Die Macht der Untersaaten
Die Untersaat ist ein anspruchsvolles, aber sehr effektives Tool für einen lebendigen Boden und gesunde Pflanzen. Wetten, sie ist bald schon anerkannt als eines der zentralen Bausteine des modernen Ackerbaus?
Ausgerechnet im energiereichen Hochsommer fahren jeweils die ausreifenden Hauptkulturen ihre Photosynthese runter. Das Bodenleben leidet bald schon unter Energiemangel – mit negativen Folgen für Bodenstruktur, Nährstoffdynamik und Wasserspeicherung.
Die Untersaat bringt Abhilfe: Die Pflanzen der Untersaat übernehmen übergangslos die Energieversorgung der Mikroorganismen. Die Vegetationslücken werden nach der Ernte zügig geschlossen und die Untersaat kann als Zwischenkultur ohne weiteres bis zur nächsten Hauptkultur stehen bleiben. Sie liefert Futter, verringert die Erosion, puffert die sommerlichen Temperaturspitzen und sorgt für Feuchtigkeit im Bestand und im Boden.
Zu Beginn treten die Pflanzen von Untersaaten optisch meist kaum in Erscheinung. Sie kümmern im Schatten der Hauptkultur vor sich hin. Richtig angelegt bilden sie keine ernsthafte Konkurrenz. Doch bei der Ernte der Hauptkultur übernimmt sie eine tragende Rolle – buchstäblich: der lebende Pflanzenteppich schützt den Boden vor den ärgsten Auswirkungen der Erntetechnik.
Durch die Verwendung von artenreichen Untersaatmischungen sorgt man für eine differenzierte Ansprache der Bodenbiologie. Bereits eine kleine Menge biodiverses Saatgut pro Hektar bewirkt einen verhältnimässig grossen Mischkultureffekt: Nährstoffaufnahme und Gesundheit der Kulturen verbessern sich und humusaufbauende Prozesse kommen in Gang. Die geschickte Kombination von tief- und flachwurzelnden Arten und Sorten sorgt ausserdem für die Durchwurzelung und Versorgung aller Bodenschichten. Mittlerweile gibt es im Handel hierfür erprobte Samenmischungen.
Damit die Untersaat tatsächlich den Nutzen bringt, wie ihn dieser Text so vollmundig verspricht, braucht es selbstverständlich gute Kenntnisse der lokalen Anbau- und Wetterparameter - und der Unkrautdruck sollte eher tief sein. Glücklicherweise gibt es mittlerweile immer mehr Ackerbäuerinnen und -bauern, die Erfahrung mit Untersaaten haben und die man um Rat fragen kann.
Wie immer in einem eher neuen Gebiet helfen ausserdem Experimentierfreude, Mut und eine Prise Glück. Weitere Infos zum Thema und Literaturquellen finden sich im Blog-Beitrag von Arianne Bisaz.