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09.06.2017

Wenn im Auto der Glaube an die Nächsten verloren geht

09.06.2017
#Jugend_denkt - Beitrag von Yves-Orell Wieser in der Zuger Presse vom 8. Juni 2017
Yves-Orell Wieser
Bild Legende:

Fast jeder kennt das Gefühl. Bald 18 – und es beginnt langsam die Vorfreude aufs Autofahren. Man macht den Nothelferkurs, besteht die Theorieprüfung und dann hat man endlich den Lehrfahrausweis in der Hand – und es geht ab auf die Strasse.

Der Fahrlehrer wird mit Fragen gelöchert
Ich treffe auf eine ganz neue Welt. Mir kommt vor, als habe das stundenlange Einpauken von Theorie mit den Situationen auf der Strasse fast nichts zu tun. Trotz mit Bravour bestandener Prüfung musste ich in jeder Lektion meinen Fahrlehrer mit neuen Fragen löchern. Und Fragen habe ich immer noch. Manchmal, wenn ich auf der Autobahn im Stau sitze, denke ich zum Beispiel über den Rechtsvortritt nach.
Die Strafe ist hoch, jedoch macht es manchmal den Anschein, nicht hoch genug. Klar ist, im Fall von stockendem Verkehr, darf man in der Spur bleiben und auch rechts vorbeifahren. Aber auch wenn es keinen Stau hat?

Es wird von allen Seiten her überholt
Da wir in Graubünden eine Ferienwohnung haben, bin ich recht häufig zwischen Cham und Chur unterwegs. Vor drei Wochen war die Fahrt  nervenaufreibend. Es hatte relativ viel Verkehr. Ich fuhr auf der linken Spur, um die rechtsfahrenden Autos zu überholen, einen optimalen Abstand zum Vordermann einhaltend, nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Immer wieder habe ich das Tempo angepasst, um nicht unnötig Platz vor mir zu lassen und die Autofahrer hinter mir nicht zu verärgern. Da kommt auch schon der Erste an mir rechts vorbeigefahren und drängt sich vorne rein. Ich denke, Idioten gibt es überall, und fahre weiter. Etwa drei Minuten später sehe ich es wieder in meinem Rückspiegel. Der Nächste, der das Gefühl hat, mein Abstand sei zu gross.
Als Neulenker bin ich noch nicht so sicher, ob es manchmal nicht an mir liegt oder am Auto selbst. Vielleicht ist ja die Anzeige kaputt? Unwahrscheinlich, sehr unwahrscheinlich. Ich wechsle nach rechts. Jetzt muss mir niemand mehr rechts vorfahren. Gut gedacht, jedoch falsch. Der Nächste nähert sich, auf dem Pannenstreifen wohlverstanden, und überholt. Kennen Sie das Gefühl, wenn man den Glauben an die Nächsten verliert? Das war so ein Moment für mich. Unbegreiflich. Nicht zu erklären. Und das nach all der Vorfreude.

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