Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 28. November 2022

Das Morgenlicht der Sonne blendet mich. Ich fühle die kalte Luft an meinen Beinen. Jeden Tag das gleiche Gefühl und der gleiche Ablauf. Aufstehen, duschen, etwas essen und mit dem Velo in die Schule fahren. Die 20 Minuten, die ich bis in die Schule habe, sind zu lange und zu langweilig. Seit zwei Jahren fahre ich schon den gleichen Weg. Mit der Zeit weiss man, wie jede Kurve am besten genommen wird.

Beim Fahren fühle ich mich wie ein Rennfahrer, welcher mit voller Konzentration in seiner Zone ist. 86 Meter geradeaus, dann eine 32-Grad-Linkskurve, gefolgt von einer 47-Grad-Kurve nach rechts und noch 23 Meter bis zum Kreisel. Ich habe die Kontrolle über Geschwindigkeit und Fahrbahn. Doch etwas, was ausserhalb meiner Kontrolle liegt, sind die zwei Tonnen schweren Metallklötze. Diese können innerhalb von Sekunden in meine Zone eindringen und meine Morgenruhe stören.

Kurz bevor ich in den Kreisel einbiegen will, überholt mich so ein Metallklotz und schneidet mir den Weg ab. Wäre es einige Sekunden später, würde er mir mein Vorderrad wegziehen und ich könnte ihn verklagen und Schadenersatz fordern. Auf einfache Weise Geld verdienen. Leider trifft er mich nicht. Jedenfalls bin ich nicht zufrieden mit der Situation und schlage ihm hinten aufs Auto. Ohne überhaupt zu reagieren, fährt er einfach weiter. Über solche Fahrer kann man sich nur aufregen.

Ich fahre auch schon seit ein paar Monaten Auto. Es ist erstaunlich schwierig, in manueller Hinsicht vor allem. Letzten Samstag hatte ich eine Fahrlektion und geriet in eine knifflige Situation. Ich fuhr einen steilen Hügel hinauf und holte eine Familie auf Fahrrädern ein. Vater, Mutter und ihre zwei Kinder. Ihre maximale Geschwindigkeit lag bei etwa drei Millimetern pro Sekunde.

Es war nicht einfach, sie zu überholen, da ich nicht ahnen konnte, ob ein Auto entgegenkommen würde oder nicht. Auch das Pedal mit dem gleichen Druck zu halten, gab mir fast einen Krampf im Bein. Fahrradfahrer können wirklich mühsam sein!

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».