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30.11.2020

Vom Fliessen der Zeit

30.11.2020
Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 30. November 2020

Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 30. November 2020

Der Sekundenzeiger der Uhr wandert in Zeitlupe übers Ziffernblatt. Eine Minute verstreicht, doch sie fühlt sich wie eine halbe Ewigkeit an. Noch drei weitere Minuten, dann wird der Bus hier anhalten und mich mitnehmen. Ich habe keine Lust mehr, zu warten. Wieso vergeht die Zeit so langsam – und in anderen Momenten so schnell?

Die Zeit ist ein unendlicher, kontinuierlicher Ablauf. Die Zeit wird nie langsamer oder schneller. Sie bleibt auch nie stehen. Wie schnell die Zeit vergeht, kann nicht beeinflusst werden. Doch wir nehmen die Zeit unterschiedlich wahr. Bei einer Prüfung vergeht die Zeit wie im Flug, während man sich bei einem Marathon wünscht, schon am Ziel zu sein. Die gefühlte Zeit ist es, die relevant ist für unser Leben.

Manchmal geht ein Tag in einem kurzen Augenblick vorüber, und manchmal will er nicht enden. Oft hat das damit zu tun, wie wir gelaunt sind und was wir gerade treiben. Eine Minute in der Liegestütz-Position kann eine ganz schön lange Minute werden. Andererseits kann eine Minute schneller vorbeigehen, als man denkt.

Nie haben wie genug Zeit. Jedenfalls denken wir das. Wir haben das Gefühl, nicht zur Ruhe zu kommen. Das war vor 200 Jahren noch anders. Die Menschen schliefen damals einige Stunden mehr und hatten trotzdem nicht das Gefühl, etwas zu verpassen. Ich denke, sie machten sich nicht so viele Gedanken, was noch zu tun war, sondern genossen den Moment. Carpe diem.

Die Zeit ist linear, ein Zeitstrahl in eine Richtung. Nichts kann ihr entkommen, weder der rasenden noch der schleichenden. Ein tickender Gedanke, der uns Menschen auf den Bus warten lässt oder uns einfach so aus den Händen gleitet, nur der Reue willen.

So warte ich immer noch auf meinen Bus – der aber nie kommt. Ich blicke noch einmal auf die Uhr. Der Sekundenzeiger macht abermals ganz langsam, in Zeitlupe, seine Runde. Zwei Minuten, eine. Der Bus steht vor mir. Ich musste doch nicht so lange warten wie gedacht. Mein Zeitgefühl spielte mir wieder einen Streich.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema.

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