Freitag, 17.30 Uhr – endlich Wochenende! Mit guter Laune steige ich in die S1 und schaue mich im rappelvollen Zug um. Fast jeder starrt emotionslos in sein Smartphone. Der 40-jährige Geschäftsmann kombiniert bunte Bonbons auf seinem Handy und die junge Frau mit Baby vor mir scrollt gelangweilt durch ihren Instagram Feed. Hilfe! Ich bin umgeben von Handyzombies!

Wir verbringen täglich mehrere Stunden damit, scheinbar mechanisch auf unserem Handy herumzutippen. Unser Daumen muss wohl pro Tag mehrere hundert Meter zurücklegen. Und das nur, um beispielsweise Fotos von Leuten anzuschauen, die wir nicht einmal richtig kennen. Wir sind abhängig von diesen kleinen Dingern, die viel zu viel unserer Zeit beanspruchen – Zeit, die wir nie wieder zurückbekommen.

Neugierig und auch etwas besorgt schaue ich nach, wie lange ich durchschnittlich pro Tag am Handy bin. Auch dafür gibt es eine App. Oh Schreck – 3,5 Stunden! Währenddessen könnte ich auch locker ein Buch lesen, 50 Cupcakes backen oder mit dem Flugzeug nach London und wieder zurückfliegen. Und doch bin ich mit einer solchen Zeitdauer längst nicht die Einzige. Laut App liege ich damit im Durchschnitt.

Diese kleinen Zeitschlucker haben unser Leben komplett verändert. Seit ein paar Jahren gibt es in China sogar spezielle «Texting Lanes»: Angepasste Trottoirs für Menschen, die nicht einmal während des Laufens auf ihr Smartphone verzichten können. Man will nämlich ständig und überall online sein, egal, ob während des Fluges nach New York, am Bahnhof oder in der Migros an der Kasse. Internet muss es haben, am liebsten auch noch kostenlos.

Unsere Sucht und Abhängigkeit von diesem Gegenstand beängstigen mich. Versteht mich nicht falsch, auch ich liebe mein Handy und finde es in so manchen Situationen äusserst praktisch. Doch die Zeit, die es mir erspart, klaut es mir doppelt und dreifach zurück. Und dafür ist sie mir dann doch zu schade – meine Zeit. Da backe ich lieber die 50 Cupcakes nach einem neuen Rezept. Bestimmt finde ich dafür eine App.