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31.03.2020

DUDEN, Grimm und Züritüütsch

31.03.2020
DUDEN Grimm und Züritüütsch. Ein Beitrag von Max Huwiler.
MF
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Sprache lebt. Das Leben zeigt sich von den Grundlagen bis in den Alltag. Die Neugier am Sprachleben zu wecken, von den Grundlagen bis in den Alltag, darin besteht eine wunderbare Aufgabe der Schule. Eine ganz persönliche Spurensuche.

Von Max Huwyler*

Die Brüder Grimm kennen wir von ihrer Märchensammlung her. Die Grimms haben sich gründlich mit der deutschen Sprache auseinandergesetzt, verfassten ein „Deutsches Wörterbuch“. Die Lebensdaten liegen nahe beisammen: Jakob lebte von 1785-1863, Wilhelm 1786-1859. Gemeinsame Werke publizierten sie unter „Brüder Grimm“. Dazu gehören die „Kinder- und Hausmärchen“ und das umfassende „Deutsche Wörterbuch“.

Das fängt so an: A, der edelste, ursprünglichste aller laute, aus brust und kehle voll erschallend, den das kind zuerst und am leichtesten hervorbringen lernt, den mit recht die alphabethe der meisten sprachen an ihre spitze stellen.

Elisabeth Jerichau-Baumann: Doppelporträt der Brüder Jacob (rechts) und Wilhelm Grimm. Wikimedia.
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Elisabeth Jerichau-Baumann: Doppelporträt der Brüder Jacob (rechts) und Wilhelm Grimm. Wikimedia.

Etwas jünger als die Brüder Grimm war ein preussisch-deutscher Gymnasiallehrer mit den Lebensdaten 1829 und 1911: Konrad, Alexander, Friedrich Duden. Der DUDEN ist zu einem Warenzeichen geworden, er bestimmt die deutsche Rechtschreibung. In meiner Bücherei steht der „DUDEN, Deutsches Univeersalwörterbuch A-Z“.  120 000 Artikel, 500 000 Angaben zu Rechtschreibung, Bedeutung, Aussprache, Herkunft, Grammatik und Stil. 150 000 Anwendungsbeispiele. Das alles auf 1816 Seiten. Erstmals erschienen ist der DUDEN als „Das Vollständige Orthografische Wörterbuch der deutschen Sprache“ am 7. Juli 1880 im Bibliografischen Institut in Leipzig. Seit 1892 ist der DUDEN „verbindliche Rechtschreibevorgabe“ für die Schweiz.

Für die Schweiz, wo die Deutschweizer in vielen Dialekten sprechen, wo das Hochdeutsche eine erlernte Sprache ist. Wo die vielen Mundarten Alltagssprache ist, wo es Mundartliteratur gibt, wo Mundart auch Mediensprache ist.

Ich bin in Zug aufgewachsen, wo man Hämli sagt und Chääs und Schüübe und ich goone. Im Lehrerseminar Rickenbach bei Schwyz kamen Schüler aus allen Innerschweizer Kantonen zusammen, zudem aus dem Baselbiet, dem Wallis, aus Lichtenstein und dem glarnerischen Näfels. Diese Situation hat mich für die Sprache mehr sensibilisiert als das Schulfach Latein. Als Sekundarlehrer im zürcherischen Opfikon lachten mich die Mädchen aus, als ich „Schüübe“ sagte statt „Schooss“. Unser ältester Sohn änderte in Opfikon auf der Türschwelle vom Zürichdeutsch auf die zugerdeutsche Familiensprache.

Zur Gegenwart: In einer besonderen Sprachsiuation sind die Kinder des mittleren Sohnes: Theo und Ida. Er redet mit den Kindern Mundart. Er wohnt mit der Familie im Kanton Schwyz am Rufiberg. Seine Frau ist Deutsche aus Mitteldeutschland. Die Kinder erleben selbstverständlich zwei Familiensprachen. Wenn sie miteinander spielen, sprechen sie Hochdeutsch. Ich rede mit ihnen Mundart. Ich bin ihr Grossvater und sie sagen mir auch so. Opa wäre mir zu fremd. Theo geht jetzt in Arth in die Schule. Schulsprache ist Hochdeutsch. Theo sprach selbstverständlich das Hochdeutsch seiner Mutter. Nicht lange. Die Kinder lachten ihn aus. Das hat ihn gekränkt. Also hat er auf das Schulhochdeutsch der einheimischen Kinder gewechselt. So wächst er vielsprachig auf. Bei seinem nächsten Besuch will ich von ihm wissen, welcher Satz ihm am besten zusagt: Mir isch de Bleistift abegheit. (Papadeutsch). Miär isch de Bliistift appeghiit. (Artherdeutsch). Heb ihn mir doch bitte auf. (Mamadeutsch).


 *Max Huwyler wurde 1931 in Zug geboren. Er arbeitete bis zur Pensionierung als Sekundarlehrer. Neben Geschichten und Hörspielen hat er zahlreiche Theaterstücke für die Schulbühne und Texte für Radio DRS verfasst. Der Autor hat zudem Grass und Canetti in Mundart übersetzt sowie einige Lyrikbände veröffentlicht. Max Huwyler lebt heute in Zug. Magische Lesemomente bescheren bspw. seine Mundartgedichte: "Föönfäischter" Neuedition 2015, Zytturm Verlag; "De Wind hed gcheert" Neuedition 2015 Zytturm Verlag. Beide Bände sind in Zuger Buchhandlungen oder online erhältlich.

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