Navigieren auf Schulinfo Zug

Inhaltsnavigation auf dieser Seite

Navigation
  • Balance
  • Aus der Schule. Für die Schule.
03.09.2024

Aus der Schule. Für die Schule.

03.09.2024
Nach dreissig Jahren im Zuger Schuldienst und vielen pädagogischen Trends wurde unser Autor pensioniert. Ein Resümee.

30 Jahre im Zuger Schuldienst

MS
Bild Legende:

Freude und Dankbarkeit am Ende einer langen Berufslaufbahn in der Schule. Trends kamen und gingen. Wo Lehrerinnen und Lehrer unterstützt und nicht bevormundet werden, klappt Schule am besten.

Von Martin Senn*

«Schreibe doch etwas zu deiner Pensionierung nach 30 Jahren als Lehrer und Heilpädagoge», forderten mich mehrere Berufskollegen/innen und Schulinteressierte auf. Ich bin aber leicht skeptisch, ob das gefragt ist und ob das jemandem etwas bringt.

Als wichtigstes erscheint mir meine Freude und Dankbarkeit zu erwähnen, dass ich bis zum letzten Arbeitstag gerne unterrichten und arbeiten konnte. Mein Dank geht an die innovativen und engagierten Lehrerkolleginnen und -kollegen, an mein Team und an meine Schulleitung mit pädagogischen und empathischen Kompetenzen, an wohlwollende Schulbehörden, hochanständige Lernende und verständnisvolle Eltern. Die vergangenen 30 Jahre in der Volksschule erinnern mich stark an den Tempel mit den tausend Spiegeln. So wie man ihn betritt, so begegnet er einem tausendfach.

Älter werden im Lehrerberuf bringt immer wieder neue Herausforderungen. Aber keine Angst, denn die Mühe von zunehmenden Altersjahren wird ausgleichend kompensiert. Zu erwähnen sind die wachsende Erfahrung und Expertise, die vieles einfacher macht und kräfteschonende Gelassenheit ermöglicht. Zudem erhält man so etwas wie einen Altersbonus, ein Begriff, der die vielfältigen Fassetten des Respekts und des Entgegenkommens der Lernenden umschreibt.

Die aktuelle Debatte und Berichterstattung zur fehlenden Chancengleichheit, zur Überforderung des Systems Schule, zum vermeintlichen Scheitern integrativer Schulungsformen und die Forderung nach Wiedereinführung von Übertrittsprüfungen gehört für mich in den Bereich der zu vielen Köche, die den Brei verderben. Ich bin fest überzeugt, dass die motivierten und professionell agierenden Lehrpersonen die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen meistern werden, wenn sie in ihrer Arbeit und ihrem Bestreben unterstützt, aber nicht bevormundet und gegängelt werden.

Walchwil, by Andreas Busslinger
Bild Legende:
Bild: Andreas Busslinger

Nicht die Pferdezüchter und Stallmeister ziehen die Wagen, sondern die Pferde. Es ist eine Binsenwahrheit, dass gute Pferde guten Hafer brauchen, an die es sich wiederholt erinnern lohnt. Ich will darauf hinweisen, dass die Lehrpersonen im Kanton Zug seit 14 Jahren keine substanzielle Lohnerhöhung mehr erhalten haben.

Beim Ausmisten meines Büros wurde mir erneut bewusst, wie viele verschiedene pädagogische Trends, Reformen, Lehrpläne, Lehrmittel, Vorgaben und Erwartungen mir in meiner Lehrertätigkeit begegnet sind. Es war nicht immer einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen. Erfort und Zeit aufzuwenden ist immer dann speziell Gewinn bringend gewesen, wenn ich ein Anklingen meiner inneren Haltung gespürt habe. Alles andere blieb Schein und Tun-als-ob und hat mich nicht zu einem besseren Lehrer gemacht.

Ich kann es nicht lassen, noch einen letzten frechen Rat an die Lehrpersonen loszuwerden: «Tun Sie mehr von jenen Dingen, in denen Ihr Herzblut steckt. Es wird sich für Sie, für Ihre Schülerinnen und Schüler und für alle lohnen. Nehmen Sie sich einfach die Zeit von den vielen anderen Scheinpflichten.»



*Martin Senn war bis zu seiner Pensionierung im Sommer 2024 Heilpädagoge an der Oberstufe Walchwil und u. a. Vertreter der Lehrerschaft in der Walchwiler Schulkommission sowie aktiv im Vorstand des Lehrerinnen-​ und Lehrervereins des Kantons Zug.

Weitere Informationen

hidden placeholder

behoerden

Fusszeile