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17.12.2020

No risk, no fun

17.12.2020
Beitrag in der Rubrik «Klub der jungen Dichter» der Zuger Zeitung vom 17. Dezember 2020

Beitrag in der Rubrik «Klub der jungen Dichter» der Zuger Zeitung vom 17. Dezember 2020

Die Nacht war kalt und stürmisch als das Abenteuer begann… Obwohl sich meine Augen schon lange an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich fast nichts erkennen. Meine ehemalige Schatzkarte war mittlerweile wegen des Regens unlesbar. Ich hatte keine Ahnung mehr, wo ich war. Tränen der Verzweiflung rannen über meine Wangen. Wie kam ich hier nur wieder weg? Ein lautes Knacken war hinter mir zu hören, und ich wirbelte erschrocken herum. Eine dunkle Gestalt huschte an mir vorbei. Mein Puls raste. Wieso hatte ich diese blöde Einladung nur angenommen?

Doch erst einmal möchte ich erklären, wie ich überhaupt hierhergekommen war. Meine Familie und ich waren erst vor kurzem in dieses kleine Kaff gezogen. Anfangs war ich nicht sehr begeistert gewesen, als ich erfahren hatte, dass dieses Dorf nicht einmal 100 Einwohner zählte und komplett von Wald umgeben ist. Doch mittlerweile fand ich das schon nicht mehr so schlimm. Die Leute in meiner Klasse waren sogar alle recht nett. Doch als ich heute Nachmittag von der neuen Schule im Nachbardorf nach Hause gekommen war, lag ein schwarzer Umschlag mit einer Schatzkarte auf meinem Bett. Normalerweise war ich eigentlich immer ein eher ängstlicher Mensch, doch als ich diese Einladung in der Hand gehalten habe, war die Angst sofort weg und ein mir unbekanntes Gefühl machte sich in meiner Brust breit. Abenteuerlust.

Es war alles totenstill. Nur die Bäume, welche im Wind raschelten, waren zu hören. Plötzlich hörte ich eine Person hinter mir atmen. Das war mein Stichwort, zu rennen. Äste, Dornen und Blätter schlugen mir ins Gesicht, doch das war mir alles egal. Plötzlich stolperte ich über eine Wurzel, welche ich in der Dunkelheit und Hektik übersehen hatte. Der Schatten stand nun direkt über mir. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ein Schluchzen entwich meiner Kehle.

Als ich die Person endlich erkannte, atmete ich erleichtert aus. Es war Leonie, meine Pultnachbarin, welche auch erst gerade hierhergezogen war. Mir fiel auf, dass auch sie eine Karte in der Hand hielt. Vielleicht war sie sogar aus demselben Grund hier wie ich? Das bestätigte sich schnell, und mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass ihre Karte ziemlich gut erhalten war. Gemeinsam kämpften wir uns durch den Wald, bis die Bäume weniger wurden und wir die ersten Häuser unseres Nachbardorfes erblickten. Zwar fühlte ich mich zusammen mit Leonie ein bisschen sicherer, trotzdem war mir noch mulmig zumute, als ich all die verkleideten Kinder sah, die von Haus zu Haus zogen und Süsses verlangten.

Plötzlich spürte ich, wie eine eiskalte Hand meine Schulter berührte. Mit einem erstickten Schrei wirbelte ich herum, um gerade noch eine Gruppe verkleideter Kinder kichernd wegrennen zu sehen. Als wir beim Ziel ankamen, stockte mir der Atem. Wir standen vor unserem Schulhaus. Schweigend schauten wir uns an und nickten uns zu. Das Schulhaus war wie durch ein Wunder offen. Mit pochenden Herzen traten wir ein.

Irgendwo war das Ticken einer Uhr zu hören, ansonsten war es sehr ruhig. Die Aula lag dunkel und ruhig vor uns. Leonie wollte schon umkehren, als plötzlich das Licht anging. Überrascht kniff ich meine Augen zusammen. Von überallher ertönte das Wort «Überraschung» und Hexen, Werwölfe, Skelette und viele weitere Gestalten stürmten auf uns zu. Erst da dämmerte es mir langsam: Das waren alles meine Klassenkameraden, welche eine Überraschungsparty für uns organisiert hatten. Ich erfuhr ausserdem, dass das schon sehr lange ein Willkommensritual an dieser Schule war. Gemeinsam lachten und tanzten wir die ganze Nacht durch. Manchmal lohnt es sich eben doch, etwas zu riskieren und sich auf ein Abenteuer einzulassen.

Text: Cynthia Staubli

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