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29.03.2023

In Erinnerung an Max Huwyler

29.03.2023
Erinnerungen des Chefredaktors von www.schulinfozug.ch an den Zuger Mundartdichter, Künstler und Lehrer.
MH
Bild Legende:
Max Huwyler, 1931 - 2023

Dass er am Samichlaustag geboren und am Aschermittwoch beerdigt wurde, wäre Max Huwyler aufgefallen. Es hätte ihm gefallen. Er hätte ein Gedicht oder eine Geschichte mit einer liebevollen Pointe draus gemacht.

Von Lukas Fürrer*

In meinem ersten Konzept für die neue Schulinfo stosse ich bei meiner Spurensuche auf den Namen von Max. Da war er 82. In der Ausgabe 1.2013 finde ich einen ersten Beitrag von ihm. Das war das letzte Jahr der gedruckten Schulinfo. Mit Elefanten zählen. Eine erfundene Geschichte über eine Zählmethode aus Afrika. Witzig, verschmitzt und wunderbar unaufdringlich pädagogisch.

Max war halt nicht nur Dichter und Künstler, sondern immer auch Lehrer. Nicht belehrend, sondern befähigend. Nicht einengend, sondern erweiternd. Nicht nur lehrend, immer auch lernend. "Wie haben Sie zählen gelernt?", fragte er in der Einleitung zur Elefantengeschichte die Leserinnen und Leser. Ich zum Beispiel, indem mir mein Vater auf der langen Treppe neben dem Liebfrauenhof Spital die Anzahl Stufen vorgab, die ich rauf und runter zu hüpfen hatte, wobei er stets darauf achtete, dass ich nie auf derselben Stufe wie meine Schwester landete. Wir hätten ewig zählen können. Ich habe es dann mit meinen Schülern zwanzig Jahre später auf der Schulhaustreppe in Goldau gleich gemacht. Auch diese Geschichte hätte Max gefallen, umso mehr, weil es mit dem Liebfrauenhof auch einen Bezug zum vergangenen Zug gab.

Ein Jahr später hat Max den Wechsel vom Papier auf www.schulinfozug.ch mitgemacht. Ab dann findet man seine Gedichte und Geschichten in der Rubrik Balance. Ab und zu kam er auf der Bildungsdirektion auf ein Kafi vorbei. Dann blinzelte er mich an und schmunzelte heimlich über die bildungspolitische Betriebsamkeit in der Zentrale. Pädagogik war ihm wichtig - und eine Bildungspolitik, die ihn dabei nicht störte. Möge Max in Frieden ruhen. Herzlichen Dank für alles.


*Lukas Fürrer ist Generalsekretär der Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug

Die Eierstunde

Ein Unterrichtsrapport von Max Huwyler

Einladung zum Klassentreffen mit ehemaligen Schülern, 25 Jahre später. Die erste Schulstunde ist mir geblieben. Neue Erstsekler aus verschiedenen Dörfern kamen in die zentrale Oberstufenschule. Sie kamen herein ins fremde Klassenzimmer zu einem fremden Mann, der ihr Lehrer sein wird. Als alle einen Platz hatten, bat ich sie, die Stühle nach vorne zu bringen, die Bänke zurückzuschieben, sich vorne in einen Kreis zu setzen.

Da sassen sie also, meine neuen Schülerinnen und Schüler. Und ich, ihr neuer Lehrer. Alle allen ausgesetzt. Alle eine erste Stunde und drei Jahre vor sich. Keine „Ansprache zum Schulbeginn". Ich griff in meine rechte Jackentasche, zog die Hand vorsichtig heraus, legte ein Ei in die Mitte des Kreises, ein weisses Hühnerei. Ging zurück zu meinem Stuhl, wartete. Die Kinder guckten aufs Ei, zu Kameraden, zu mir, aufs Ei. Sie wussten nicht so recht wie und was. Ich musste dann doch anschieben: „Da ist etwas." - „Das ist ein Ei", sagte ein Bub. Sein Nachbar lachte. Und ich: „Das ist eine interessante Situation: Hier liegt ein Ei. Jemand sagt: „Das ist ein Ei." Und jemand lacht, weil einer sagt: „Das ist ein Ei."" Ein Mädchen streckt: „Das sieht man doch, dass das ein Ei ist. Darum hat er gelacht." - Ich: „Es hat mich nicht gestört, dass er gelacht hat. Ich habe es nur festgestellt."

Ich nun konzeptionell zur Lage: „Also: Da liegt ein Ei. Zuerst sagt lange niemand etwas, dann sagt einer. ‚Das ist ein Ei.' Dann lacht einer. Dann erklärt jemand, warum der andere lacht. Und alle haben zugehört und alles mitbekommen. - Wir gehen von einem Gegenstand aus. Schauen und denken ein bisschen und sagen etwas dazu. Natürlich ist „Das ist ein Ei" eine sehr einfache Feststellung zu einem Ei, das vor uns liegt. Aber es braucht diesen ersten Satz. Er führt zur Sache, um die es geht. Wir machen jetzt weiter mit Sätzen, die euch zum Ei in den Sinn kommen. Es können ganz einfache Feststellungen sein, auch Vermutungen, auch Fragen."

Jetzt kommt's wie selbstverständlich: „Das Ei ist weiss." – „Das Ei liegt." - „Es ist kein Osterei." - „Man kann das Ei essen." – „Ich mag Spiegeleier." - „Hoffentlich ist es kein faules Ei." Die Kinder lachen. „Das Ei ist von einem Huhn, ein Huhnei." - „Hühnerei", korrigiert jemand. Ich: „Huhnei wäre eigentlich logischer." - „Das Ei ist eiförmig." - „Ist das Ei roh oder gekocht?" Die Frage zielt auf etwas nicht Sichtbares. Einer streckt deutlich. Er weiss, wie man das herausfinden kann, ohne das Ei aufzuschlagen. Er gibt dem Ei einen Dreh, tippt das Ei mit einem Finger kurz an: Das Ei dreht weiter. Für einige ist es eine Überraschung. Einer erklärt: „Wenn das Ei hart ist, stoppt das ganze Ei. Wenn das Innere flüssig ist, will es weiterdrehen. Das kann man mit dem Finger nicht bremsen." Das leuchtet ein. „Hast du das gewusst?" - „Nein." Er hatte es so überlegt. - Ich: „Dazu gibt es ein physikalisches Gesetz, das heisst Trägheitsgesetz. Was in Bewegung ist, will in Bewegung bleiben."

Nun Wortschatz: „Wie heissen die Sachen im Ei drin?" Die Hagelschnur kennt niemand. Ihren Zweck lässt sich durch Überlegung am aufgeschlagenen Ei erklären. Oder man schlägt im Lexikon nach. Über das hartgesottene Ei kamen wir zum Osterei, zum Osterbrauchtum mit dem Osterhasen und zur Fruchtbarkeitssymbolik, zur Befruchtung und zum Überlebensdrang. Ein Bauernkind erzählte von ihrem Hahn und den Hühnern und was man da alles muss.

Alle hatten etwas gesagt, erklärt, erzählt, vermutet, gefragt. Die Regelung war wie selbstverständlich: Wer redet, hat Anrecht auf Aufmerksamkeit. Dann doch noch eine kleine Begrüssung und die Bemerkung, dass ich nach dieser ersten Stunde den Eindruck habe, dass das gut kommt. Die Schüler wünschten sich noch in der dritten Sek. hin und wieder eine Eierstunde zu irgend etwas. Jetzt laden sie als Ehemalige zum Klassentreffen.

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