Frieden wird in der Schule geboren
In der Bibel wird ein neugeborener, kleiner, schwacher, hilfloser Säugling als Friedensfürst bezeichnet. Angesichts der Katastrophen, Kriege, Flüchtlingsströme, Terror, Wirtschaftsprobleme, Kriminalität, Umwälzung der internationalen Gesellschaftsordnung usf., was kann da ein kleines Kind bewirken?
Grosses beginnt im ganz Kleinen. Das Kind steht für Neuanfang. Menschen beginnen zu träumen, schliessen sich zusammen, nehmen Einfluss, verändern die Welt. Friede wird in den Herzen der Menschen geboren: in der Familie, in zwischenmenschlichen Beziehungen, in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Kirche, in der Politik.
Das Kind an Weihnachten steht für diesen Neuanfang. Dort wo Himmel und Erde sich berühren entsteht eine neue Weltordnung. Sie stützt sich auf Gerechtigkeit, Liebe Verständnis, Wohlwollen, Treue, Friede und lebt überall dort, wo wir diesem Kind Raum schaffen, es wachsen und werden lassen.
Wie kann das in der Schule zum Tragen kommen? Es braucht Lehrkräfte, die sich vom Kind, vom neuen oft zarten Leben in sich berühren lassen. Wir können nur weitergeben, was im eigenen Herzen geboren wird. Die Kinder, die uns anvertraut sind, lernen durch uns. Als Erzieher haben wir viel Einfluss auf die Zukunft und das Verhalten der Kinder. Die Schülerinnen und Schüler brauchen neue Erfahrungen, was Frieden heisst im Alltag. In unserer dunklen Welt, wo Gewalt zum Alltag gehört und zum Teil auch verherrlicht wird, brauchen sie neue Muster und Anregungen wie Frieden gelingen kann. Sie beobachten, wie wir Lehrer und Lehrerinnen miteinander umgehen. Sie schauen / testen, ob das Zeugnis glaubwürdig ist, ob das Gelebte übereinstimmt mit dem, was ihnen beigebracht wird. Das ist ein hoher Anspruch an die Lehrkräfte. Friedensförderung beginnt im ganz Kleinen, zieht Kreise – wird Licht.
Im Kind berühren sich Himmel und Erde. Darum ist Weihnachten – ein Fest des Lichts, des Neuwerdens, des Friedens.
Sr. Rosmarie Sieber ist Provinzrätin der Schwestern vom Heiligen Kreuz (Menzinger Schwestern) und im Vorstand des Instituts Menzingen.
PS: Kennenlernen kann man die Menzinger Schwestern und ihre Geschichte sehr gut in der Ausstellung «Wo man mich braucht - Die Schwestern vom Heiligen Kreuz». Diese spannt den Bogen von der Gründung 1844 in Menzingen bis heute – von der Eröffnung einer Schule für Mädchen, über ihr Engagement in der ganzen Schweiz und in Europa, bis zu ihrer Missionstätigkeit auf anderen Kontinenten.