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07.12.2020

Digitalisierung in der Kantonsschule hat Tücken

07.12.2020
Beitrag in der Zuger Presse vom 7. Dezember 2020 zum Thema Digitaler Unterricht

Schüler, die per Computer mit ihrem Lehrer kommunizieren – das gab es auch vor Corona. Jetzt aber wird das zum Alltag – nicht immer reibungslos.

Das fängt schon bei der Wahl des Computers an. Wer an der Kantonsschule Zug in den Unterricht geht, muss ab der 3. Stufe auf eigene Kosten einen Laptop kaufen. Auch die Lehrer. Da fallen schnell 1000 Franken an. Geld, das nicht alle Eltern haben. «Man hat für Lernende einen Fonds eingerichtet, aber der wird fast nicht in Anspruch genommen», weiss Urs Leisinger, der an der Kantonsschule Chemie unterrichtet und in der ICT-Gruppe mitarbeitet.

«Bring your own device – Bring deinen eigenen Computer mit» – ist das Schlagwort. Was man auch von den Berufs- und Sekundarschulen kennt, hält nun auch in der Kantonsschule immer mehr Einzug. Und scheint in diesen Corona-Zeiten auch dringend geboten. Doch was für Auswirkungen hat es auf die Jugendlichen, täglich stundenlang am Compi zu sitzen – wo doch der übermässige Medienkonsum so schädlich sein soll? Eine Antwort darauf scheint nicht leicht. Ausser dass die Eltern halt darauf achten sollten, dass ihre Kinder sonst nicht auch dauernd am Handy sind.

Wobei auch die Vorteile auf der Hand liegen. Früher musste alles synchron laufen – auch beim Videoabspielen. «Jetzt kann jeder zeitversetzt arbeiten, wann es passt. Und das im eigenen Tempo», sagt Leisinger. Was tun als Gegenmittel bei zu viel Medienkonsum? «Man muss bewusst auch nicht digitale Elemente einplanen, zum Beispiel Kochen oder Werken», sagt Annatina Plattner.

Die Strategie ist noch nicht ganz ausgereift
Doch nun, seitdem die Corona- Krise den digitalen Umschwung im Klassenzimmer beschleunigt hat, zeigt sich immer deutlicher, dass eine richtige Strategie für den neuartigen Unterricht noch nicht ausgereift ist. Die ganz grosse Strategie ist noch nicht vorhanden», weiss auch Annatina Plattner. Die Französischlehrerin und Mitglied der ICT-Gruppe ist überzeugt: «Man kann nicht das genau Gleiche machen wie bisher. Wir müssen das Didaktische neu denken.» Die multimedialen Tools würden beispielsweise auch andere Lerngefässe als die 45-Minuten-Lektionen nahelegen. Aber da steht uns eben dieser starre Stundenplan im Weg», so Plattner.

Und dann ist auch nicht jeder Schüler gleich gut im Adaptieren der neuen Technologien. «Es gibt schon Schüler in den unteren Klassen, die wenig Disziplin haben», weiss Leisinger. Andere wiederum blühen unter den neuen Voraussetzungen regelrecht auf.

Ein weiteres Problem ist auch die IT-Infrastruktur. Für die Lehrpersonen der Kantonsschule Zug standen vor den Sommerferien 2020 noch in sämtlichen Klassenzimmern von der IT professionell aufgesetzte und gewartete Desktop-Computer bereit, nun sind diese im Zuge des kantonalen Sparprogramms entsorgt worden. Auch der Lehrkörper ist mit einem eigenen Tablet oder Laptop unterwegs. «Von der ehemals effizienten Schulinfrastruktur war Ende Sommerferien nicht mehr viel übrig. Nun hat jeder ein anderes Gerät», weiss Leisinger. Unsere IT kann da reibungslosen Betrieb nicht mehr sicherstellen. Seitdem hat sich die Situation wieder etwas verbessert, aber noch immer geht viel Zeit verloren, weil etwa Beamer und Drucker nicht ordnungsgemäss funktionieren.» Wobei auch nicht alle Lehrer mit den Computern klarkommen.

So ist auch die Datensicherheit ein grosses Thema. Da haben sich jüngst der Konvent der Kantonsschule Zug und der Verein der Mittelschullehrpersonen des Kantons Zug an die Bildungsdirektion mit einem Brief gewandt. Die Lehrpersonen seien ohne professionelle Unterstützung nicht in der Lage, die Datensicherheit (Schülerpersonalien, Informationen zur Krankengeschichte) zu gewährleisten, da ihnen weder ein vom Amt für Informatik und Organisation gesichertes Gerät zur Verfügung gestellt werde, noch ein eigenes autorisiert werden könne. Die digitale Transformation ist eine gewaltige Aufgabe. «Lehrpersonen haben eine Tendenz zum Einzelkämpfertum», so Plattner, es brauche auch neue Formen der Zusammenarbeit, damit die Vorteile der Digitalisierung wirklich zum Tragen kommen. Bleibt also noch viel zu tun, bis eine grosse Strategie sichtbar wird.

Text: Florian Hofer

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