Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 3. Juli 2023

Es ist zwölf Uhr morgens und ich schrecke auf. Meine Mutter steht wütend vor dem Bett. Sie hält ihr Handy in der Hand, auf dem ich unseren Chatverlauf erkenne. «Was soll das heissen: Planänderung? Abgemacht war zwei Uhr!»

Viele kennen dieses Problem: Eltern, die einem alles verbieten. Auch ich werde teilweise damit konfrontiert. Doch versetzen wir uns mal in die Lage einer Mutter: Sie hat eine Tochter. Die ist 16 Jahre alt und geht gerade ihre Partyphase durch. Sie raucht, sie trinkt, sie stinkt. Nun, erfreut ist die Mutter nicht, dass ihr Kind ein Absturz ist. Kann daraus überhaupt etwas werden? Dieser übermässige Alkoholkonsum, das ständige Zuspätkommen! Mit diesen Dingen kommt sie nicht durchs Leben.

Hier möchte mein jugendliches «Ich» kurz eingrätschen: Liebe Eltern, ich denke nicht, dass ihr mit 16 Jahren in eurem Zimmer hocktet und jeden Befehl, der euch ausgeteilt wurde, umgesetzt habt.

Doch gehen wir mal weiter im Text: Jedes Wochenende liegt die Mutter um ein Uhr im Bett und wartet, bis die Tochter nach Hause kommt. Zehn Minuten vergehen, zwanzig. Langsam fängt die Mutter an, sich Sorgen zu machen. Die Tochter sollte längst zu Hause sein. War da nicht kürzlich was in der Zeitung? Jugendlicher fasst besoffen Stromleitung an! Was, wenn ihr etwas zugestossen ist?

Was ich sagen will: Ich verstehe die Sorgen und kann nachvollziehen, dass man Angst um sein Kind hat. Aber dann denk ich mir auch wieder: Darf ich nicht etwas Spass im Leben haben? Dann vergesse ich halt zu schreiben: «Komme 20 Minuten später.»

Früher gab es gar keinen Kontakt zu den Eltern während des Ausgangs. Damals hat es euch auch nicht gejuckt, was eure Eltern denken. Und sie hatten zehnmal mehr Recht auf Angst. Es geht mir nicht darum zu sagen, dass unsere Eltern überreagieren oder so.

Sondern dass sie sich im Klaren sein sollten, wie sie sich damals fühlten. Und etwas mehr darauf zu achten, ob es wirklich nötig ist, irgendeinen Kommentar abzugeben.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».