.

Und das Fazit?
Ein gemeinsamer Weiterbildungstag, der konsequent beim eigenen Lernbedarf ansetzt, diesen offenlegt und das Gegenüber in seinem Fragen und Tun als Ressource achtet und anerkennt, bietet Chancen, persönlich weiterzukommen: Als Lehrerin, als Lehrer im eigenen Fach- und Handlungswissen, im Unterrichtsteam als Reflexionscrew und im Schulhausteam als entwicklungsorientierter Resonanzkörper.

*Urban Bossard ist Rektor der Schulen Baar, Raphael Arnet, Prorektor Kindergarten- und Primarstufe.

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