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01.06.2022

Übertrittsprüfung: Kein Angriff aufs Gymnasium, keine «Zürcher Verhältnisse»

01.06.2022
Übertrittsprüfung, Bericht und Antrag Regierungsrat
Übertrittsprüfung
Bild Legende:
Übertrittsprüfungen für das Gymnasium: In Zürich, in der Nordostschweiz, Schwyz, Glarus und in Graubünden gehören sie dazu.

Bei der Übertrittsprüfung geht es dem Regierungsrat nicht um einen «Angriff» auf das Gymnasium und nicht um «Zürcher Verhältnisse», wie jetzt teilweise zu hören ist. Auch eine Quote ist nicht geplant, sondern eine Ergänzung des bestehenden Verfahrens mit einer Übertrittsprüfung für das Langzeitgymnasium. Eine sachliche Diskussion ist wichtig. Der Vorstoss der Kantonsräte Balmer / Wiederkehr bietet eine Chance dazu.

Die professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema Übertrittsprüfung ja / nein muss über die Bedienung von Klischees und Ängsten hinausgehen. Mehr Steuerung beim Langzeitgymnasium (und nur darum geht es) hilft nicht nur der Sek selbst, sondern allen Bildungswegen, die an die Sek anschliessen. Dazu gehören neben der Berufsbildung und Berufsfachschulen auch die Anschlussschulen wie das Kurzzeitgymnasium, die Berufsmaturitätsschulen oder die Fachmittelschule. Auch dem Langzeitgymnasium ist nicht geholfen, wenn es sein Profil nicht behält.

28 % der Sechstklässlerinnen und Sechstklässler der gemeindlichen Schulen wechseln direkt ans Langzeitgymnasium. In der Stadt Zug sind es 2022 gar 37 %, während aus der vergleichbaren Gemeinde Baar im selben Jahr nur halb so viele Schülerinnen und Schüler ans Langzeitgymnasium zugewiesen werden. Noch vor wenigen Jahren lag die Quote bei rund 20 %. Diese Entwicklung ist nicht der Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, sondern dem Verfahren geschuldet. Darunter leidet nicht nur die Berufsbildung, sondern alle Bildungswege, die an die Sek anschliessen. Es leidet aber auch die Sek selbst, weil ihr die besten Schülerinnen und Schüler fehlen. Auch für das Profil des Langzeitgymnasiums ist das keine gute Entwicklung. Wo die Bildungsvielfalt leidet, leidet über kurz oder lang die Jugend, weil es zum Verlust von Bildungschancen kommt. Darum geht es im Kern.

Übertrittsprüfung für das Langzeitgymnasium
Der Regierungsrat schlägt vor, den bestehenden Übertritt ans Langzeitgymnasium mit einer Übertrittsprüfung zu ergänzen. Alle anderen Übertritte bleiben wie gehabt. Schon heute führt der Kanton Zug Aufnahmeprüfungen durch, nämlich dann, falls die Voraussetzungen zur prüfungsfreien Aufnahme nicht erfüllt werden. Gestützt auf dieses Know-how und unter Beizug von Wissenschaft und Praxis liesse sich nach Auffassung des Regierungsrats eine zeitgemässe Übertrittsprüfung für das Langzeitgymnasium entwickeln.

Sich ein eigenes Bild machen
Wichtig ist, sich ein eigenes Bild zu machen. Ein Ausgangspunkt kann der [Link:] Bericht und Antrag des Regierungsrats zur Übertrittsprüfung sein. Man kann durchaus auch das Gespräch mit den Schulen oder der Berufsbildung suchen, die an die Sek anschliessen, um sich ein Bild über die Bedeutung vielfältiger Bildungswege zu machen.

Vielfalt ist das Erfolgsrezept
Vielfältige Bildungswege schaffen viele Bildungschancen. Das ist das Schweizer Erfolgsrezept. Die Sek mit ihren vielen Anschlussmöglichkeiten inkl. Berufsbildung, Gymnasium oder auch Berufsmaturitätsschulen ist das Rückgrat dieser Bildungsvielfalt. Wenn immer mehr Schüler nach der Primarschule direkt ans Langzeitgymnasium übertreten, leidet das Rückgrat. Das ist für keinen Bildungsweg eine gute Entwicklung.

Sekundarschule als Rückgrat der Bildungsvielfalt
Weil die Bildungsvielfalt im Kern gefährdet ist, ist der Kanton als Schiedsrichter gefordert. Bildungsvielfalt und vielfältige Bildungswege sind nicht einfach Schlagwörter oder Selbstzweck. Bildungsvielfalt schafft Chancen für alle Kinder und Jugendlichen. Dafür hat die Schweiz Milliarden in offene und vielfältige Bildungswege investiert. Eine starke Sekundarschule ist aufgrund der vielen Anschlussmöglichkeiten das Rückgrat der Bildungsvielfalt. Auch das Langzeitgymnasium ist Teil dieser Bildungsvielfalt, aber der Zutritt muss gesteuert werden.

Mit Vielfalt gegen Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel kann nicht als Argument angeführt werden, um nichts gegen den Trend zu immer höheren Eintrittszahlen ans Langzeitgymnasium zu tun. Der Regierungsrat ist überzeugt, dass Bildungsvielfalt die beste Antwort auf den Fachkräftemangel ist und dass immer höhere Eintrittszahlen ans Langzeitgymnasium diese Vielfalt gefährden. Die Forschung zum Fachkräftemangel gibt ihm Recht. Wer den Fachkräftemangel bekämpfen will, muss dies via alle Bildungswege tun, weil es diesen Mangel auf allen Ebenen und in vielen Berufen gibt.

Prüfungsfrei ist nicht gleich chancengerecht
Gleich verhält es sich dort, wo mit der Chancengerechtigkeit gegen eine Übertrittsprüfung argumentiert wird. Untersuchungen der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung legen nahe, dass prüfungsfreie Systeme nicht dazu führen, dass vermehrt leistungsstarke Kinder aus weniger bildungsaffinen Familien ihren Weg ans Gymnasium finden. Die erhobenen Zahlen zeigen vielmehr, dass die zusätzlichen Plätze von Schülerinnen und Schülern besetzt werden, welche das PISA-Kompetenzniveau für das Gymnasium nicht erfüllen (Bildungsbericht 2018, S. 150). Gemäss Stefan Wolter, Direktor der schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, ist es jedenfalls vielsagend, dass es in erster Linie Akademikereltern sind, welche die Übertrittsprüfung vehement ablehnen. Sie, so Wolter, fürchteten, ihr Kind nicht mehr dank ihrem Einfluss ins Gymnasium hieven zu können, während andere Familien damit viel weniger ein Problem hätten (Weltwoche 14.18, S. 37). Zwecks Chancengerechtigkeit können zum Beispiel im Kanton Schwyz alle interessierten Schülerinnen und Schüler an einem Prüfungsvorbereitungskurs teilnehmen.

Abschaffung Langzeitgymnasium wäre ein Verlust
Schliesslich kann man sich auch für eine Abschaffung des Langzeitgymnasiums und eine generell spätere Zuweisung aussprechen, wie das viele Kantone kennen. Aber auch dieser Schritt wäre letztlich der Bildungsvielfalt abträglich. Im Kanton Zug wünscht die Politik eine Bildungsvielfalt, die auch ein Langzeitgymnasium einschliessen soll. Der Regierungsrat steht voll und ganz dahinter. Um diese Vielfalt zu sichern, muss der Eintritt ins Langzeitgymnasium aber gesteuert werden können.

«Zürcher Verhältnisse»
Es geht im Kanton Zug nicht um «Zürcher Verhältnisse», wo jedes Jahr nur 14-16 % der Schülerinnen und Schüler ans Langzeitgymnasium zugelassen werden. Die Zürcher Lösung sei den Zürcherinnen und Zürchern überlassen. Im Kanton Zug geht es darum, den Trend zu immer höheren Eintrittszahlen ans Langzeitgymnasium zu stoppen, damit sich der Bildungsfächer an diesem Punkt nicht zu früh schliesst. Aus diesem Grund soll nur der Eintritt ins Langzeitgymnasium am Ende der 6. Primarklasse um das Element einer Übertrittsprüfung ergänzt werden. Alle anderen Übertritte, auch der Übertritt ans Kurzzeitgymnasium am Ende der Sekundarschule, bleiben wie gehabt. Das ist in Zürich, wo es für alle Übertritte an eine Mittelschule eine Prüfung zu bestehen gilt, anders. Für das Ergebnis orientieren wir uns nicht an Quoten, sondern an Bestehensbedingungen. Neben Vornoten und dem Lehrpersonenurteil dient die Übertrittsprüfung als zusätzliches Instrument für die Zuweisung. Mit der Übertrittsprüfung für das Langzeitgymnasium wird der bestehende Übertritt um ein objektives Element ergänzt. Aus Kantonen mit Übertrittsprüfungen ist bekannt, dass die prognostische Aussagekraft von Übertrittsprüfungen hoch ist. Wer sie gut besteht, hat danach auch gute Erfolgsaussichten. Begabung und Intelligenz müssen für das Bestehen der Übertrittsprüfung an das Langzeitgymnasium ausschlaggebend sein. Eine Zuger Prüfung und der Prüfungsprozess sollen sorgfältig und mit Expertinnen und Experten aus Schulpraxis und Wissenschaft entwickelt werden. Um dem Vorwurf der privaten «Nachhilfeindustrie» zu begegnen, schlägt die ETH-Lernforscherin Elsbeth Stern vor, dass alle Kinder mit guten Leistungen in der Primarschule die Gelegenheit erhalten sollen, mit dafür ausgebildeten Lehrpersonen kostenlos für die Übertrittsprüfung zu lernen (NZZ 24.11.21).

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