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22.03.2019

Die Faszination für den Stau

22.03.2019
Beitrag über die Maturarbeit von Elina Scheiring in der Zuger Zeitung vom 22. März 2019.
Elina Scheiring
Bild Legende:

In der Maturaarbeit von Elina Scheiring dreht sich alles um den Verkehr im Dorfzentrum. Die 18-Jährige hat verschiedene Szenarien simuliert, um die Staulängen während Stosszeiten zu reduzieren.

Regelmässig sind die Strassen durch das Chamer Dorfzentrum verstopft. Die Blechlawine rollt zu Pendlerzeiten während der Woche tagtäglich über den Bären- und den Rabenkreisel. Zwischen den Autos versuchen dann die Fussgänger, die Strassen zu überqueren und Velofahrer lavieren zwischen den Fahrzeugen – ein «Verkehrschaos».

Mittendrin steht die 18-jährige Elina Scheiring. Sie wohnt im Chamer Zentrum und kennt den Verkehr. Nicht nur vom Sehen, sie hat ihn untersucht in ihrer Maturaarbeit mit dem vielversprechenden Titel «Staufreies Cham. Simulationsgestützte Verbesserungsmassnahmen der Verkehrslage in Cham». Um es gleich vorwegzunehmen, auch die Maturandin hat den «Stein der Weisen» nicht gefunden. «Ich habe keine ultimative Lösung», gibt sie zu. Aber dies habe sie auch nicht erwartet. Abhilfe soll dann später einmal die Umfahrung Cham-Hünenberg schaffen, so plant es zumindest der Kanton.

Sie hat die Fussgänger selbst gezählt
Zur Verfügung standen der Maturandin die Verkehrsdaten aus dem Gesamtverkehrsmodell des Kanton Zug. Verglichen hat sie jeweils die Staulängen an den beiden Kreiseleinfahrten im Zentrum. Punktuell konnte Elina Scheiring mit einfachen Mitteln in ihren Simulationen für weniger Stau sorgen. Gearbeitet habe sie mit PTV Vissim, einem gängigen Computerprogramm für Verkehrssimulationen. «Angefangen hat eigentlich alles mit den Fussgängern», sagt die Maturandin, die seit zwei Monaten als Fahrschülerin hinter dem Steuer sitzt. Die 18-Jährige dachte sich, dass wohl die Fussgänger vor allem für den Stau verantwortlich sind oder zumindest ihren Teil dazu beitragen. «Ich habe erwartet, dass die Fussgänger einen grossen Einfluss auf die Staulängen haben», sagt sie. Dies haben die Computersimulationen bestätigt, aber: «Es ist mir klar, dass es ein völlig unrealistisches Szenario ist, wenn keine Fussgänger mehr da sind.» Interessant sei es trotzdem gewesen. «Und auch ohne Fussgänger gibt es noch Stau», bestätigt die junge Forscherin. Offizielle Zahlen zu den Fussgängern gebe es nicht, also musste Elina Scheiring diese selber zählen – geholfen hat ihr dabei ihre Mutter. «Ja, wir haben mit Strichlisten an verschiedenen Bushaltestellen gesessen», erinnert sie sich lachend.

Fast verschwunden sei der Stau in ihrer Simulation allerdings mit einer sogenannten Schnellabbiegespur, weiss Elina Scheiring. Die Spur würde beim Bärenkreisel zum Einsatz kommen und zwar für diejenigen, die von der Luzernerstrasse direkt Richtung Zug in die Zugerstrasse abbiegen möchten. Das habe die Staulängen minimiert. Aber: «Mir ist aufgefallen, wenn ich an einem Ort den Stau fast auflösen konnte, dann bildete sich dieser plötzlich an einer anderen Stelle wieder», erklärt die Kantischülerin. «Langweilig wurde es mir also nie und meine Faszination für den Verkehr ist sogar gestiegen.» An ihrer Maturaarbeit hat sie über ein Jahr gearbeitet und sie musste auch ein paar verwunderte Blicke einstecken, wenn sie Mitschülern oder Lehrpersonen von ihrem Thema erzählte.

Präsentation vor Gemeinde und Kanton
Elina Scheiring kommt ursprünglich aus dem Tirol (Österreich) und ist erst vor vier Jahren nach Cham gezogen. «Ich bin in einer sehr ländlichen Gegend aufgewachsen, so etwas wie Stau habe ich vorher gar nicht gekannt», sagt sie. Daher wohl die Faszination. Diese geht nun so weit, dass sich Elina Scheiring entschieden hat, im Herbst an der ETH Raumbezogene Ingenieurwissenschaften zu studieren.

Doch zurück zur Umfahrung Cham-Hünenberg: Elina Scheiring hat bei einer Simulation mit den Prognosezahlen von 2030, bei einer Inbetriebnahme der UCH, herausgefunden, dass Kreuzungen anstelle der beiden Kreisel im Chamer Zentrum überzeugen würden: «Es werden minimale Staulängen aufgewiesen.» Im April präsentiert die 18-Jährige ihre Ergebnisse der Gemeinde Cham und dem Kanton. «Ich habe zwar keine Lösung, aber das Interesse ist trotzdem da. Das ist doch schön», sagt sie schmunzelnd.

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