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23.02.2024

Düngung nach niederschlagsreichem Winter

23.02.2024
Wie Sie Ihre Kulturen nach dem nassen Winter 2023-24 durch eine gezielte Andüngung in Schwung bringen können.

Wie Sie Ihre Kulturen nach dem nassen Winter 2023-24 durch eine gezielte Andüngung in Schwung bringen können.

Der Winter 2023/24 fiel aus pflanzenbaulicher Sicht vorallem durch die hohen Niederschläge und warmen Bodentemperaturen auf. So fielen in den Monaten November bis Januar in Cham total 465mm Niederschlag, was mehr als die doppelte Menge als üblich ist. Die tendenziell hohen Bodentemperaturen (aktuell bereits ca. 6-8°C im Oberboden!) führten weiter dazu, dass das Bodenleben nur kurz völlig zur Ruhe kam und deshalb zusätzlich mit einer gewissen zusätzlichen Mineralisierung gerechnet werden musste. 

All dies führt dazu, dass, insbesondere auf leichten, humusarmen und oder biologisch schwach aktiven Böden mit erhöhten Nitrat-, Sulfat- und Bor-Auswaschungen zu rechnen ist. Der verfügbare Stickstoff aus dem Boden-Pool ist in diesen Böden aktuell also besonders "leer". Standorte mit höheren Kationenaustauschkapazitäten (schwere/humusreiche, tiefgründige Böden als auch biologisch gesunde Böden) sind davon weniger betroffen, weil sie mineralischen Stickstoff durch die mässigen Bodentemperaturen teilweise mikrobiell binden konnten. Wie ist nun in der Düngung auf diesen nassen Winter konkret zu reagieren?

Auf den oben genannten Risikostandorten ist der Schwerpunkt der Stickstoffdüngung von Winterkulturen bei einer Zweigaben-Strategie tendenziell auf die Startgabe zu fokussieren, sofern die Böden bald abtrocknen. Risikostandorte, welche zudem tendenziell in der Vergangenheit wenig Schwefel und Mikronährstoffe (über Hofdünger) erhalten haben, sollen  entsprechend gezielt damit gedüngt werden (sulfat- und borathaltige N-Dünger wie z.Bsp. Bor-Ammonsalpeter + S (26% N, 14%S, 0.2% B). Bordüngungen sind auf max. 2kg/ha zu begrenzen, da sonst die Kulturpflanzen Schaden nehmen können!

Im Zweifelsfall ist eine Rücksprache bei der Beratung sinnvoll. Falls die Stickstoffdünger schon als Einnährstoffdünger zuhause eingekauft wurden, kann eine Initialdüngung übers Blatt von Schwefel (max. 2kg/ha S) und Bor (max. 300g/ha)  diese Defizite leicht ausgleichen. Selbstverständlich kann eine Hofdüngergabe dieses Defizit ebenfalls entschärfen. Vergessen Sie gerade in solchen Situationen nicht, ein Düngerfenster anzulegen, um den Erfolg der Düngemassnahme zu überprüfen.


Falls Ihre Kulturen in den kommenden Wochen weiterhin auf nassen Standorten stehen bleiben, ist der Wechsel auf eine Drei-Gaben-Strategie sinnvoll, weil in wassergesättigten Böden höhere N-Mengen nur sehr schlecht verwertet werden können. Auf riskoarmen Standorten können prinzipiell die selben Massnahmen wie oben getroffen werden. Das heisst, Schwerpunkt N-Düngung auf Startgabe, S-Düngung leicht forcieren, allenfalls mit B-Düngung ergänzen.

Grünlandstandorte, welche generell genügend mit Hofdüngern versorgt sind, müssen oben geschilderte Problematik weniger fürchten, ausgenommen Betriebe, welche kaum Schwefelzufuhr über Futtermittel o.ä. auf den Betrieb vorweisen. Im Zweifelsfall ist dies wiederum sitiuativ anzuschauen.

Letztlich zu Biobetrieben: Auch sie können auf Risikostandorten mit sulfathaltigen Düngemitteln (Bsp. Esta Kiserit) kurzfristig einwirken. Borhaltige Dünger dürfen nur nach Bedarfsnachweis (Mangelsymptome, Bodenprobe, Pflanzensaftanalyse) appliziert werden.

Nebst dem geringen Nährstoffangebot im Boden haben die teils schwierigen Saatbedingungen und langen Nässeperioden auf den  Getreidefeldern ihre Spuren hinterlassen. So ist vermehrt mit abgestorbenen Wurzeln, insbesondere in der Tiefe zu rechnen. Die Förderung der Bodendurchlüftung auf verschlämmten Flächen mittels Striegel als auch Vitalisierungsmassnahmen der Kultur (Blattdünger, Melasse, Biostimulanzien) können gestresste Bestände über diese schwere Zeit unterstützen, um nicht durch eine frühe Wachstumsdepression zu viel Ertragspotenzial einzubüssen.

Bei Fragen können Sie sich jederzeit an uns wenden.

Entwicklung der diesjährigen monatlichen Durchschnittstemperatur (oben, rot) und des monatlichen Niederschlags (unten, grün) im Vergleich zum Durchschnittswert (schwarzer Balken). Quelle: MeteoSchweiz 2024
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Bildlegende: Entwicklung der diesjährigen monatlichen Durchschnittstemperatur (oben, rot) und des monatlichen Niederschlags (unten, grün) im Vergleich zum Durchschnittswert (schwarzer Balken). Quelle: MeteoSchweiz 2024

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Raphael Vogel
Lehrer / Berater LBBZ

raphael.vogel@zg.ch
+41 41 594 56 45

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