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03.11.2021

Neu im System – wer lernt von wem?

03.11.2021
Beitrag Christine Hofer, PH Zug, Junglehrpersonen
CH
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Junglehrpersonen sorgen für frischen Wind und Störungen. Oder: Wer kann von wem lernen?

Von Christine Hofer*

Bereits ist das erste Quartal des neuen Schuljahres vorbei – der Anfang ist gemacht – und ob der besondere «Zauber», der Anfängen bekanntlich innewohnt, noch spürbar oder bereits verflogen ist, bleibe dahingestellt. Nicht nur für die neuen Erstklässler, auch für Jung-Lehrpersonen, für neue Führungspersonen, sprich: für alle neuen Personen im System ist somit eine erste Etappe geschafft. Neue Menschen bewirken neue Dynamiken, die «frischen Wind» bringen und bewegen – auch im Bereich der professionellen Zusammenarbeit (Führung, U-Teams, Eltern, Klassen etc.), deshalb sei hier der Fokus vor allem auf die neuen Erwachsenen im System gerichtet. 

Die «überfachlichen Beziehungsgestaltungs-Kompetenzen»
…sowohl der Lernenden wie auch der Bildungs-Profis sind hier besonders gefragt. Welche sind hier konkret gemeint? Der Lehrplan 21 (LP 21) nennt unter anderem die Personalen Kompetenzen (Selbstreflexion, Selbstständigkeit und Eigenständigkeit), die wir als Bildungsprofis bei den Lernenden fördern und stärken sollen; was wir jedoch nur tun können, wenn wir selbst (als erwachsene lernende Wesen) auf unserem Weg durch das spannende Leben ebendiese Kompetenzen lebenslang pflegen und weiterentwickeln. Sicher sind in Anfangssituationen vor allem Selbständigkeits-Aspekte gefragt (Auszug aus dem überfachlichen Kompetenz-Beschrieb des LP 21, in WIR-Form und an Erwachsenensicht angepasst): 

Wir als erwachsene Menschen… 

  • können uns in neuen, ungewohnten Situationen zurechtfinden.
  • können Herausforderungen annehmen und konstruktiv damit umgehen.
  • können uns Unterstützung und Hilfe holen, wenn wir diese benötigen. 

Um den eigenen Unterstützungsbedarf adäquat festzustellen, müssen wir uns und unsere Ressourcen kennen und nutzen, selbstreflexiv im Kontakt mit unseren Gefühlen sein und Selbst- mit Fremdeinschätzung kombinieren können: 

Wir als erwachsene Menschen…  

  • können eigene Gefühle wahrnehmen und situationsangemessen ausdrücken.
  • können eigene Einschätzungen und Beurteilungen mit solchen von aussen vergleichen und Schlüsse ziehen (Selbst- und Fremdeinschätzung).
  • können aus Selbst- und Fremdeinschätzungen gewonnene Schlüsse umsetzen.

Frischer Wind im Schulhaus
Bild Legende:
Frischer Wind. Bild: Christine Hofer.

Und wer lernt nun von wem im System?  
Sind es zwingend die «Neuen», die von den «Alten»/den Erfahrenen lernen oder ist es vielmehr auch umgekehrt so, dass die «Alten»/Erfahrenen von den «Neuen» lernen, die frischen Wind, frisches Wissen ins System bringen? 
Im Idealfall läuft das Lernen in all diesen Konstellationen nach dem Triple A- Label: Austausch auf Augenhöhe, Ebenbürtigkeit als Kernelement, gegenseitiges Geben und Nehmen. Dies setzt bei den Neuen jedoch den Mut voraus, dass sie sich getrauen, sich nach dem Triple F-Prinzip einzubringen: frisch, fröhlich, frech… und bei den «Alten» die Bereitschaft, sich vom frischen Wind beleben zu lassen, auch wenn Vieles anders daherkommt. Dennoch: Die rosarote Brille ist nicht gefragt.  

Neue Menschen sind vorerst natürlicherweise «Störungen» im System 
Da ist ein neues Wesen, das sich neu und einmalig einzigartig verhält und (zum Glück) nicht einfach das «neue Rädchen» im alten System ist (und sein will). Inwiefern kann sich das System, das Team, die Führungscrew elastisch zeigen und diesem neuen Wesen den Raum zur individuellen Entwicklung geben, ohne es subito «schlucken» zu wollen, um im «Courant normal» weiter fahren zu können? Inwiefern werden neue «kantige» Menschen nicht nur als Reibung verursachende Störung betrachtet, sondern auch als dynamische Lernfelder? Und wo ist die Grenze der Belastbarkeit eines Systems, eines Teams erreicht - durch eine Person, die zu «kantig» ist, zu aufmüpfig und unangepasst - und somit eine konstruktive Zusammenarbeit erschwert? 

CHO
Bild Legende:
Licht und Schatten. Bild: Christine Hofer.

Führung als Kernelement  
Hier ist unter anderem auch die mutige Personal-Führung von zentraler Bedeutung: Habe ich als Führungsperson den Mut, ungünstige Teamkonstellationen kreativ aufzubrechen, dort wo die Unterschiede zu gross werden? Nicht alle Menschen können mit allen anderen kreativ zusammenarbeiten. Und: kann ich mich als Führungsperson auch immer wieder selbst in die Rolle des/der Lernenden begeben? Bin ich bereit, von neuen, weniger erfahrenen Menschen zu lernen, ihre Expertise zu sehen und freudig einzubinden? Oder fühle ich mich bedroht, wenn jemand mehr/andere Expertise hat? Interessanterweise stärkt es die Führungsrolle und -akzeptanz, wenn Führungspersonen sich hier offen und lernbereit zeigen – in ihrer Vorbildfunktion machen sie dem ganzen System deutlich, dass Lernen ein lebenslanger Prozess ist. 

In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel frischen Wind, Offenheit und Freude, um eben auch die «alten» Wesen im System immer wieder «neu» zu sehen, vorgefertigte Schubladen und neue Entfaltungs- und Spielräume zu öffnen und zu nutzen – als belebende Dynamik für Individuum und System. Die Beratungsstelle für Bildungsfachleute der PH Zug stellt für solche Bewegungen und Herausforderungen im System professionelle Reflexionsgefässe zur Verfügung. Unser Coaching-Angebot steht für Sie bereit! 

Mehr Infos und Kontakt (Link): www.beratung.phzg.ch


*Dr. Christine Hofer ist Leiterin der Beratung für Bildungsfachleute der PH Zug.

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