Beitrag in der Rubrik «U20» der Zuger Zeitung vom 21. Dezember 2020

«Diesen Film müsst ihr sehen, der ist super!» Damit habe ich neulich meine Eltern überredet, einen neuen Disneyfilm mit mir anzuschauen. Was ich nicht berücksichtigt hatte: Meine Eltern verstehen unter einem guten Disneyfilm etwas anderes als ich. Was ist passiert, dass meine Eltern «Das Dschungelbuch» lieber mögen als «Die Eiskönigin»?

Die Zeichentrickfilmindustrie hat in den letzten Jahren grosse Fortschritte gemacht. Es fing an mit Geschichten und Figuren, die für Kinder gut verständlich waren und mit Musik untermalt wurden. Früher waren simple Charaktere gefragt, die aber mit einer guten Geschichte zusammen aufblühten. Es war wichtig, eine lehrreiche Geschichte mit aktuellen Themen zu präsentieren. Ein gutes Beispiel ist «Mulan»: Die Chinesin Mulan verkleidet sich als Mann, um in den Krieg zu ziehen – ein Plädoyer für starke Frauen.

Anfangs waren es Zeichnungen, die fotografiert und aneinandergehängt wurden. Daraus entstanden später nahezu perfekte Animationen. Da man heute schnell alle möglichen Figuren animieren kann, rückt die Geschichte mehr in den Hintergrund, dafür gibt es viel Action und Gags. Meine Eltern sind enttäuscht. Sie vermissen das Tiefgründige.

Allerdings – ist das nicht ein gängiges Klischee? Für mich ist «Das Dschungelbuch» nicht tiefgründiger als «Die Eiskönigin ». Meine Generation hat alle älteren Filme in der Kindheit gesehen, wurde aber auch früh von den animierten Filmen beeinflusst. Deshalb mag ich beides sehr. Ich stimme meinen Eltern zwar zu: Es kann zu viel sein, wenn man sich sprechende Tiere gewohnt ist und plötzlich bunte Fantasiefiguren herumschwirren. Doch es ist auch eine Frage des Alters. Heutige Kinder würden alles tun für Elsa und Anna aus «Die Eiskönigin».

Disney war schon immer für Kinderfilme zuständig. Wenn es den Kindern gefällt, ist der Sinn der Sache erreicht. Was ich Disney für die Zukunft mitgeben würde: Trotz vieler neuer Möglichkeiten ist weniger manchmal mehr.

Hinweis
In der Kolumne «U20» äussern sich Schülerinnen und Schüler der Kantonsschule Zug zu einem frei gewählten Thema in der «Zuger Zeitung».