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L 1927 – Der grosse Hagelschlag

Der grosse Hagelschlag von 1927

Am frühen Abend des 2. August 1927 tobt sich ein aussergewöhnlich heftiger Hagelschlag eine Viertelstunde lang über der Gemeinde Risch aus. Tote und Schwerverletzte sind nicht zu beklagen, aber die Schäden an Gebäuden, Obstkulturen und Infrastrukturen sind enorm.

Am frühen Nachmittag des 2. August 1927 formiert sich über den westlichen Voralpen eine Gewitterzelle, die dann in östlicher Richtung über das Emmental und das Napfgebiet in den Kanton Luzern zieht. Kurz nach halb sechs trifft die Zelle mit voller Wucht auf das zentrale und nördliche Gemeindegebiet von Risch: Während etwa 15 Minuten fallen eiergrosse Hagelbrocken vom Himmel. Tiere in Feld und Wald werden erschlagen, Telefon- und Stromleitungen heruntergerissen, Dächer abgedeckt und Wohnungen durch eindringende Sturzbäche geflutet. Menschen kommen nicht ernsthaft zu Schaden. In Rotkreuz wird ein Knabe leicht verletzt und eine gerade gebärende Frau muss notfallmässig aus dem Schlafzimmer in die Stube evakuiert werden, um das neue Leben vor dem einbrechenden Wasser zu schützen. Nach der Überquerung des Zugersees schwächt sich das Unwetter ab, aber auch in Baar und Zug gibt es Schäden durch Starkregen und nachfolgende Überschwemmungen.

Augenzeugenbericht von Landammann Philipp Etter

Der spätere Bundesrat Philipp Etter (1891–1977), 1927 Landammann und gleichzeitig Redaktor der «Zuger Nachrichten», der katholisch-konservativen Parteizeitung, besichtigt am gleichen Abend das Katastrophengebiet: Von Berchtwil bis hinauf nach Ibikon, von Küntwil bis hinunter nach Buonas bieten sich ihm Blicke auf geschändete Landschaften. Etter schreibt: «Berchtwil! Sonst ein wahrer Garten der Natur. Jetzt ein Gegenstand himmeltrauriger Entstellung! Unglaublich! Alles am Boden. Aepfel, Birnen, Nüsse - dicht das Strässchen besät. Blätter, Zweige, Aeste, alles am Boden. Die Bäume, die herrlichen, entlaubt und entastet, die Matten, die grünen, unter Wasser, in fusstiefe Teiche umgewandelt. Kantonsrat [Georg] Weber empfängt uns mit Tränen in den Augen; er kann zuerst kaum ein Wort sprechen. Dann zeigt er uns Haus und Scheune. Das Scheunendach ist vom Hagel auf der Westseite gänzlich durchschlagen. Kaum ein Ziegel ganz! Der Heustock völlig durchregnet; der Kuhstall voll Wasser.»

Noch am Unglücksabend werden erste Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten organisiert. Ab dem 3. August arbeiten über 500 Personen – Militär, Feuerwehr und aufgebotene Berufsdachdecker – auf den verschiedenen Schadensplätzen. Auf dem Gemeindegebiet müssen 314 Gebäude repariert und über 800'000 Dachziegel neu verbaut werden. Bis am 6. August sind die meisten Häuser und Scheunen mit Notdächern gedeckt.

Ein politisches Nachgeplänkel

Im ganzen Kanton wird in der Folge gesammelt, um zumindest einen Teil der Schadenssumme von rund 900'000 Franken einzubringen. Der Regierungsrat koordiniert die Hilfsaktion und setzt eine Hilfs- und Schatzungskommission ein. Im Juni 1928 übt das «Zuger Volksblatt», das Sprachrohr der Zuger Liberalen, scharfe Kritik an der Zusammensetzung der Kommissionen und an der Verteilung der Hilfsgüter. Besonders heftig wird Regierungsrat Josef Knüsel (1868–1943) von Ibikon, der als direkt Geschädigter in beiden Kommissionen Einsitz genommen habe, angegriffen. Der Regierungsrat weist die Vorwürfe vehement zurück.

Das Scheunendach von Friedensrichter Josef Schwerzmann (1866–1930) in der Allrüti wird wenige Tage nach dem Ereignis neu gedeckt
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Das Scheunendach von Friedensrichter Josef Schwerzmann (1866–1930) in der Allrüti wird wenige Tage nach dem Ereignis neu gedeckt, August 1927.

Pfarrarchiv Rotkreuz, B 8-1/1.

Auch in Rotkreuz (Rotkreuzhof, alte Post) kommt der Wiederaufbau gut voran, August 1927
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Auch in Rotkreuz (Rotkreuzhof, alte Post) kommt der Wiederaufbau gut voran, August 1927.

Pfarrarchiv Rotkreuz, B 8-1/1.

Auch auf dem im Text erwähnten Schultheissenhof in Berchtwil von Kantonsrat Georg Weber (1892–1946) hinterlässt der Hagelschlag seine Spuren, August 1927
Bild Legende:

Auch auf dem im Text erwähnten Schultheissenhof in Berchtwil von Kantonsrat Georg Weber (1892–1946) hinterlässt der Hagelschlag seine Spuren, August 1927.

Privatarchiv Richard Hediger, Rotkreuz.

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