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21.11.2022

Mein Fach, das einzig wahre

21.11.2022
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 21 November 2022

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 21. November 2022

Es ist ein Mittwochmorgen im Physikunterricht: Der Physiklehrer führt einen Monolog über eines der im Lehrplan vorgeschriebenen Themen und gibt dabei lauter Fachwörter von sich. Ein Teil der Klasse versucht mitzuhalten und scheitert – in einem Ausmass, dass die Schülerinnen und Schüler dem Lehrer nicht mal eine passende Frage stellen können, nur «Hä?».

Die meisten haben sogar dies aufgegeben und versuchen stattdessen, sich noch in letzter Minute das Vokabular für die Französischprüfung in den Kopf zu rammen. Sie praktizieren, wie unser Mathelehrer gerne sagt, «Bulimielernen».

Der Physiklehrer hat wahrscheinlich noch nicht bemerkt, dass wir uns gerade in komplett anderen Welten befinden. Er hätte sonst einen der beliebtesten Sprüche für Momente, wenn Schüler im Unterricht mal nicht bei der Sache sind, zum Besten gegeben: «Interessiert Sie das überhaupt nicht? Wollen Sie nicht später mal das Studium XY an der Uni Z machen?» Das wäre er dann, der verzweifelte «Unsere-Zukunft- an-der-Uni»-Satz. Damit versuchen Lehrpersonen, ihr Fach so sehr zu propagieren, dass es scheint, dass alles, was wir im Unterricht machen, nur eine Vorbereitung für das dazu passende Studium ist.

Die Menge an Hausaufgaben, die jede Lehrperson aufgibt, ist so gross, dass wir manchmal erklären müssen, dass wir noch zwölf weitere Fächer haben. Prüfungsplanung ist eine andere schwierige Sache. Wenn man an einem Datum schon eine andere Prüfung hat, meint die Lehrperson: «Das Fach ist doch nicht so wichtig. Können Sie den Termin nicht verschieben? Ich werde meinen sicherlich nicht.»

Nun muss die Klasse als Mediator zwischen zwei Lehrern wegen eines Prüfungstermins verhandeln, bis eine der beiden Lehrpersonen aufgibt und auf einen anderen Termin ausweicht. Das Läuten der Klingel holt mich von meinem Gedankenstrom wieder in die Realität. Als die Schulsachen eingepackt werden und wir schon im Nichts-wie-weg-Modus sind, sagt der Lehrer noch eilig: «Da Sie heute keine Fragen zum Unterrichtsstoff hatten, sind Aufgaben 1 bis 10 auf die nächste Lektion zu lösen. Dafür sollte doch genug Zeit sein, oder?» Wie bitte? Genug Zeit? Na ja, wahrscheinlich wird sich das niemals ändern.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».

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