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21.02.2022

Digitale Spinnerei

21.02.2022
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 21. Februar 2022

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 21. Februar 2022

Wenn ich von Kleidung spreche, ist allen klar, wovon ich spreche: Von einem T-Shirt oder einer Hose – einem Stück Kleidung, das ich anfassen und tragen kann. Kleidung wird in aller Regel funktional gebraucht, eine Regenjacke für den Regen oder ein Pullover gegen die Kälte. Dann gibt es unterschiedliche Käufer für Kleidung: welche, die Kleider kaufen, um sie zu tragen, und andere, die damit handeln. Letztere nennt man «Hype Beasts» und es sind sie, die exklusive und limitierte Kleidungsstücke kaufen, um sie teuer wieder zu verkaufen.

Das alles ergibt einen gewissen Sinn und ist nachvollziehbar, hat man doch mit dem Kleidungsstück einen realen Gegenwert. Doch jüngst hat die Modewelt den Konsum auf die Spitze getrieben, und zwar mit digitaler Kleidung. Sammler können sich nun einen Schuh kaufen, den es in «echt» gar nicht gibt. Der einzige Beweis, dass man ihn gekauft hat, ist ein Video des Kleidungstückes und ein Eigentumszertifikat. Sammler kaufen also einen Schuh für 500 Franken, den sie im Leben nie anziehen können. Viele Menschen, die solche Schuhe kaufen, sehen es als ein Investment. Sie kaufen den Schuh und warten, bis der Marktpreis steigt, dann verkaufen sie ihn – digitale «Hype Beasts» sozusagen.

Dass man einen Schuh online kaufen und nie in der Hand halten, aber dann für 50000 weiterverkaufen kann, ist absurd. Klar, es ist ein Investment, wie es eine Aktie auch ist. Trotzdem macht es für mich keinen Sinn. Was soll man mit diesem Schuh machen? Was bringt es einem? Für mich zeigt das nur, wie privilegiert wir sind, dass wir viel Geld für so etwas Funktionsloses ausgeben können. Viel sinnvoller wäre es doch, wenn wir mit diesem Geld armen Menschen helfen oder uns gegen den Klimawandel einsetzen würden. Daher finde ich diese neue Form des digitalen Investments eine absolute Geldverschwendung. Natürlich hat digitale Kleidung auch positive Seiten, z. B. dass bei virtuellen Modeschauen weniger Kleider weggeschmissen werden. Und trotzdem bleibt da dieses Gefühl, dass die Welt diese digitale Spinnerei momentan nicht wirklich braucht.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit jener der Redaktion übereinstimmen

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