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22.01.2021

Junger Zuger ist der Meister des Arguments

22.01.2021
In seiner Altersklasse ist Enrico Steiner (13) aus Baar der beste Debattierer der Zentralschweiz - Beitrag in der Zuger Zeitung vom 22. Januar 2021
Der Baarer Enrico Steiner vor der Kantonsschule Zug. Er hat einen Debattierwettbewerb gewonnen. Bild: Matthias Jurt (20. Januar 2021)
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In seiner Altersklasse ist Enrico Steiner (13) aus Baar der beste Debattierer der Zentralschweiz. Ein Gespräch über Argumente, Diskussionen am Esstisch und Zukunftspläne.

Polemik? Ist nicht seins. Bevor Enrico Steiner sagt, was er sagen will, benutzt er Formulierungen wie: «Meiner Ansicht nach sollte man», oder, «in meinen Augen ist es so ...».

Enrico Steiner, 13 Jahre alt, will die Wahrheit nicht für sich gepachtet haben. Jedenfalls nicht von Anfang an. Für ihn ist es erst ein gutes Gespräch, wenn auf ein Pro- ein Kontraargument fällt.

Enrico Steiner, Kantischüler aus Baar, hat ein Hobby, das ihn vom Gros seiner Altersgenossen unterscheidet: Er debattiert. Leidenschaftlich gern. Und erfolgreich.

Schüler sollen verschiedene Standpunkte einnehmen
Am Samstag, 16. Januar 2021, hat er den Zentralschweizer Debattierwettbewerb der Mittelschulen, den Kanticup, gewonnen. In seiner Altersklasse setzte er sich im Finale gegen zwei Konkurrentinnen und einen Konkurrenten durch, überzeugte die Jury aus Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo (SP Luzern), ihrem Amtskollegen Michael Töngi (Grüne Luzern) und dem Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP); etwa mit Argumenten zur Frage, ob der öffentliche Verkehr in Luzern und Zug für Schüler kostenlos sein soll.

«Ich finde, dafür sprechen zwei Faktoren: Erstens ist es eine finanzielle Entlastung für die Eltern. Zweitens profitiert die Umwelt, wenn der öffentliche Verkehr vermehrt genutzt wird.» Enrico Steiner sitzt an einem runden Tisch im Eingangsbereich der Kantonsschule Zug, wo er die zweite Klasse des Gymnasiums besucht. Ein schlanker, junger Mann; das längliche Haar reicht gerade so, um es hinter die Ohren zu kämmen.

Introvertiert? «Ich kenne Sie ja nicht»
Seit seinem Sieg am Kanticup sind einige Tage vergangen. Sollte er je euphorisch geworden sein – er ist es nicht mehr. Zurückhaltend, fast schüchtern beantwortet er die Fragen, die ihm gestellt werden. Ihm gefalle an den Debatten, dass er verschiedene Meinungen zum gleichen Thema höre. Wenn er nicht debattiere, fahre er gern Velo, lese, spiele Klavier. Lieblingsfach habe er keines, er möge sie alle. Ob er sich als introvertiert bezeichnen würde? «Nein, eher im Gegenteil. Das sieht jetzt vielleicht so aus, aber ich kenne Sie ja auch nicht.»

Wenn er einen kenne, komme er aus sich heraus. Etwa am heimischen Esstisch, wo er mit seinen Eltern, dem älteren Bruder und der Zwillingsschwester debattiert, die verschiedenen Seiten aktueller Themen beleuchtet, für und Wider austauscht: «Diskutieren, nicht streiten», so der 13-Jährige, der sein Talent per Zufall entdeckt hat. Nachdem sein älterer Bruder den Debattierkurs an seiner Schule besucht hatte, meldet er sich auch an. «Ich wusste so halb, was mich erwartet. Aber dass mir das Debattieren so gefällt, hätte ich nicht gedacht.» Seit den Sommerferien trifft er sich im Rahmen von «Jugend debattiert », einem Programm zur Begabtenförderung, in unregelmässigen Abständen mit seinen Schulkameraden. Diskutiert, angeleitet von einem Lehrerteam und Koordinator Florian Horschik, und bereitet sich auf Wettbewerbe wie den Kanticup vor. «Unser Ziel ist es», so Horschik, «dass sich die Schülerinnen und Schüler die Fähigkeit aneignen, verschiedene Positionen zu beziehen, also mit pro und kontra zu argumentieren. Dazu gehört auch, dass man einmal eine Meinung vertreten muss, die einem im Innern widerspricht».

Sein Sieg am Kanticup, der an seiner achten Ausgabe zum ersten Mal digital stattfand, berechtigt Enrico Steiner zur Teilnahme am Finale von «Jugend debattiert». Am 26. und 27. März soll es in Bern ausgetragen und der Schweizer Meister erkoren werden. Weiter in die Zukunft blicken will Steiner nicht. Er kann nicht sagen, welchen Beruf er wählen oder was er studieren will. Eines aber ist im wichtig: «Es muss Spass machen, weil man macht es ja bestenfalls eine lange Zeit.» Das sei mit dem Debattieren auch so: «Wenn es mir keinen Spass machen würde, würde ich es nicht tun», sagt Steiner, erhebt sich von seinem Stuhl im Foyer, in dem sich Festtisch an Festtisch reiht, die nicht hierhergehören. Dem Coronavirus geschuldet hat man sie hier aufgestellt, damit es in der Mensa für die Schülerinnen und Schüler nicht zu eng wird.

«Ich kann das nicht abschliessend beurteilen»
Was hält Steiner von der Forderung, auch die Schulen zu schliessen? «Ich bin weder Politiker noch Wissenschafter, kann das also nicht abschliessend beurteilen. Aber ich fände es nachvollziehbar, wenn man die Schulen schliessen würde, da ja auch sonst weitgehend eine Homeofficepflicht gilt und viele Läden geschlossen wurden.» Enrico Steiner argumentiert mit der Gleichbehandlung. Und fragt, als er die Tür zum Schulhausplatz aufstösst: «Was meinen Sie dazu?» Er wartet auf das Kontraargument.


Text:
Kilian Küttel

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Ränge 1 bis 3 gingen an die Kantonsschule Zug

Der Zentralschweizer Kanticup vom vergangenen Samstag wurde für die Kantonsschule Zug zur Erfolgsgeschichte.

In der Kategorie 1, wo der 13-jährige Enrico Steiner aus Baar den ersten Platz belegte, war das Podest fest in Zuger Hand: Elena Schorn (Zug) wurde Zweite, Yannis Kemmler aus Buonas belegte den dritten Platz.

In der Kategorie 2 gab es mit der drittplatzierten Sina Meyer (Baar) einen weiteren Podestplatz für die Zuger Kantonsschule.
Siegerin der Kategorie 2 wurde die 18-jährige Fiona Jetzer (Schwarzenberg) von der Kantonsschule Reussbühl. 

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