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03.02.2020

Hesch wükli gnueg gha?

03.02.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 3. Februar 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 3. Februar 2020

Heute Morgen habe ich bewusst kein Frühstück gegessen. Nicht, weil ich auf einer Diät bin – nein, weil ich bei meiner Grossmutter zum Mittagessen eingeladen bin. Als ich mit dem Fahrrad in ihre Strasse einbiege, steigt mir ein bekannter Geruch in die Nase. Allerdings kann ich noch nicht sagen, ob es sich um Brätchügeli, Pouletflügeli oder doch um eine herzhafte Rösti handelt.

Meine Grossmutter öffnet die Tür und fragt mich, ob ich reichlich Hunger mitgebracht hätte. Sie habe eine ordentliche Menge gekocht. Als mir der Duft einer leckeren Gulaschsuppe entgegenkommt, läuft mir bereits das Wasser im Mund zusammen. Während sie der Suppe noch den letzten Feinschliff verpasst, werde ich beauftragt, Salat zu schöpfen. Ich verteile ihn gleichmässig, doch sie meint, ich solle mir mehr als ihr geben. Sie sei nicht so hungrig. Also verteile ich den Salat um, bis sie zufrieden ist. Als sie mir kurz den Rücken zudreht, tausche ich unsere Teller. So kann ich wenigstens die grosse Portion Salat umgehen. Denn mir ist bewusst, dass mir bei jedem Gang eine Portion für eine ganze Schulklasse geschöpft wird.

Nachdem wir den Salat gegessen haben, wird die wohlriechende Suppe aufgetischt. Die Frage: «Wie vill wettsch?», stellt meine Oma nur rhetorisch. Sie füllt den Teller bis zum Rand. Dazu sagt sie mit erhobenem Finger: «Du dörfsch erscht gah, wenn au alles weg isch!» Es versteht sich von selbst, dass ich mindestens zwei Mal nachschöpfen muss. Wobei ich auch ihr beiläufig noch ein paar Kellen schöpfe. Sie muss ja schliesslich auch satt werden. Endlich habe ich es geschafft, der Suppentopf ist leer. Es bleibt mir genau Zeit, die Gürtelschnalle zwei Löcher weiter zu stellen, bis das Dessert auf dem Tisch steht. Obwohl ich schon fast am Platzen bin, kann ich den Caramelköpfli nicht widerstehen.

Mit vollem Bauch mache ich mich langsam auf den Heimweg. Während ich meine Schuhe anziehe, fragt mich mein Grosi: «Hesch wükli gnueg gha? Ned dass mer no ab em Velo gheisch.» Dummerweise grummelt mein Bauch gerade dann. Kommentarlos bekomme ich eine Banane in die Hand gedrückt.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema.

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