Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 18. Januar 2021

Die Kinolandschaft leidet unter sinkenden Besucherzahlen und die Coronakrise schreibt zusätzlich rote Zahlen für das Kino. In vier Vorstellungen war ich seit Aufhebung des Lockdowns, und trotz Sommer-Special-Preisen waren die Säle drastisch unterbesetzt. Warum gehen die Leute nicht ins Kino?

Autokinos und Openairs boten letztes Jahr eine Alternative. Die Stimmung dort: leicht verdaulich. Die Filme: letztjährige Kassenschlager. Folglich waren diese Vorstellungen auch gut besetzt.

Dieses Nostalgie-Kino hat durchaus seine Daseins-Berechtigung. Doch was ist mit den Zuger Kinos, dem Seehof, dem Gotthard und dem Lux? Als regelmässiger Kinogänger kann ich prophezeien, welche Vorstellungen gut besucht sind und welche nicht. Das Grundschema ist simpel: je nischenhafter ein Film, desto leerer der Kinosaal. Wundervolle Kinomomente bleiben unerlebt, während alles in den nächsten Disneyfilm rennt, welcher im nächsten Sommer dann in Openair- und Autokinos zelebriert wird.

Seit März hat der Mäusekonzern ebenfalls seine eigene Streamingplattform. Nebst niedrigen Kosten bieten Netflix und Co viele andere Vorteile. Vor allem für junge Leute passt diese Art des abendlichen Sofakonsums besser. «Ich habe einfach keine Zeit, ins Kino zu gehen », heisst es oft. «Ich schaue mir lieber eine weitere Folge der Serie XY an.» Ich als Netflix-Verweigerer möchte diese Ideologie anfechten. Wenn man keine Zeit für einen Film hat, dann hat man erst recht keine Zeit für eine Serie.

Trotz sinkender Zahlen – noch gehen einige Leute ins Kino, nur schauen Sie sich nichts anderes an als Disney. «Aber Disney macht doch tolle Filme! Das ist doch nichts Schlechtes!» Wer diese Meinung vertritt, ist deswegen kein schlechter Mensch. Man kann sein Leben lang die monotone, doch vertraute Tiefkühlpizza mögen. Bis man eines Tages die Erleuchtung beim Italiener hat.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».