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01.06.2018

Klar kommunizieren – Interview Ombudsfrau

01.06.2018
Im Jahresbericht 2017 der Zuger Ombudsstelle* finden sich auch Aussagen zur Schule. Aus diesem Grund hat www.schulinfozug.ch mit der Ombudsfrau des Kantons Zug das Gespräch gesucht. Von Lukas ...
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Im Jahresbericht 2017 der Zuger Ombudsstelle* finden sich auch Aussagen zur Schule. Aus diesem Grund hat www.schulinfozug.ch mit der Ombudsfrau des Kantons Zug das Gespräch gesucht.

Von Lukas Fürrer

Frau Landolf**, wie würden Sie einem Sechstklässler die Tätigkeit der Ombudsstelle erklären?
Wenn du Streit hast mit einem anderen Kind, versuchst du meistens selber eine Lösung zu finden. Gelingt das nicht, suchst du die Hilfe der Lehrperson oder deiner Eltern. Wenn du etwas nicht verstehst, suchst du Rat bei einer erwachsenen Person. Wenn erwachsene Personen Streit haben oder etwas nicht verstehen, brauchen Sie manchmal auch Hilfe, weil sie die Lösung nicht selber finden können. Haben sie Streit mit jemandem, der bei einer Behörde arbeitet, zum Beispiel bei der Schule oder bei der Polizei, dann kommen sie zur Ombudsstelle, erzählen die Geschichte und bitten um Hilfe. Ich höre dann beiden Seiten genau zu und erkläre, aus welchem Grund etwas geschehen ist und wie es gemeint war. Manchmal sage ich auch, dass es so nicht in Ordnung ist und wir suchen dann gemeinsam nach einer Lösung, die für alle in Ordnung ist.

In den Jahresberichten der Ombudsstelle kommt die Schule regelmässig vor. Ist die Schule ein einziges Konfliktfeld?
Nein, auf keinen Fall. Es ist eines der Gebiete im Staatswesen, in dem sehr unterschiedliche Interessen aufeinander prallen können. Gemessen an der Anzahl der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern, Lehrpersonen und Schulleitungen im gesamten Kanton Zug kommt eine verschwindend kleine Menge an Konflikten bei der Ombudsstelle an. Die Vielfalt an verschiedenen Menschen und Charakteren findet sich selbstverständlich auch im Schulbereich, quasi als Spiegel der gesamten Gesellschaft. Angesichts dieser Vielfalt ist es nachvollziehbar, dass auch die Interessen sehr unterschiedlich sein können. Oft sind es unterschiedliche Auffassungen über Schule, Missverständnisse und vor allem auch schlechte Kommunikation, die zu Konflikten im Schulbereich führen. Zudem hat sich das Verhältnis Schule-Eltern sehr gewandelt, was vermehrt zu Missverständnissen und Kommunikationsproblemen führen kann.

Auf Gemeindeebne ist die Schule (7 Fälle) nach der Sozialhilfe (16) und Bausachen (9) das dritthäufigste Thema bei der Ombudsstelle. Wie steht es um die Komplexität der Schulfälle?
Sie sind nicht komplexer, als andere Fälle. Die Konflikte sind aber emotionaler aufgeladen, wenn es um das Verhältnis Eltern-Schule geht, da es ja letztlich immer um das Kind geht  Jedes Kind ist für seine Eltern das einzigartigste unter allen Kindern. Für die Interessen ihrer Kinder können Eltern auf eine sehr emotionale Art und Weise kämpfen und sich in den Konfliktstoff verbeissen. Die internen Fälle hingegen, so nennen wir Konflikte zwischen Mitarbeitenden oder zwischen Lehrpersonen und Schulleitung, sind in der Komplexität vergleichbar mit internen Fällen aus der übrigen Verwaltung.

An einer Stelle im Bericht kommen Sie auf ein Problem der Mündlichkeit zu sprechen. Nicht beweisbare mündliche Aussagen oder Abmachungen stünden oft am Anfang eines Konflikts. Stellen Sie diese Sachlage auch im Bereich der Schule fest?
Ja, wenn es um Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Schule und Eltern geht. Alle Parteien gehen davon aus, dass gilt, was sie gesagt oder verstanden haben. Die Tatsache, dass das Gesagte anders verstanden werden kann, als es gemeint war, blenden die Parteien manchmal aus. Zudem ist auch die Tonalität, in der etwas geäussert oder auch geschrieben wurde massgebend für die Frage, ob ein Konflikt weiterschwelt oder sich auflöst.

Gibt es aus Sicht Ombudsstelle so etwas wie «häufigste Fehler», welche seitens Schulen oder Lehrpersonen gemacht werden?
Ja, fehlende Klarheit in den Aussagen und anfängliches Entgegenkommen, das später ins Gegenteil kippen kann. Es ist nachvollziehbar und verständlich, dass Eltern auch mal belastend sein können und Lehrpersonen oder Schulleitungen sich über solche Eltern ärgern. Die zeitliche Belastung durch fast tägliche Interventionen von Eltern können den normalen Schulalltag stark behindern. Die Eltern können ausblenden, dass ihr Kind nur eines von vielleicht 200 Kindern ist, das diese Schule besucht. Sie können sich nicht vorstellen, dass nicht alle 400 Eltern dieser Kinder im gleichen Ausmass auf Kommunikation mit der Schule bestehen. In solchen Fällen stelle ich ab und zu fest, dass es an Klarheit in der Kommunikation seitens der Schule mangelt. Es ist hilfreich, schriftlich und unmissverständlich festzuhalten, welche Regeln in der öffentlichen Schule gelten und vor allem, dass diese Regeln für alle gleich gelten. Es ist wichtig festzuhalten, welche Ausnahmen möglich sind und unter welchen Voraussetzungen das Gesetz Raum bietet für solche Ausnahmen. Es ist auch wichtig aufzuzeigen, welche Rechtsmittel ergriffen werden können, wenn Eltern mit dem Entscheid der Schule nicht einverstanden sind. Schwieriger ist das Thema Mitwirkungspflicht und Mitwirkungsrecht der Eltern. Aber auch hier ist einfache und klare Kommunikation wichtig. Ein klare Linie und der immer wiederkehrende Hinweis auf die einmal festgelegte Linie können sehr hilfreich sein.

Gerade Junglehrpersonen werden teilweise recht harsch von Eltern angegangen. Was kann ich in einem solchen Moment machen?
Junge Lehrpersonen brauchen unbedingt volle Rückendeckung und Stärkung durch die Schulleitung. Wenn sich Probleme mit Eltern im Bereich Kommunikation häufen, dann sollte die Schulleitung so rasch als möglich beigezogen werden. Im Rahmen einer Aussprache könnte die Schulleitung klären, was genau das Anliegen der Eltern ist, ob es überhaupt im Rahmen der öffentlichen Schule befriedigt werden kann und falls ja, wie. Dabei soll es immer nur um das Interesse des Kindes gehen und nie um diejenigen der Eltern oder der Lehrperson. Die Lehrperson müsste aber zwingend an der Aussprache teilnehmen und es sollte ein schriftliches Protokoll erstellt und von allen Beteiligten unterzeichnet werden. Im Wiederholungsfall könnte dann einfach immer wieder auf dieses Protokoll hingewiesen werden.

Schwierig wird es erst, wenn die Schulleitung hinter dem Rücken der Lehrperson die Eltern anhört, Verständnis signalisiert und Zusicherungen macht und dann die Lehrperson damit von den Eltern konfrontiert wird oder erst am Mitarbeitergespräch von den Vorwürfen gegen ihre Person erfährt. Schwierig wird es auch, wenn die Schulleitung sich auf Hören-Sagen verlässt und die Lehrperson nicht mit den Behauptungen konfrontiert und ihre Sichtweise einholt, bevor Entscheidungen gefällt werden. Vielleicht würde bei jungen Lehrpersonen mit schwierigen Eltern-Schüler-Konstellationen auch eine Umteilung des Kindes zu einer erfahrenen Lehrperson helfen oder allenfalls ein Mentor-System mit einer erfahrenen Lehrperson.

Wie gehen Sie eigentlich selbst mit Kritik um?
Wie alle anderen menschlichen Wesen reagiere ich zuerst auf der emotionalen Ebene erschrocken und betroffen. Ich weiss aber infolge meines Lebensalters mittlerweile, dass Kritik etwas sehr Positives sein kann und mir hilft, mich weiter zu entwickeln. Deshalb reagiere ich auf der sachlichen Eben interessiert und freundlich, frage nach und kläre, um was es genau geht und wie es gemeint ist. Bin ich anderer Ansicht, äussere ich das auch. Trifft die Kritik zu, bedanke ich mich für den Hinweis. Kann ich nicht im Moment adäquat reagieren, nehme ich die Kritik einfach mal entgegen und reagiere in einem späteren Zeitpunkt, wenn es mir gelingt sachlich zu bleiben und im oben beschriebenen Sinn zu verfahren.

* Ombudsstelle, Information und Beratung

Persönlich, telefonisch oder schriftlich an: Ombudsstelle Kanton Zug, Alpenstrasse 14 6300 Zug, 041 711 71 45 , www.ombudsstelle-zug.ch

 

** Katharina Landolf ist Rechtsanwältin, Mediatorin und Coach und seit Januar 2011 Ombudsfrau des Kantons Zug. Im Schulbereich vermittelt die Ombudsstelle u. a. zwischen Eltern und Schule oder auch zwischen verschiedenen Parteien innerhalb der Schule. Zeichnet sich ein echter Konflikt in der Schule ab, zahlt es sich aus, die Beteiligten früh auf die Ombudsstelle aufmerksam zu machen. Die Ombudsstelle ist unabhängig, neutral, vertraulich, kostenlos.

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